Der Immerspieler
Deshalb ist Bayern-Star Joshua Kimmich für Deutschland unverzichtbar
19. November 2019, 14:03 Uhr aktualisiert am 19. November 2019, 14:03 Uhr
In 47 der letzten 51 Länderspiele steht Bayern-Star Joshua Kimmich in der Nationalmannschaft in der Startelf. Auch gegen Nordirland ist er als Sechser gesetzt.
Frankfurt/München - Am Ende einer Saison oder eines Länderspieljahres wie aktuell werden gerne Schulnoten von den Verantwortlichen und den Spielern abgefragt. "Zwischen Note 2 und 3", wertete Toni Kroos das Nationalelf-Jahr 2019. Bayern-Profi Joshua Kimmich sieht das Zwischenjahr nach der Pleite-WM 2018 und vor der EM 2020 kritischer. "Eine solide 3+." Typisch Kimmich. Ehrgeiziger geht's kaum.
Kimmich zum 23. Mal hintereinander der Sechser in der DFB-Elf
Gegen Nordirland steht der Bayern-Profi in der DFB-Startelf, das verriet Bundestrainer Joachim Löw am Montag in Frankfurt - gemeinsam im Mittelfeld mit Kroos und Ilkay Gündogan von Manchester City. Seit dem Neustart nach dem Vorrunden-Aus in Russland erfüllt Kimmich die Sechser-Rolle mit Leben - und das zum 23. Mal hintereinander.
Von Weltmeister Kroos bekam er ein dickes Lob: "Jo kann unangenehm für den Gegner sein und es fußballerisch auch gut lösen. Es war für mich keine Überraschung, dass es gut funktioniert. Es ist ein Bereich, der extrem wichtig ist, um Spiele zu gewinnen. Daher hoffe ich, dass wir uns dort immer besser einspielen und Erfolge holen."
Der 24-Jährige ist Joachim Löws Immerspieler. Sein Debüt feierte Kimmich am 29. Mai 2016 beim 1:3 im EM-Test gegen die Slowakei. Danach sah er die EM-Generalprobe gegen Ungarn (2:0) tatenlos von der Bank aus wie auch die beiden ersten Turnier-Spiele in Frankreich gegen die Ukraine (2:0) und Polen (0:0). Anschließend schlug Kimmichs Stunde - und sie hört und hört nicht auf zu schlagen. Seit dem 1:0-Erfolg im dritten Gruppenspiel gegen Nordirland, als Löw Kimmich als Rechtsverteidiger aufbot, ist der Mann eine Bank.
Joshua Kimmich: "Ich bin ein 100-Prozent-Mensch"
Die nahezu unglaubliche Bilanz des Dauer(b-)renners: In den folgenden dreieinhalb Jahren verpasste Kimmich nur ein (!) Länderspiel, den Test im November 2017 gegen Frankreich (2:2) - weil er geschont wurde.
Macht unterm Strich: Von den letzten 51 Länderspielen stand Kimmich 47 Mal in der Startelf, fehlte dabei nie verletzt oder gesperrt und wurde nach seiner 75-Minuten-Premiere gegen die Slowakei lediglich noch ein weiteres Mal ausgewechselt. Bereits vor ein paar Jahren sagte Kimmich über sich: "Ich bin ein 100-Prozent-Mensch." Egal, in welche Rolle er schlüpft. Egal, welche Position er spielt. Beim 3:0 in der EM-Qualifikation in Estland half er nach der Roten Karte für Emre Can als Innenverteidiger aus. Auch kein Problem für ihn, den Vielseitigkeits-Kicker.
Bei Bayern musste er in der laufenden Hinrunde immer wieder die Position wechseln. Erstens, weil das Mittelfeld ohne ihn zu schwach war, zu wenig dominant und passsicher auftrat. Und zweitens, weil er nach den langfristigen Verletzungen der Abwehrspieler Niklas Süle (Kreuzbandriss) und Lucas Hernández (Sprunggelenks-Operation) als Rechtsverteidiger gebraucht wurde. Kimmich bestritt in dieser Saison jedes Spiel der Bayern - natürlich! - von Beginn an und über 90 Minuten, wurde lediglich beim 4:0 gegen Köln im September vorzeitig ausgewechselt. Seit Hansi Flick vom Assistenten zum Cheftrainer umgestiegen ist, gehört Kimmich ganz klar die Rolle als Sechser vor der Abwehr. Thiago, einst Kovacs Liebling, saß zwei Spiele auf der Bank.
Zusammenspiel mit Toni Kroos: "Funktioniert ganz gut"
Über das Zusammenspiel mit Kroos im K&K-Mittelfeld sagte Kimmich: "Ich habe den defensiveren Part, gerade in Sachen Absicherung. Toni ist eher im halblinken Raum und hat da ganz klar seine Stärken. Ich glaube, dass es ganz gut funktioniert hat. Aber auch schon in der Vergangenheit."
Und wohl auch in der Zukunft. Sein 50. Länderspiel könnte er im Frühjahr noch vor der EM bestreiten. Und wenn er in dieser hohen Taktung weitermacht, muss Lothar Matthäus in acht, neun Jahren - Kimmich wäre dann erst Anfang 30 - angesichts seiner 150 DFB-Einsätze um seinen Status als Rekordnationalspieler bangen.
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