Stallwangerin bei TV-Doku zu sehen
Unheilbar krank: Warum Aufgeben keine Option ist
7. Dezember 2020, 15:00 Uhr aktualisiert am 7. Dezember 2020, 15:00 Uhr
Glücklich trotz schwerer Krankheit: Michelle Schindlmeier aus Stallwang (Kreis Straubing-Bogen) zeigt, warum ihre unheilbare Lungenerkrankung für sie kein Hindernis ist, sich ihre Träume zu verwirklichen. Ein Fernsehteam hat die 23-Jährige für eine Dokumentation über schwerkranke Menschen begleitet. Im Interview erzählt sie von den Dreharbeiten 2019, neuen Hobbys im Corona-Alltag und von Weihnachten unter freiem Himmel.
Frau Schindlmeier, am 8. Dezember startet auf RTL2 die Dokumentation "Hier und Jetzt", in der Sie auch zu sehen sein werden. Aufgeregt?
Michelle Schindlmeier: Ich war die ganze Zeit voll aufgeregt, aber ich durfte den Film inzwischen schon sehen. Mein Mann Alex und ich haben ihn uns beim Frühstücken angeschaut und dann ist mir eine Last von den Schultern gefallen. Ich weiß jetzt, dass es ganz toll geworden ist und ich da richtig dahinter stehe. Jetzt freue ich mich bloß noch.
Um was geht es in der Doku?
Es geht um schwerkranke Menschen, die zeigen, wie sie ihr Leben trotzdem glücklich leben. Dass sich eben nicht alles um die Krankheit dreht, sondern dass sie im "Hier und Jetzt" leben und wie sie das Beste aus ihrer Situation herausholen.
Gedreht wurde ja bereits vor einem Jahr. War es schwer, die Dreharbeiten so lange geheimzuhalten?
Die letzte Zeit war es nicht mehr so schwer, aber gerade während der Drehzeit war es hart. Ich habe ja weiter Storys für Instagram gemacht, durfte aber den Dreh eben nicht zeigen. Dann habe ich immer den Teil, bei dem das Kamerateam dabei war, ausgelassen. Es ist schon schwierig, nicht darüber zu sprechen, besonders wenn du danach gefragt wirst, wann wieder ein Beitrag von dir zu sehen ist.
Sie haben letztes Jahr im Oktober geheiratet. Das Filmteam hat Sie bei den Vorbereitungen begleitet. Wie fühlt es sich an, auf 2019 zurückzublicken?
Das war komisch. Ich habe dann beim Ansehen des Films auch gelacht und geheult. Das waren Emotionen, als würde ich es von Kopf bis Fuß noch einmal erleben. Und an manche Sachen denkt man im Nachhinein auch gar nicht mehr, zum Beispiel an den Moment, als ich das Brautkleid zusammen mit meiner Schwester angezogen habe. Das hatte ich nicht mehr so am Schirm.
Dieses Jahr wäre eine Hochzeit für Sie und Ihren Mann wohl nicht so leicht möglich gewesen…
Die wäre auf keinen Fall so möglich gewesen. Wir hätten ganz ganz klein im Sommer heiraten müssen. Aber ich glaube, dass wir die Hochzeit dann ganz weit nach hinten verschoben hätten. Wir haben letztes Jahr echt viel Glück gehabt. Es hat ja keiner geahnt, was kommen würde.
Sie selbst gehören zur absoluten Risikogruppe. Wie sehr beherrscht die Corona-Pandemie Ihren Alltag?
Ich fühl mich schon eingeschränkt, auch wenn bestimmte Sachen schon normal geworden sind und ich mich daran gewöhnt habe. Aber ich finde es schade, dass wir jetzt keinen Urlaub machen können. Ich hatte eigentlich geplant, mit Alex, meinem Mann, am Ende des Jahres nach Hamburg zu fahren. Da haben wir auch Flitterwochen gemacht. Ich fühle mich auch ausgeliefert, weil so viele Leute Gegner der Maßnahmen sind und auf Demonstrationen gehen. Man kann aber einfach nichts dagegen machen. Ich kann die anderen Leute nicht schütteln und sagen, wacht mal auf und benehmt euch.
Was vermissen Sie am meisten aus der Zeit vor Corona?
