Die Rio-Achse
Auf diese Weltmeister kann Joachim Löw noch vertrauen
19. November 2019, 8:55 Uhr aktualisiert am 19. November 2019, 8:55 Uhr
Matthias Ginter, Manuel Neuer und Toni Kroos sind die letzten Vertreter der Weltmeistertruppe von 2014 - zugleich bilden sie das Fundament für die EM. "Es ist gut, wenn eine gewisse Achse bestehen bleibt", sagt Bundestrainer Joachim Löw.
Frankfurt - Folgt auf die Pflicht die Kür? Das letzte Länderspiel des Jahres, das Duell mit Nordirland in Frankfurt (20.45 Uhr, RTL), bildet den Abschluss der EM-Qualifikation, die man mit dem 4:0 gegen Weißrussland eingetütet hatte. Einerseits soll es ein Schaulaufen werden, andererseits gibt es diesen "kleinen Tick Extra-Motivation", wie es Toni Kroos nannte: Gruppenplatz eins sichern.
"Wir wollen gewinnen, die Gruppe vor Holland abschließen - das wäre schön", nannte Bundestrainer Joachim Löw die Ziele für das Spiel in Frankfurt, für das knapp 40.000 Zuschauer erwartet werden, unter anderem waren 8.000 Karten à zehn Euro verkauft worden.
Joachim Löw plagen Verletzungssorgen
Man will also diesen kleinen Prestige-Erfolg mitnehmen, Erster vor den Holländern zu werden, obwohl man den direkten Vergleich (3:2 und 2:4) verloren hatte. Außerdem gilt es, Abläufe und Automatismen zu verfeinern. "Wir haben nicht mehr viele Spiele bis zum EM-Start, deswegen gilt es, jede Minute zu nutzen, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen", forderte Leon Goretzka. Im März warten zwei Tests (einer davon in Spanien), im Juni während der Vorbereitung zwei weitere.
Umso wichtiger, dass der Bundestrainer schon ein festes Gerüst hat. Eine Achse, auf die er bauen kann für die halbe Heim-EM, bei der mindestens zwei der drei Gruppenspiele in München ausgetragen werden. Für "diese junge Mannschaft, die ganz am Anfang ihrer Entwicklung steht", so Löw, ist das enorm wichtig, schließlich habe man "Anfang des Jahres einen Umbruch eingeleitet", wie der Bundestrainer sagte, um dann "einen Umbruch im Umbruch" zu haben wegen zehn oder teilweise mehr Spielern, die verletzt fehlten. Unter anderem Leroy Sané, Niklas Süle, Antonio Rüdiger.
Joachim Löw behält sich eine Weltmeister-Achse
Das Gerüst, das sind Manuel Neuer, der Kapitän, Matthias Ginter, der neue Abwehrchef und Toni Kroos, der Spielmacher. Sie sind - nach der Ausbootung von Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller im Frühjahr - die letzten verbliebenen Weltmeister von 2014, sie bilden die Rio-Achse. "Natürlich ist es gut, wenn eine gewisse Achse bestehen bleibt", sagte Löw, "aber ich plane, den ein oder anderen Wechsel vorzunehmen, weil ich den ein oder anderen Spieler noch mal sehen will und Vertrauen schenken will. Das Spiel kann man teilweise nutzen, um etwas zu probieren."
Neuer, Ginter, Kroos - warum ist das Rio-Trio so wichtig für die DFB-Elf?
Manuel Neuer (33 Jahre/92 Länderspiele)
Der Kapitän ist Löws klare Nummer eins im Tor, hat den Anfang des Jahres ausgerufenen Konkurrenzkampf mit Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona gewonnen. Gegen die Nordiren darf - wie abgesprochen - die Nummer zwei ran, Neuer kann sich erholen. Beim 4:0 gegen Weißrussland zeigte der Bayern-Torhüter mit einer starken Parade und einem gehaltenen Elfmeter, warum er diese Stellung hat.
Matthias Ginter (25 Jahre/29 Länderspiele)
Beim WM-Titel 2014 in Brasilien kam der Mönchengladbacher genauso oft zum Einsatz wie vier Jahre später 2018 in Russland: jeweils null Minuten. Bei der EM soll er den Abwehrchef geben, sollte es Süle nicht rechtzeitig schaffen. "Er hat eine gewisse Ruhe, das macht ihn so solide, seriös und zuverlässig", lobte ihn Löw. Gegen Weißrussland traf er per Hacke zum 1:0, bereitete das 3:0 von Kroos vor. "Das gab es noch nie in meiner Profilaufbahn", jubilierte Ginter.
Toni Kroos (29 Jahre/95 Länderspiele)
Der Spielmacher von Real Madrid ist der Fixpunkt im Mittelfeld, unterstützt von Joshua Kimmich. "Toni führt die Mannschaft an, macht das auch neben dem Spielfeld wirklich sehr gut. Er ist ein Vorbild in seiner ganzen Art und Weise, wie er diesen Beruf sieht", schwärmte Löw von ihm. Kroos selbst hat den EM-Titel als großes Ziel. "Ob wir im nächsten Jahr so gut sind, dass wir ganz vorne dabei sind, wird man sehen", meinte der Ex-Bayer, "aber ich habe insgesamt ein gutes Gefühl."
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