Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk

Als Nikolaus! Mats Hummels überrascht Bayern-Fan Rudi


Von Bernhard Lackner

Mats Hummels vom FC Bayern überrascht bei der Aktion Ehrenrunde den Fan Rudi Tausend als Nikolaus. "Das vergess ich meiner Lebtag ned", jubiliert der Anhänger.

München - Am Ende dieses einzigartigen Tages flossen bei Rudi Tausend doch noch die Tränen. Tränen der Rührung, am Abend, als er dann wieder zuhause war in Gablingen bei Augsburg. "Was die mit mir gmacht hamm", sagte er noch immer tief berührt und bewegt, "das vergess ich meiner Lebtag ned." Natürlich nicht. Wie auch, wenn man aus heiterem Himmel überrascht wird von drei Profis des FC Bayern, die sich bei ihm einfach bedanken wollten für sein soziales Engagement. Für seinen selbstlosen, ehrenamtlichen Einsatz für krebskranke Kinder.

Später sagte Rudi Tausend dann noch kopfschüttelnd: "Und dann sitzt auch noch der Hummels neben mir und ich hab's nicht mal gemerkt." Weil der Hummels ja auch gut verkleidet war, nämlich als Nikolaus. Eine schöne Weihnachtsgeschichte mit Rafinha und Jérôme Boateng. Mit Rudi Tausend und Santa Mats. (Lesen Sie auch: Mats Hummels bat Salihamidzic um ein Gespräch)

"Das vergess ich meiner Lebtag ned", sagt Tausend über den Tag mit Hummels und Rafinha (Fotos o.) im Auto, später kam noch Boateng dazu.

"Das vergess ich meiner Lebtag ned", sagt Tausend über den Tag mit Hummels und Rafinha (Fotos o.) im Auto, später kam noch Boateng dazu.

Und wie das alles kam? Alles der Reihe nach: Rudi Tausend, 71, seit Jugendtagen Bayern-Fan. Sein erstes Spiel im Stadion, graue Bundesliga-Vorzeit, August 1964 im Aufstiegsjahr, Regionalliga Süd, ein 10:0 gegen Darmstadt im Grünwalder Stadion. 2003 gründete der Rudi dann seinen Fanklub, die "Glammhogga", schwäbisch für Klammerhaken. Anfangs waren es 50 Mitglieder, inzwischen 500. (Lesen Sie auch: Bayern-Fans kritisieren Stadt für Umgang mit Obdachlosen)

Rudi Tausend hat seine Lebensaufgabe gefunden

Seitdem engagierte sich Rudi Tausend aber auch sozial. Für an Krebs erkrankte Kinder auf Station 9 des Augsburger Klinikums. Er sammelt seitdem Spenden, Spielsachen, Bücher. Veranstaltet wie auch heuer im Advent eine große Tombola, deren Erlös einzig den Patienten zugutekommt, für die Bescherung an Heiligabend. Höhepunkt für die Kinder ist freilich jedes Jahr der Besuch eines Bayern-Heimspiels. Heuer hatten der Rudi und seine Glammhogga dafür rund 4000 Euro gesammelt, das reichte für Busfahrt, Eintrittskarten und Verpflegung, damit 70 krebskranke Kinder mit dem Doppeldecker zum Saisonfinale in die Arena fahren durften. Dass die Bayern 1:4 gegen Stuttgart verloren, Nebensache.

Für Rudi Tausend ist sein Engagement längst zu einer Lebensaufgabe geworden. Manchmal, sagt er, seien es bis zu 50 Stunden pro Woche, in denen er sich für die Kinder einsetzt. Sich auch um die Angehörigen kümmert, die Eltern, aber auch die Geschwister. Ein Einsatz, der ihn selbst viel Kraft kostet, vor allem, wenn er Kinder, die er lange kannte und betreute, auf ihrem letzten Weg bei der Beerdigung begleitet. Manche Spendengelder fließen auch in Trauerkränze und Grabgestecke.

Wie bei dem neunjährigen Buben, für den Rudi Tausend in den letzten Wochen seines Lebens noch eine Bayern-Fahne mit allen Unterschriften der Spieler besorgt hatte. Kurz vor seinem Tod sagte der Bub noch zu seiner Mutter, sie möge, wenn er dann gestorben sei, die Fahne bitte dem Rudi geben, da sei sie gut aufgehoben. Wenn Rudi über die Beerdigung spricht, auf einem Friedhof im Werdenfelser Land, dann stockt ihm heute noch die Stimme.

Stars des FC Bayern besuchen derzeit Wohltäter

Erlebnisse, nach denen auch Rudi Tausend wieder Kraft sammeln muss bei seiner Familie, bei Frau Annelies und Sohn Manuel. Erlebnisse, die ihn aber nicht unterkriegen, in seinem ehrenamtlichen Engagement für die Kinder von Station 9. Es sind solche Menschen wie Rudi Tausend, bei denen sich die Bayern im Rahmen der Aktion "Ehrenrunde" derzeit bedanken, ganz egal, ob sie wie der Rudi Bayern-Fans sind oder nicht. Menschen, die sich im Ehrenamt engagieren, die ihre Zeit opfern, um anderen zu helfen.

Und wie war das jetzt mit Hummels, dem Nikolaus? Bei einer Autofahrt Richtung München gesellte sich bei einem Zwischenstopp in Unterschleißheim plötzlich Rafinha auf die Rückbank. Und neben Tausend nahm auf dem Fahrersitz der Nikolaus Platz. Rote Mütze, weißer Bart, standesgemäß in Bayern-Farben. Fast eine Viertelstunde plauderten die drei angeregt über das Leben und den Fußball. Zwischendrin sagte der Nikolaus einmal: "Wäre ich kein Nikolaus geworden, sondern Fußballprofi, dann wäre ich sicher Stürmer." Ein Witz, über den sich Rafinha hinten prächtig amüsierte. Schließlich fiel die Maske und der Nikolaus sagte: "Servus, Rudi, ich bin der Mats!"

Zufällig steuerte der enttarnte Mats Hummels den Audi Q8 in die Allianz Arena, wo in der Erlebniswelt auch noch Jérôme Boateng wartete und reichlich Geschenke für die Kinder der Krebsstation überreichte. "Der Tag", sagte Rudi Tausend dann später noch, "das war der reine Wahnsinn." Ein Tag, den sich Rudi Tausend aber auch mehr als verdient hat.

Kennen Sie, liebe AZ-Leser, jemanden, den die Bayern-Stars als Belohnung für sein/ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement mit einer Ehrenrunde wie bei Rudi Tausend beschenken sollten? Alles zur gemeinsamen Aktion des FC Bayern und Audi, zu den Nominierungen für die Kandidaten und den Clip zum Ehrentag von Rudi Tausend finden Sie hier.

Im Video: Hummels-Berater dementiert Verhandlungen