Forsche Töne im Titel-Duell

"Egal, was die sagen": FC-Bayern-Attacken lassen Borussia Dortmund kalt


Die Jäger: Bayern um Robert Lewandowski (l.) und Thomas Müller. Die Gejagten: Der BVB um Torschütze Axel Witsel (m.) gewinnt in Leipzig.

Die Jäger: Bayern um Robert Lewandowski (l.) und Thomas Müller. Die Gejagten: Der BVB um Torschütze Axel Witsel (m.) gewinnt in Leipzig.

Von Markus Giese

Im Rennen um den Meistertitel zieht Dortmund wieder gleich. Die forschen Töne vom Verfolger FC Bayern lassen den Spitzenreiter kalt: "Mir ist völlig egal, was die sagen", meint BVB-Torschütze Witsel.

München/Dortmund - Rund 22 Stunden hieß es für die Bayern: Zu früh gefreut. Aber immerhin: gefreut. Doch als Leipzigs Cunha am Samstagabend in der Nachspielzeit einen Kopfball ans Außennetz gesetzt hatte, stand der 1:0-Erfolg der Dortmunder bei RB fest. Gut gekontert. Der Tabellenführer und Meisteranwärter wehrt die erste Attacke des Meisters, neuerdings im Herausforderer-Modus, meisterlich ab. Der Sechs-Punkte-Abstand ist wiederhergestellt. Alles beim Alten? Fast: Denn nun bleibt Bayern ein Spiel weniger für die Aufholjagd. Noch 16 Spieltage...

Mit einem größtenteils souveränen 3:1 hatten die Bayern am Freitagabend das Pflichtspieljahr 2019 eröffnet, es war eine Machtdemonstration zum Rückrundenauftakt. Und so sangen die Bayern-Fans in der Sinsheimer Arena ihr Lieblingslied: "Deutscher Fußballmeister: FCB!"

FC Bayern stellt klar: Man sollte uns nie abschreiben

Als wäre es Gesetz. War es ja auch. Das Normalste der Welt, zumindest in den letzten sechs Jahren seit 2013. Doch nun sind die Münchner in der Rolle des Jägers von Herbstmeister Borussia Dortmund. Gefällt ihnen. "Klar ist es was anderes", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, "aber wir haben das jetzt angenommen. Wir sind mit einem guten Gefühl in die Winterpause gegangen und auch mit einem guten Gefühl wieder herausgekommen."

Für eine Nacht hatte Bayern den Rückstand von sechs Punkten auf drei verkürzt, auf die greifbarere Ein-Spiel-Marge. "Die Bundesliga wird langsam wieder interessant", freute sich Trainer Niko Kovac und meinte ungefragt: "Wir haben gezeigt, dass wir da sind, dass man mit uns rechnen muss. Wir sind bereit für die Verfolgungsjagd." Salihamidzic stellte klar: "Man sollte uns nie abschreiben."

Unter Strom: Trainer Niko Kovac vom FC Bayern.

Unter Strom: Trainer Niko Kovac vom FC Bayern.

Leon Goretzka: "Die Jagd ist eröffnet"

Schon zum Ende der Hinrunde hatte Bayern eine Serie hingelegt. Das 3:1 in Hoffenheim, auswärts zuletzt Angstgegner, war der sechste Bundesliga-Erfolg hintereinander (der vierte in Serie auswärts). Somit habe man, so Kovac, "Druck aufgebaut" auf den Primus BVB - für knapp einen Tag. Bayern geht mit Schwung und neuer Titelhoffnung in die Rückrunde. "Die Jagd ist eröffnet", meinte Doppelpack-Torschütze Leon Goretzka. "Wir haben mit der starken ersten Halbzeit ein kleines Statement gesetzt und jetzt müssen wir dranbleiben", forderte Thomas Müller am Freitagabend. Da war er noch frohen Mutes, die Dortmunder würden in Leipzig schwächeln wie zum Hinrunden-Ende bei Fortuna Düsseldorf (1:2). Doch wie am 17. Spieltag mit dem 2:1 gegen Gladbach setzten sie einen Big Point. Nun sind wieder die Bayern am Zug.

Kampfansagen aus München: BVB bleibt gelassen

Beim BVB redet man nicht gerne über die immer realistischere erste Meisterschaft seit 2012, damals unter Jürgen Klopp errungen. Trainer Lucien Favre ("Wir müssen uns immer auf das nächste Spiel fokussieren") ein Statement zum möglichen Titel abzuringen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem, weil sie ohne den kurzfristig verletzten Marco Reus (im Training umgeknickt) antreten mussten, freuten sich die Borussen ganz besonders über das 1:0 beim Tabellenvierten RB Leipzig und dankten den Matchwinnern Torhüter Roman Bürki und Torschütze Axel Witsel. "Wir sind sehr glücklich, denn wir wollten diesen Sieg", sagte der Belgier über die erste Heimniederlage von RB in dieser Saison und fügte bescheiden hinzu: "Heute haben wir gute Arbeit geleistet, nächste Woche geht es weiter."

Die forschen Töne aus München, das immer lauter werdende Trommeln in Sachen Aufholjagd lässt die Dortmunder kalt. "Mir ist völlig egal, was die sagen. Wir denken nur an uns, an unser Spiel", betonte Witsel. Sportdirektor Michael Zorc meinte cool: "Wir orientieren uns nicht permanent an den Bayern, sondern wollen unser eigenes Rennen fahren." Wegen des Bayern-Sieges in Hoffenheim "fangen wir nicht an zu zittern".

Nächste Woche warten Pflichtsiege für Bayern (gegen Stuttgart) und den BVB (gegen Hannover). Am ersten Februar-Wochenende muss Dortmund nach Frankfurt, Bayern gastiert in Leverkusen. Eine Chance, Boden gutzumachen?

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