Versorgungslücke geschlossen

Eröffnung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Zwiesel


Handpuppen dienen nicht nur zu Therapiezwecken, sondern auch für launige Eröffnungsfeiern (v.l.): Claudia Knab, Pflegedirektorin, Prof. Dr. Hermann Spießl, der ärztliche Direktor und Dr. Norbert Dibbern, kommissarischer Chefarzt (alle am BKH Landshut), Ärztin Dr. Marion Schwarz, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Landrätin Rita Röhrl, Dr. Roland Ebner, Leiter der KJP-Zwiesel, und Christian Schmitz, Vorstand der Arberlandkliniken.

Handpuppen dienen nicht nur zu Therapiezwecken, sondern auch für launige Eröffnungsfeiern (v.l.): Claudia Knab, Pflegedirektorin, Prof. Dr. Hermann Spießl, der ärztliche Direktor und Dr. Norbert Dibbern, kommissarischer Chefarzt (alle am BKH Landshut), Ärztin Dr. Marion Schwarz, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Landrätin Rita Röhrl, Dr. Roland Ebner, Leiter der KJP-Zwiesel, und Christian Schmitz, Vorstand der Arberlandkliniken.

Von Redaktion Viechtach

"Heute ist ein ganz toller Tag", begann der neue ärztliche Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie Zwiesel (als Außenstelle des Bezirkskrankenhauses Landshut) seine fast euphorische Rede. Dass es in so kurzer Zeit dank einer phänomenalen Teamleistung und mit starkem politischen Rückhalt gelungen sei, diese Einrichtung zu eröffnen, bewertete Dr. Roland Ebner als "Sensation".

Vor allem bezog er sich darauf, dass lange die offizielle Genehmigung des Zulassungsausschusses auf sich warten ließ, Bezirk, Landkreis und Arberlandklinik aber dennoch mit der Umsetzung begannen. "Ein Risiko, das es wert war, sonst würden wir hier wohl erst in zwei Jahren stehen." Dr. Ebner leitet auch die KJP-Außenstelle im Donauisar Klinikum in Deggendorf und dort arbeiteten die Mitarbeiter, die nun nach Zwiesel wechseln, bereits seit Monaten mit, "auch wenn es etwas eng war". Das multiprofessionelle Team aus verschiedenen Fachdisziplinen sei sehr erfahren, zudem stammen alle aus dem Landkreis. "Gerade in der Psychiatrie ist es sehr wichtig, dass sich die Menschen sprachlich und in ihrer Mentalität verstehen."

Riesenbedarf an Behandlung in der Region

Auch Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, der auch die Klinikleitung aus Landshut begrüßen konnte, war die Freude anzumerken. Denn der Bedarf an psychologischer und psychiatrischer Behandlung sei in den letzten Jahren immens angestiegen. Gerade in Regionen, die bisher unterversorgt sind mit niedergelassenen Ärzten, sei es wichtig, zu handeln. Der Bezirk wolle dementsprechend niemandem Konkurrenz machen, sondern mit seinen Dezentralisierungsmaßnahmen eine Versorgungslücke schließen. Auch in Waldkirchen soll in Zukunft eine solche ambulante Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. In Grafenau und Pfarrkirchen wurden psychiatrische Institutsambulanzen für Erwachsene eröffnet.

In der Praxis funktioniert es genauso wie in einer "gewöhnlichen" Arztpraxis. Anrufen, Termin vereinbaren und kommen. Wie auch bei den weiteren bisher eingerichteten Ambulanzen wurde darauf geachtet, dass die Einrichtung nicht alleine liegt, sondern in einem Gebäude mit weiteren medizinischen Angeboten untergebracht ist - in Zwiesel ist es das neben dem Krankenhaushauptgebäude gelegene MVZ. "Das senkt die Hemmschwelle, wenn niemand weiß, wohin ich genau gehe", so Heinrich.

Landrätin Rita Röhrl freute sich in erster Linie für die Familien, die nun Hilfe bekommen. Denn die Tatsache an sich, dass so viele Kinder und Jugendliche gravierende Probleme haben, sei sehr erschreckend.

Versorgung erhalten und ausbauen

"Im Kreistag war jeder froh, dass diese Einrichtung zu uns kommt und der Landkreis hat sich hier gerne engagiert." Den Mitarbeitern, die eine "Arbeit leisten, die wahrlich nicht leicht ist", wünschte sie das nötige Glück und Herz, das sie bräuchten, um den Kindern zu helfen. Klinikvorstand Christian Schmitz sprach dem Bezirk seine Bewunderung aus für den Mut, die Einrichtung auch ohne völlige Sicherheit umzusetzen und für die Dezentralisierungsstrategie insgesamt. "Wir sehen uns als Teil der kommunalen Familie und als kommunales Haus haben wir eine andere Verantwortung, als private Träger. Wir wollen die Versorgung erhalten und ausbauen - zum Wohl der Bevölkerung."

Dass sich die Arberlandkliniken hier als verlässlicher Partner erwiesen hätten, mache ihm Hoffnung für mögliche künftige Projekte. "Wer weiß, vielleicht gibt es in Zukunft ja noch mehr Einrichtungen?", so Schmitz.

Im Anschluss an die offiziellen Reden im Konferenzraum segneten Dekan Martin Prellinger und der evangelische Pfarrer Heiko Hermann die Räume der KJP, wo nun diejenigen "Kinder, deren Seelen sich schwer damit tun, einfach nur Kind zu sein" künftig Hilfe erfahren werden. Schließlich seien es die Kinder, denen das Himmelreich offenstehe - für die Erwachsenen aus religiöser Sicht also Vorbilder. Zuletzt konnten die Gäste noch die Räume besichtigen, durch die Ärztin Dr. Marion Schwarz führte. Sie lebt seit 20 Jahren in Zwiesel und sei deshalb "ein Glücksfall" für die neue Einrichtung", so Heinrich.