Oberliga Süd
Neu-Eisbär Richard Divis: Viel Erfahrung, große Ziele
26. September 2018, 15:50 Uhr aktualisiert am 26. September 2018, 15:50 Uhr
Richard Divis ist neu bei den Eisbären Regensburg. Der Tscheche ist inzwischen 33 Jahre alt, war jedoch noch nie außerhalb seines Heimatlandes auf dem Eis. Mit dem jungen Team von Trainer Igor Pavlov will er diese Saison viel erreichen.
Familienmensch, sportbegeistert, Leader - mit diesen Eigenschaften beschreibt sich der neue Eisbären-Angreifer und Kontingentspieler Richard Divis. Mit seiner Erfahrung will er seinem neuen Team helfen, die Playoffs zu erreichen. Das sei das primäre Ziel, so der Routinier. Und danach? "Wir werden sehen, was wir dann erreichen. Natürlich haben wir auch danach noch einen großen Traum. Der Verein gehört in Zukunft eine Liga nach oben."
Sportbegeistert war er schon immer - geerbt hat er diese Eigenschaft von seinem Vater. Er kommt aus einer kleinen Stadt, sein Vater ist Sportler durch und durch. Früher hat er zusätzlich Tischtennis, Volleyball, Fußball und Handball gespielt. "Ich mag einfach den Wettbewerb. Auch wenn ich Spiele wie Activity spiele - ich will immer gewinnen." In seiner Jugend musste er sich zwischen Fußball und Eishockey entscheiden - seine Entscheidung bereut er nicht. "Ich liebe mein Leben", sagt er.
Eishockey und Studium - Divis plant zweigleisig
Im Herbst seiner aktiven Karriere zieht es Divis nun erstmals ins Ausland. "Ich habe es geliebt, in Tschechien Eishockey zu spielen.Tolle Matches, volle Stadien… (pausiert). In Deutschland ist ja Fußball die Nummer eins, in Tschechien verfolgt jeder Eishockey und weiß alles über die Sportart", begründet er.
Doch nun zieht es ihn doch weg aus Tschechien. Er wolle einfach noch etwas Neues erleben - neues Land, neue Kultur, neue Sprache. "Wenn man etwas Neues macht, entwickelt man sich als Person weiter", sagt er. Deutschland ist nicht weit von der Heimat entfernt und auch mit dem Studium hat es gut gepasst. "Ich habe sehr viele gute Dinge über das deutsche Eishockey, die deutsche Kultur und Deutschland allgemein gehört", sagt Divis. Als das Angebot aus Regensburg kam und er die Club-Verantwortlichen getroffen hat, sei er begeistert gewesen. Auch bei Freunden hat er sich erkundigt. Mit Nikola Gajovsky hat er schon einmal zusammengespielt und auch Ales Jirik, derzeit für den EV Landshut auf dem Eis, habe gesagt: "Wenn du ein Angebot aus Regensburg hast, dann mach es.''
Seit einem Jahr studiert Divis Sport mit dem Schwerpunkt Eishockey - letztes Jahr noch in Prag an der Karls-Universität, nun in Regensburg. "Das Studium ist sehr wichtig für mich, also verbringe ich sehr viel Zeit beim Lernen", so Divis. Zudem verfügt er über die höchste Trainerlizenz im Eishockey. Das Studium war auch ein Grund, wieso er sich letztendlich für Regensburg entschieden hat: "Die Leute hier waren alle nett, mir haben die Ideen von Igor Pavlov gefallen und hier kann ich zudem weiterhin studieren", sagt er.
Viel Freizeit hat er neben dem Eishockey und dem Studium zwar nicht mehr. Wenn doch, dann geht er gerne zum Essen oder sieht er sich die Stadt an. "Regensburg ist eine richtig schöne historische Stadt. Wir haben mit dem Verein schon eine Stadtführung gemacht, haben uns den Dom angeschaut und waren auf der Dult. Es gefällt mir sehr gut hier", sagt der Stürmer.
Vor seinem Wechsel war Divis noch nie in Regensburg. Sein Großvater mochte jedoch schon immer die traditionell bayerische Musik und Kultur. "Dirndl und Lederhose, die Musik, der Dialekt ,boarisch' - der ist ein bisschen lustig", sagt er mit einem Schmunzeln.
