Frauenau

Tauziehen um Nachtmann: Ilse Aigner gibt Glasfabrik verloren - sozialverträgliche Lösung für Mitarbeiter gesucht


In Frauenau bald Geschichte: Der Glashersteller Nachtmann. (Archivfoto: Armin Weigel, dpa/lby)

In Frauenau bald Geschichte: Der Glashersteller Nachtmann. (Archivfoto: Armin Weigel, dpa/lby)

Von Redaktion idowa

Viele können es noch immer nicht fassen. Und es sind nicht nur Menschen in Frauenau, die die Welt nicht mehr verstehen. Seit der Glashersteller Nachtmann durchblicken hat lassen, sein Werk vor Ort zu schließen, fühlen sich Politiker und Wirtschaftsvertreter in der Region vor den Kopf gestoßen.

Lesen Sie hier: Glasmacher Nachtmann schließt Werk in Frauenau

Die niederbayerische Industrie- und Handelskammer hat einen Brandbrief an Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) geschickt. Von der Entscheidung Nachtmanns sei man völlig überrascht worden, heißt es. Von einem "dramatischen Verlust" für die heimische Glasindustrie ist die Rede. Die Wirtschaftsvertreter fürchten nicht zuletzt auch negative Auswirkungen auf die Glasfachschule in Zwiesel und das Technologiezentrum in Spiegelau.

Ilse Aigner kann Geschäftsleitung nicht umstimmen

Sie bitten Aigner, "alles in Ihrer Macht Stehende zu tun", den Produktionsstandort in Frauenau zu erhalten. Und sie hoffen, dass der Staat das Werk mit Fördermitteln rettet. Doch danach sieht es nicht aus.

"Vor dem Hintergrund der beispiellosen Glas-Tradition im Bayerischen Wald stellt die Entscheidung für die Region einen schweren Schlag dar", sagt Ilse Aigner. Nach Gesprächen mit der Geschäftsleitung bleibt ihr aber offenbar kaum Handlungsspielraum. "Die Schließung des Werks in Frauenau ist allerdings eine unternehmerische Entscheidung, auf die das Wirtschaftsministerium keinen Einfluss hat."

Die Wirtschaftsministerin will nun Lösungen für die rund 200 Arbeiter des Werks und deren Familien finden. Sie werde sich dafür einsetzen, "dass der Abbau sozialverträglich erfolgt und viele Beschäftigten schnellstmöglich eine neue Anstellung finden", betont sie.

Geringere Stückkosten

Der Geschäftsführer von Nachtmann lässt keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung steht. "In der Sache wird es keine Änderung mehr geben", betont Alois Kaufmann gegenüber idowa. Die Verlagerung der Produktion nach Weiden sei ein folgerichtiger Schritt, die der Markt erforderlich mache.

"Wir investieren in Weiden in eine neue Produktionslinie und können dann zu deutlich geringeren Stückkosten produzieren", erklärt er. In Frauenau wäre dies "wegen der räumlichen und logistischen Gegebenheiten" nicht möglich gewesen. "Das haben wir im Detail geprüft", versichert Kaufmann.

Nicht nachvollziehen können die Entscheidung der Frauenauer Bürgermeister Herbert Schreiner und Landrat Michael Adam (beide SPD). Adam hatte sich die Tage in einem Brief an den Nachtmann-Geschäftsführer gewandt. Ziel: ein Gespräch, um den Sachverhalt noch einmal zu erörtern.

"Natürlich wird es ein Gespräch geben", sagt Kaufmann. Das Ergebnis steht freilich schon fest.