In zwölf Jahren als Betreuungsrichterin hat Dr. Stefanie Kerscher viel gesehen. Mäusenester in den Matratzen alter Bauernhäuser; Gänge in Messiwohnungen - so schmal, dass man sich nicht traut, den Kopf nach links oder rechts zu drehen; Motorradfahrer Anfang 20, im Wachkoma auf der Intensivstation. Die Akut-Psychiatrie in der Forensik Lerchenhaid. Stefanie Kerscher muss immer dann raus, wenn es darum geht, über rechtliche Betreuung für jemanden zu entscheiden. Also fast täglich. Das ist nicht das Jura, das man aus Büchern gelernt hat, sagt die Richterin. Da müssen Recht, Augenmaß und Empathie zusammenkommen.