FC Bayern vor Dortmund-Spiel
Die Thesen von Uli Hoeneß zu den kleinen Bayern
9. November 2018, 8:49 Uhr aktualisiert am 9. November 2018, 8:49 Uhr
Das 2:0 gegen AEK Athen war kein Befreiungsschlag für den FC Bayern vor dem Liga-Hit bei Dortmund. "Sind der Außenseiter - zum ersten Mal seit langer Zeit", sagt Uli Hoeneß.
München - Irgendwann tief in der zweiten Halbzeit des erneut freudlosen, ideenlosen Gekickes der Bayern gegen die biederen Griechen von AEK Athen, zu einem Zeitpunkt als auch zahlreiche Fans schon genug hatten und sich an die Würstelstände, in die VIP-Logen oder gleich Richtung Parkhaus verzogen, da muss Uli Hoeneß beschlossen haben: "Heute werde ich den Journalisten was erzählen."
Wenig später rief Hoeneß, auf dem Weg in die Kabine zur Gratulation, schließlich hat Bayern - soweit das faktische - mit dem 2:0 gegen Athen die Tabellenführung in seiner Champions-League-Gruppe übernommen, den Reportern zu: "Ich komm' gleich!" Er hatte was zu sagen. Und das nicht, weil seine Bayern für die Qualifikation zum Achtelfinale daheim gegen Benfica (27. 11.) nur noch einen Punkt benötigen. Auch nicht, um sich bei Robert Lewandowski zu bedanken, der den Erfolg mit seinem 13. Tor im 15. Pflichtspiel gesichert hatte.
"Wir haben einen jungen Trainer, der sich reinarbeiten muss"
Hoeneß hatte mehr im Sinn. Das große Ganze, die gesamte Saison - und die gipfelt im Duell am Samstag bei Tabellenführer Borussia Dortmund (18.30 Uhr, Sky live). Der Bayern-Präsident lobte ruhig und aufgeräumt das "sehr ordentliche Spiel der Mannschaft, vor allem in der zweiten Halbzeit". War es tatsächlich Uli Hoeneß, der sich als "sehr kritischen Menschen" bezeichnet? Ja, der mit Kalkül, der antizyklisch denkt und bewusst schauspielert.
These 1 aus dem Munde Hoeneß: "Man kann ja nicht nach Dortmund fahren und sagen, man will einen Dreier einfahren." Ach ja!? Auch nicht als FC Bayern? Hm. Denn, so These Nummer zwei: Man sei nicht Favorit, sondern Außenseiter, "zum ersten Mal seit langer Zeit". Oha! So defensiv? So demütig?
Aber, aber - das ist doch nicht Bayern-like, so spricht doch kein Abo-Meister, der sechs Liga-Titel hintereinander gefeiert hat. "Dortmund hat bis jetzt eine sehr, sehr gute Saison gespielt, gar keine Frage. Meines Wissens sind die noch vier Punkte vor uns", entgegnete Hoeneß. These Nummer drei: Man habe "eine Mannschaft im Umbruch" sowie "einen jungen Trainer, der sich reinarbeiten muss. Da muss man ein bisschen Geduld haben." Ach soooo! Man möchte gerne wissen, wie die Kreide Hoeneß geschmeckt hat.
Mit seinen Worten gibt der Ober-Bayer Kovac einen Freibrief, beim BVB verlieren zu können - mit einer ansprechenden kämpferischen Leistung. Untergehen darf Kovac nicht. Eine erklärbare Niederlage ist drin. Hoeneß stellt sich vor Kovac, will ihn weiter "bis aufs Blut verteidigen". Daran habe sich "nichts geändert".
Kovac selbst freut sich auf Dortmund. Anders als die Bayern, die nach dem Duell sieben Punkte Rückstand haben könnten, hat der 47-Jährige erstmals in der Saison etwas zu gewinnen. Und erstmals seit seinem Amtsantritt in München wird er das Spiel coachen, als wäre er Trainer bei Eintracht Frankfurt.
Als Außenseiter auf Konter und Umschaltmomente lauern und den Großen mit emotionalem Mentalitätsfußball ärgern. Borussia Dortmund am Samstag wird also nicht Kovacs letztes Spiel als Bayern-Trainer, sondern sein Kurz-Comeback als Eintracht-Coach in Bayern-Verantwortung. "Der BVB ist Tabellenführer, sie sind leichter Favorit. Ich hoffe, ich denke und ich wünsche, dass der Gegner offensiver nach vorne spielt", erklärte er, "dann ergeben sich Räume."
So defensiv! So demütig!
Die kleinen Bayern. "Wir dürfen auf keinen Fall verlieren", sagte Kapitän Manuel Neuer. Er klang ein bisschen zuversichtlicher. "Wichtig war, dass wir gewinnen und auch zu Null spielen und mit einem positiven Ergebnis in das wichtige Spiel gegen Dortmund gehen. Wir müssen uns nicht verstecken. Wir sind der FC Bayern!"
Allerdings räumte Neuer ein, dass es "eine schwierige Zeit" sei: "Da versteht es sich von selbst, dass man nicht mit Leichtigkeit auf dem Platz stehen kann und die super Bayern sieht, die man kennt."
Mats Hummels, der selber von 2008 bis 2016 für den BVB spielte, sprach von einem Spiel "auf Augenhöhe" und ergänzte: "Vielleicht nicht allen in der Mannschaft, aber mir zumindest macht es Spaß, Dortmund-Spiele anzuschauen. Das jetzt erinnert an die frühen Kloppo-Jahre." Unter Jürgen Klopp staubten die Dortmunder 2011 und 2012 den Titel ab. Seitdem waren es stets die Bayern, die die Schale am Ende einsammelten.
Hoeneß gab noch eine Kostprobe seiner Welt, wie sie ihm gefällt. Ein Dialog mit den Journalisten:
"Herr Hoeneß, sehen Sie Platz drei in der Liga nicht kritisch?" - "Meines Wissens sind wir Zweiter." - "Nein. Gladbach ist Zweiter." - "Aber die sind doch nicht vor uns punktemäßig. Oder haben die mehr Punkte als wir?" - "Nein." - "Sehen Sie? Das Torverhältnis interessiert mich nicht." Willkommen im Hoeneß-Kosmos.