Trotz Kovac-Wachrüttler
Darum tut sich der FC Bayern gegen kleine Gegner schwer
11. April 2019, 15:00 Uhr aktualisiert am 12. April 2019, 7:21 Uhr
Beim 5:0-Sieg gegen den BVB stellte der FC Bayern seine Qualität unter Beweis, gegen kleinere Gegner tun sich die Münchner in dieser Saison allerdings häufig schwer. Den Grund dafür hat Niko Kovac längst gefunden, doch kann er das Problem auch beheben?
München - Das 5:0 gegen Borussia Dortmund hat gezeigt: Wenn es darauf ankommt, ist der FC Bayern noch immer da! Ein Sieg gegen Kritiker und Zweifler, ein Sieg für das eigene Selbstverständnis. Eben jenes schien der Mannschaft von Niko Kovac im Laufe dieser Saison etwas abhandengekommen zu sein.
Der FC Bayern ist in der Defensive zu nachlässig
Freilich, die Krise aus dem Herbst ist schon lange überwunden. Von den vergangenen 16 Bundesliga-Partien konnten die Bayern 14 für sich entscheiden, der zwischenzeitliche Neun-Punkte-Rückstand auf den BVB ist längst aufgeholt. Mit 74 Treffern erzielte das Team von Niko Kovac zudem zwei Tore mehr als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Eines zieht sich dennoch durch diese Spielzeit: Die Bayern tun sich schwer gegen vermeintlich kleine Gegner, auch das lässt sich an der Tabelle ablesen. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Bayern acht Gegentreffer mehr kassiert und deshalb fünf Zähler weniger auf dem Konto.
So sicher wie gegen den BVB stand der Rekordmeister in dieser Saison nicht immer - im Gegenteil: Die Bayern leisteten sich teils horrende Fehler in der Rückwärtsbewegung. Und das gegen Gegner wie Düsseldorf, Augsburg oder Freiburg. Vermeintlich kleine Gegner, die den Strafraum von Manuel Neuer in den vergangenen Jahren eigentlich nur vom Hörensagen kannten.
Ein Fakt, der auch Niko Kovac nicht verborgen geblieben ist. "Fußball ist merkwürdig, Fußball kann man nicht immer erklären", sagte der Bayern-Coach gegenüber "Sky" nach der Gala gegen den BVB und wirkte fast ein bisschen ratlos: "Wir haben am Anfang der Saison genauso gute Spiele gehabt, nach vorne verteidigt, wie wir es auch heute hatten." Kovac weiter: "Das ist das, was ich immer anspreche: Wir müssen defensiv besser arbeiten."
Kommt der FC Bayern nur gegen Top-Teams an sein Top-Level?
Auch vor dem Kracher gegen den BVB ermahnte Kovac sein Team zur Konzentration in der Defensivarbeit. "Das Verteidigen ist das Einfachste, was es gibt, es ist Handwerk - aber du musst es wollen, den Zweikampf gewinnen wollen", merkte der Kroate an, tags zuvor entgingen die Bayern beim 5:4-Sieg gegen Zweitligist Heidenheim im DFB Pokal haarscharf der größten Blamage der jüngeren Vereinsgeschichte. Kovac sprach in der Folge von "taktischem Fehlverhalten", von "individuellen Fehlern", zu verteidigen sei eine "Einstellungssache". Er und sein Trainerteam würden es "immer wieder ansprechen, korrigieren und - tja." Kovac verzog das Gesicht.
Gegen den BVB zeigten die Bayern - wie schon beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Liverpool - wie diszipliniert sie in der Defensive stehen können. Der Rekordmeister ließ lediglich eine einzige wirkliche Torchance zu, am Ende kamen die Statistiker mit viel Wohlwollen auf vier BVB-Schüsse Richtung Bayern-Tor. Dennoch stellt sich die Frage: Erreicht der Rekordmeister nur noch gegen die Top-Teams sein Top-Level?
Die Antwort darauf wird die Mannschaft im Saisonendspurt geben. In der Bundesliga stehen die Bayern sechs Spieltage vor Schluss mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze, viele Patzer dürfen sie sich also nicht mehr erlauben. Ins Pokal-Halbfinale bei Werder Bremen geht der Rekordmeister als Favorit. Der Gegner wird zwischen RB Leipzig und dem Hamburger SV ermittelt. Ob Niko Kovac den Leipzigern dann insgeheim die Daumen drückt?
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