Ähnlichkeiten zur Heimat
Es gefällt ihm auch deshalb gut in Regensburg, weil es seiner Heimat ähnelt. "Ich war eine lange Zeit in Olomouc (Olmütz). Das ist auch eine historische Stadt mit einer großen Universität. Die beiden Städte sind sehr ähnlich", sagt Divis. Deswegen sei ihm der Wechsel auch nicht wirklich schwergefallen. Von Seiten seiner Familie erhält der Bartträger die größtmögliche Unterstützung: "Meine Familie unterstützt mich wo sie nur kann. Sie haben mich hier besucht, mein Vater war mit mir auf der Dult - sie alle lieben Deutschland."
In gebrochenem Englisch sagt er: "Ich hoffe, dass mein Deutsch in einem Jahr besser ist als mein Englisch". Die deutsche Sprache lerne er eigenständig, denkt jedoch auch über eine Deutsch-Schule nach.
Auf dem Eis will der Neuzugang ein Anführer sein, sich aber auch selbst noch weiter verbessern. "Ich mag es, immer wieder etwas zu lernen. Ich denke viel selbst über Eishockey nach, mag aber auch Psychologie, habe die Dinge gerne unter Kontrolle", sagt er. Vor allem vor dem Tor will er sich noch weiterentwickeln. "Ich habe viele Chancen, mache dafür aber noch zu wenig Tore. Da will ich noch besser werden", sagt er. Mit seiner Erfahrung aus zehn Jahren Eishockey auf "Top-Level" will er seinen neuen Mitspielern etwas an Professionalität mitgeben. "Ich will ihnen zeigen, wie es möglich ist, das höchste Level zu erreichen", so Divis. Er gehe in jedes Training mit der Einstellung von Michael Jordan: "Ich trainiere jedes Training so hart, als wäre es das siebte Spiel in den Playoffs."
Junges Eisbären-Team "hat Zukunft"
Die Vorbereitung ist vorüber, am Freitag steht das erste Saisonspiel gegen den EC Peiting an - Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen: "Unser junges Team kann arbeiten und hat eindeutig Zukunft. Der Trainer hat einen Plan und es sieht gut aus für die anstehende Saison. Wir müssen jetzt weiter hart arbeiten, denn so verbessern wir uns stetig", sagt Divis und fügt hinzu: "Die Ergebnisse sind erstmal noch nicht so wichtig." Trotzdem können sich die Vorbereitungs-Ergebnisse der Eisbären sehen lassen: Sieben der elf Testspiele konnten sie gewinnen - zweimal gegen Teams aus der DEL2.
Auf seine bisherige Karriere blickt der Angreifer gerne zurück. In der Jugend lernte er von den Besten in Tschechien, nun will er dies an seine neuen Teamkollegen weitergeben. "Ich habe mit tollen Spielern wie Pavel Patera (ehemals Dallas Stars, NHL) und Petr Straka (ehemals Philadelphia Flyers, NHL) zusammengespielt. Alle meine Saisons waren super, ich bin einfach ein glücklicher Typ", sagt er.
Mit seinen neuen Mitspielern versteht sich der Tscheche schon blendend. Auf dem Eis bildete Divis in der Vorbereitung mit Nikola Gajovsky ein kongeniales Duo, das die gegnerischen Verteidiger immer wieder vor große Probleme stellte. Neben dem Eis spricht er am meisten mit den anderen tschechischen Spielern. Aber auch die anderen haben ihn gut empfangen: "Alle Leute hier sind offen. Man kann mit ihnen sprechen und immer wieder versuche ich es auch auf deutsch und sie geben mir Feedback. Sie sind alle sehr freundlich", sagt der Stürmer.
Am Freitag beginnt dann die neue Saison und die erste Auslands-Spielzeit für Divis. "Die Vorbereitung ist jetzt vorbei. Ich freue mich schon so sehr auf das erste Spiel", sagt er. Die Partie in Peiting soll der Auftakt zu einer erfolgreichen Eisbären-Saison sein.