Vor fünf Jahren
Rathausbrand in Straubing: Eine Rückschau
24. November 2021, 16:40 Uhr aktualisiert am 24. November 2021, 16:40 Uhr
Am 25. November vor genau fünf Jahren brennt das Straubinger Rathaus ab, das historische Herzstück der Stadt. Es ist einer der traurigsten Tage, den die Stadt je erleben musste. Hier eine Rückschau auf „Straubings schwarzen Freitag“.
15.43 Uhr war Zeitpunkt der Alarmierung. Auch OB Markus Pannermayr bekommt eine Meldung per SMS: „Brandmeldeanlage“, das ist oft ein Fehlalarm, weiß er. Oft, aber eben nicht immer.
Die ersten Flammen stechen um 15.45 Uhr an diesem Tag vor fünf Jahren aus den oberen Fenstern des Straubinger Rathauses. Die Besucher des Christkindlmarktes am Theresienplatz sind schockiert.
65 Anrufe laufen innerhalb weniger Minuten bei der Integrierten Leitstelle ein.
Oberbürgermeister Markus Pannermayr hilft mit, den Einsatz zu koordinieren. Seine Sorge gilt auch dem Christkindlmarkt mit seinen Holzbuden und naheliegenden Gasflaschen.
Den Feuerwehr-Einsatz leitet Stadtbrandrat Rainer Heimann. Sein Nachfolger im Amt des Stadtbrandrats, Stephan Bachl, liegt damals auf der Couch, als der Brandmeldealarm kam. Brandmeldealarm ist kein Feueralarm. Trotzdem macht er sich gleich auf den Weg!
19 Feuerwehren müssen koordiniert werden. Die Wehren rücken mit 180 Männer und Frauen an. Insgesamt sind über 530 Retter im Einsatz.
58 Feuerwehrfahrzeuge sind im Einsatz. 127 Atemschutzgeräte werden gebraucht.
Verlegt werden insgesamt über elf Kilometer an Schlauchleitungen, in etwa die Luftlinie vom Stadtturm nach Perkam.
Die Feuerwehrler können immerhin ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude verhindern. Sie brauchen dafür rund 900.000 Liter Löschwasser. Etwa die gleiche Menge an Bier wird in elf Tagen Gäubodenvolksfest getrunken.
Vor allem der historische Rathaussaal wird Opfer der Flammen.
Die genaue Ursache für das Feuer wird jedoch nie geklärt. Bei ihren Ermittlungen muss die Polizei einsehen: Wegen des hohen Zerstörungsgrades kann man keine eindeutige Aussage zur Brandursache mehr treffen.
Am Tag danach durchsuchen Helfer den Brandschutt. Vom Lüster Simon Höllers, den der Bürgermeister im 17. Jahrhundert für den Rathaussaal gespendet hatte, sind nur noch Bruchstücke übrig.
Das letzte Klavierkonzert, das im Historischen Rathaussaal gegeben wurde, sechs Tage vor dem Brand, endete mit einem düsteren Trauermarsch Tschaikowskis. Der Abgesang war für den stellvertretenden Vorsitzenden der Konzertfreunde Straubing, Klaus Schröder, wie eine Vorahnung auf das kommende Inferno und den Untergang des Rathaussaales. Auch der Steinway-Flügel wird durch den Brand zerstört.
Der Brand geht zwar nicht auf den Blauen Salon über, doch die Menge an Löschwasser, die zum Einsatz kommt, hat den Salon dennoch beschädigt. Das historische Mobiliar und die Uhr aus dem Salon können gerettet werden. Stehen bleibt sie um 17.07 Uhr.
Ende Oktober 2020 kommt nach jahrelangen Planungen und Vorarbeiten Bewegung in den Wiederaufbau. Bis 2024 will die Stadt Wiedereröffnung feiern.
Welche Farbe das Rathaus nach dem Wiederaufbau haben wird, ist nicht ganz sicher, sagt Hochbauamtsleiter Marko Kreyßig im Gespräch. Die Entscheidung über den Anstrich des historischen Rathauses wolle man sich demnach bewusst offen halten.
Die Stadt veranschlagt für den Wiederaufbau 46,5 Millionen Euro Kosten. Mit der Versicherungskammer Bayern einigte man sich auf die Zahlung von 31 Millionen Euro.
Brandmittelspürhunde gibt es zum Zeitpunkt des Brands nur zwei in Bayern. Schäferhund Aicky ist einer davon und an der Suche der Brandursache beteiligt. Brandbeschleuniger erschnüffelt Aicky allerdings keine. Seit 2018 gibt es einen dritten Spürhund in Bayern, Dienststelle ist Straubing, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte. Demnach sei sogar beabsichtigt, noch einen vierten Hund in Bayern anzusiedeln.
Der Großbrand habe für einige die Initialzündung gegeben, „ich will jetzt auch was machen für die Allgemeinheit“. Die Feuerwehr habe viele positive Rückmeldungen bekommen.
Fünf Tage dauert der Einsatz für manche Einheiten der Feuerwehr und des THW, zu dem man Nachlöscharbeiten, Brandwache und erste Sicherheitsmaßnahmen zählen muss.
Nach dem Brand sind 14 Feuerwehrfahrzeuge zu prüfen und zu reinigen, ebenso wie 300 Schläuche und 130 Atemschutzgeräte.
Niemand wird verletzt. Angeblich wird nicht einmal ein Heftpflaster benötigt.