Bayern

Reform: Gymnasium wird nicht zum Wunschkonzert


Eine generelle Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 wird es wohl nicht geben.

Eine generelle Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 wird es wohl nicht geben.

Wer gehofft hatte, die Debatte um das bayerische Gymnasium werde mit der von CSU und Staatsregierung versprochenen "Mittelstufe Plus" ein Ende finden, sieht sich enttäuscht: Die Opposition im bayerischen Landtag, aber auch der bayerische Philologenverband (bpv) übten zum Teil heftige Kritik an den jetzt bekannt gewordenen konkretisierten Plänen, die am Dienstag vom Ministerrat abgesegnet worden waren.

Gestartet werden soll ein groß angelegter zweijähriger Modellversuch zum Schuljahr 2015/2016 an "ausgewählten Pilotschulen", deren Zahl "noch nicht festgelegt" sei, teilte Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) gestern in München mit. Die Rede ist von etwa zehn Prozent der Gymnasien im Freistaat, das wären etwa 32. Interessiert haben sich nach bpv-Angaben schon vor einer offiziellen Ausschreibung etwa 50 Schulen.

An diesen Gymnasien soll zwei Jahre lang die "Mittelstufe Plus" ausprobiert werden. Schüler können die besonders lernintensive Mittelstufe dort in drei statt bislang zwei Jahren durchlaufen. Völlige Wahlfreiheit sieht das Konzept allerdings nicht vor: Wer sich mehr Zeit für das Gymnasium lassen will, muss sich einen "pädagogischen Bedarf" bescheinigen lassen.

Das laufe auf eine "Stigmatisierung" der betroffenen Schüler hinaus, kritisierte der Bildungspolitiker der Landtags-Grünen Thomas Gehring. Die Einführung einer "Sitzenbleiberklasse" sei keine Reform. SPD-Bildungssprecher Martin Güll sprach von "Sitzenbleiben mit anderer Bezeichnung".

Minister Spaenle wies dies als "Diskreditierung" zurück. "Pädagogischer Bedarf" bestehe bei Schülern, "die längere Zeit brauchen, um sich die erforderlichen Kompetenzen zu erarbeiten, ebenso wie für Schüler, die besondere Talente ausprägen wollen".

"Keine echte Wahlfreiheit"

Auf Kritik stieß auch die angenommene Quote für die Teilnehmer eines Schülerjahrgangs an der "Mittelstufe Plus" von 25 Prozent. Das sei lediglich ein "Richtwert", der sich aus der Nutzung der bereits bestehenden Fördermaßnahmen und einer Umfrage der Landeselternvereinigung (LEV) ergebe und bei Mehrbedarf überschritten werden könne, sagte Ministeriumssprecher Ludwig Unger.

"Deckelung und pädagogische Entscheidungen" passten nicht zusammen, warnte der bpv-Vorsitzende Max Schmidt. Der Bedarf an der "Mittelstufe Plus" könne sich durchaus zwischen fünf und 50 Prozent eines Schülerjahrgangs sein.