Der nächste Angriff
FC Bayern: Wie Dortmund die Dominanz des Rekordmeisters brechen will
25. Juni 2020, 13:04 Uhr aktualisiert am 25. Juni 2020, 13:04 Uhr
Thomas Müller hofft auf mehr Spannung in der Bundesliga - möglicherweise könnte der BVB ihm den Wunsch bald erfüllen. Mats Hummels bläst zur Attacke: "Wir wollen einen Platz nach oben."
München/Dortmund - Thomas Müller ist hin- und hergerissen. Einerseits, meinte der Offensivstar, sei er als Spieler des FC Bayern ja dafür zuständig, "dass es nicht spannend wird" in der Bundesliga, wie er im "Bild"-Interview verriet. Andererseits "vermisst man schon die hart umkämpften Last-Minute-Meisterschaften".
Also, ein bisserl mehr Spannung dürfte es dann doch sein.
Haaland: "Bin nicht in Dortmund, um Zweiter zu werden"
Gut für Müller, dass sein einstiger Teamkollege, der Jetzt-wieder-Dortmunder Mats Hummels, schon den nächsten Titelangriff ausrief. "Im nächsten Jahr wollen wir einen Platz nach oben rutschen", verkündete der BVB-Abwehrboss nach dem zuletzt überzeugenden Sieg des Vizemeistes gegen RB Leipzig (2:0). Und Jung-Stürmer Erling Haaland meinte nach jener Partie, er sei nicht in Dortmund, "um Zweiter zu werden".
Dortmund: Abschied von Sancho und Hakimi?
Tatsächlich schürt der Auftritt der Dortmunder bei den Brausekickern von RB Leipzig die Hoffnung, dass es im nächsten Jahr noch mal spannender werden könnte. Denn in der schwarz-gelben Mannschaft, die die Leipziger da phasenweise durcheinanderwirbelte, standen mit Giovanni Reyna (17 Jahre) und Mateu Morey (20) zwei junge Talente, zwei Hoffnungsträger für die Zukunft.
Jungstar Jadon Sancho (Ersatzbank) und Außenverteidiger Achraf Hakimi (Gelb-Sperre) fehlten. Genau die beiden Akteure also, deren Abgang nach der Saison wahrscheinlich ist. Sancho wird bei fast allen Topklubs der englischen Premier League gehandelt, Hakimi soll nach dem Ende seiner Leihe zu Real Madrid zurückkehren.
Meunier, Bellingham, Havertz? BVB könnte stark in neue Saison starten
Es scheint, als wäre der BVB auf den Abgang seiner Stars diesmal besser vorbereitet als früher. Mehr noch: Erstmals könnte sich der BVB nach millionenschweren Abgängen sogar verbessern. Mit Thomas Meunier von Paris Saint-Germain hat der BVB bereits einen Ersatz für den zwar offensivstarken, aber hinten oft nachlässigen Hakimi gefunden. Der Belgier bringt Erfahrung auf höchstem Niveau mit nach Dortmund und soll für mehr Stabilität sorgen.
Auch das nächste Mega-Talent ist schon im Anflug. Laut mehreren Medien hat sich die Borussia im Poker um England-Juwel Jude Bellingham durchgesetzt. Der erst 16-jährige Offensivspieler von Birmingham City (2. Liga) soll den Dortmundern 22 Millionen Euro wert sein.
Im Falle eines Abgangs von Sancho (Ablöseforderung 120 Millionen) könnte der BVB aber noch ein paar Scheine mehr für Einkäufe locker machen. Sogar Kai Havertz ist im Gespräch. Der 21-jährige Leverkusener dürfte Bayer bei Verpassen der Champions League ziemlich sicher verlassen. Laut "Bild" denkt er auch über einen Wechsel zu den Schwarz-Gelben nach - auch weil dort die Aussichten auf einen Stammplatz höher sind als in München, Madrid oder Liverpool.
"Der Titel muss das Ziel sein, wenn man eine Mannschaft hat wie wir"
So oder so - und das ist der größte Fortschritt - schaffen es die Dortmunder nun auch, die Eckpfeiler zu halten. Torhüter Roman Bürki, Verteidiger Hummels, Emre Can, Axel Witsel und Julian Brandt im Mittelfeld sowie Torgarant Haaland bildeten schon in der größtenteils starken Rückrunde (39 Punkte in 16 Spielen) ein solides Grundgerüst, das nun zusammenbleibt. Hummels meinte: "Der Titel muss das Ziel sein, wenn man eine Mannschaft hat wie wir." Die Dortmunder hätten einen Kader, "der uns gefährlich werden kann", befand auch Müller. "Wir wollen beim FC Bayern einen Konkurrenten, der sich hinstellt: 'Hey, wir wollen übrigens auch Deutscher Meister werden'."
Bleibt nur noch die Frage zu klären, ob die Schwarz-Gelben den nächsten Angriff mit Trainer Lucien Favre angehen. Der Schweizer stand gerade nach großen Partien - wie gegen die Bayern - in der Kritik, weil er die Mannschaft zu oft mit der falschen Einstellung auf den Platz schickte.
Und auch gegen kleine Teams wurden zu oft Punkte verschenkt. Laut "WAZ" habe sich der BVB aber dazu entschieden, mit Favre in die neue Saison zu gehen, der immerhin die beste Punktebilanz (2,16 pro Spiel) aller BVB-Trainer aufweisen kann. Wenn er die noch steigern kann, dann könnte es tatsächlich wieder richtig eng werden im Meisterrennen.
Ob das Müller dann gefallen würde?
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