Die Spontanität. Wenn wir einkaufen gehen, planen wir das an Tagen, an denen wir davon ausgehen, das nicht viele Menschen einkaufen gehen. Wir gehen zum Beispiel nie am Freitag oder Samstag einkaufen. Was mir noch mehr abgeht, ist aber die Nähe zur Familie. Dass man sich nicht drücken kann und sich nicht so oft sieht. Meine Mama kommt schon regelmäßig vorbei, aber nur mit Maske. Ich darf sie auch nicht umarmen, weil sie im Krankenhaus arbeitet und deswegen nochmal mehr Vorsicht geboten ist.
Auf Ihrem Instagram-Account verbreiten Sie aber lieber Hoffnung und Optimismus statt Angst zu schüren. Was gibt Ihnen Kraft?
Ich suche mir Ablenkung, weil ich denke, dass es von Nachteil ist, wenn ich dauernd Nachrichten anschaue und mich die ganze Zeit auf die Zahlen konzentriere. Man sollte auch versuchen, das auch einmal auszublenden. Und dadurch, dass mein Mann jetzt auch zu Hause ist, bin ich auch weniger alleine und das ist schön.
Wie gehen Sie damit um, dass Sie beide daheim sind?
Wir gehen uns Gott sei Dank nicht auf die Nerven und wenn es doch einmal so ist, mache ich mein Beauty-Zeug und er geht dann zur Baustelle seiner Eltern. Wir kommen aber echt gut zusammen klar, gehen sehr oft spazieren. Ich glaube, so oft waren wir die letzten Jahre zusammen nicht mehr spazieren wie dieses Jahr (schmunzelt).
Haben Sie auch neue Hobbys für sich entdeckt?
Ja, kochen zum Beispiel. Wir haben davor auch gekocht, aber jetzt werden wir experimentierfreudiger, stehen länger in der Küche. Das Spazierengehen ist inzwischen ein richtiges Highlight für uns geworden.
In knapp drei Wochen steht das Weihnachtsfest an. Wie wird Heilig Abend bei Ihnen aussehen?
Das ist superschwierig. Es wird dieses Jahr nicht möglich sein, die Familie so wie sonst alle zu uns einzuladen. Wir haben jetzt überlegt, ob es möglich wäre, an Weihnachten ein Lagerfeuer zu machen und uns darum herum zu setzen und zu grillen. Aber das geht natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt. Oder wir machen eine Rundfahrt und fahren unsere Verwandtschaft ab. Dann geht es erst nach Steinach zu meiner Mama und zu meiner Schwester, dann nach Hunderdorf zu meinem Papa und dann weiter zu Alex Familie. Einfach alle abklappern und zusammen einen Punsch trinken.
Was sehen Sie positiv an der Corona-Krise? Kann sie einen auch in gewisser Weise stärken?
Ja, auf jeden Fall. Man merkt auch, wer Verständnis dafür hat, dass ich vorsichtig bin. Und man sieht auch, wer kein Verständnis hat. Aber es ist schon schön, wenn man weiß, dass der engste Kreis zusammenhält. Und obwohl man sich so fern ist, gerade körperlich, sich trotzdem auch so nahe ist. Ich finde auch, dass man es mehr schätzt, wenn man sich dann wieder sehen kann.
Ein Wunsch fürs neue Jahr?
Ich hoffe, dass so viele Menschen wie möglich gesund bleiben oder zumindest nicht schwer erkranken. Dass sich die ganze Situation entspannt. Ich würde mir auch mehr Spontanität wünschen und auch, dass sich die Leute wieder mehr entspannen. Wenn man einkaufen geht, sind da so viele Menschen, die so aggressiv und schlecht gelaunt sind. Die Leute sollen wieder den Spaß am Leben finden. Es ist ja nicht alles schlecht. Ich kann das natürlich verstehen, aber ich würde mir einfach wünschen, dass es den Leuten wieder besser geht, psychisch und auch finanziell.
Auch in den sozialen Medien merkt man ja die Anspannung.
Ja, ich finde diese Spaltung da auch wirklich extrem. Es gibt gefühlt nur Schwarz und Weiß. Es gibt kein Dazwischen mehr. Es gibt nur Leute, die dagegen sind oder welche, die vorsichtig sind. Ich würde mir wünschen, dass es einfach wieder mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft da ist.
Vielen Dank für das Gespräch.