Straubing

Polizeipatrouille auf niederbayerisch: Unterwegs auf dem Gäubodenvolksfest


Auf dem Gäubodenvolksfest sorgen sie für Sicherheit (v.l.): Polizeihauptmeister Michael Edenhofer, Polizeiobermeisterin Marina Laußer, Polizeioberkommissar Rainer Pongratz und Polizeimeister Johannes Geiß.

Auf dem Gäubodenvolksfest sorgen sie für Sicherheit (v.l.): Polizeihauptmeister Michael Edenhofer, Polizeiobermeisterin Marina Laußer, Polizeioberkommissar Rainer Pongratz und Polizeimeister Johannes Geiß.

Streitschlichter, Taschenkontrolleure und Auskunftsgeber: Die Aufgaben der Polizei auf dem Gäubodenvolksfest liegen nicht nur in der Kriminalitätsbekämpfung. Wir waren an einem Abend während der Volksfestzeit bei einem Streifengang dabei.

Mittwochabend um 19 Uhr auf dem Gäubodenvolksfest: Während andere in Dirndl und Lederhosen gemütlich über den Festplatz schlendern und ihren Feierabend genießen, geht die Arbeit der Beamten der Polizeiinspektion Straubing los. Ihr Job ist es für Sicherheit auf dem Festgelände am Hagen zu sorgen.

Los geht es in der Wiesenwache. Die befindet sich im kühlen, aber sehr kargen Kellergeschoss des Theaters Am Hagen. Ein weißes Schild mit roter Farbe neben dem Camel-Derby zeigt den Besuchern den Weg. Die Wache selbst ist mit dem Nötigsten ausgestattet. Es gibt einige Schreibtische mit Computern, außerdem einen Platz für die Videoüberwachung und einen Tresen. Auf diesem landen sowohl die Sorgen der Volksfestbesucher als auch ihre gefundenen Gegenstände. Jeder, der Hilfe braucht, ist hier willkommen.

"Na dann wollen wir mal los", sagt der Polizeioberkommissar Rainer Pongratz und setzt seine blaue Polizeimütze gerade auf den Kopf. Für ihn geht es gleich raus auf Streife. Mit einem routinierten Handgriff rückt er sein Funkgerät am Revers zurecht und friemelt das dazugehörige In-Ear in sein linkes Ohr. An der Tür zupft er noch einmal die neue, blaue Uniform zurecht, dann kann es losgehen. Seine Kollegen warten schon auf dem schmalen, kahlen Gang zwischen der Wiesenwache und der Treppe, die ins Freie führt.

"Bisher lief das Volksfest eigentlich problemlos ab", sagt Pongratz auf dem Weg nach draußen. Dort ist es sehr warm und schwül. So schwül, dass sich ein Schweißfilm auf der Haut bildet, der den ganzen Körper bedeckt und immer wieder in Schweißperlen mündet. Zumindest sind die Uniformen der Streifenpolizisten kurzärmlig. Die Polizeimütze und die schweren, schwarzen Schuhe sind im Sommer warm genug.

Brennpunkte auf dem Festgelände

Erstes Ziel des Rundganges ist der Eingang neben dem Riesenrad. Dort drängen bereits um kurz nach 19 Uhr viele Menschen auf das Festgelände. Rund geht es aber wenn dann an eher anderen Orten. "Unsere Brennpunkte sind vor allem in der Nähe der Zelte mit jüngeren Besuchern. Dort bei den Toiletten schauen wir ab einer gewissen Uhrzeit öfter vorbei", sagt Pongratz. Später werde aber auch an den Wein-, Bier- und Cocktailständen kontrolliert. Dahin siedeln die Volksfestbesucher besonders gerne um, wenn in den Zelten Schankschluss ist.

An den Eingängen zum Festplatz sieht man, dass die vergangenen Terroranschläge in Europa nicht spurlos an der Sicherheitsplanung vorbeigegangen sind. Beim Pulverturm stehen heuer Absperrungen aus Beton. Letztes Jahr konnte man noch ungehindert zu dem schmalen Fußgängerweg fahren. Auch vor den anderen Eingängen stehen riesige Betonwürfel und ab und zu versperrt ein großer Polizeiwagen den Weg.

Stichprobenartig kontrollieren die Sicherheitskräfte und die Polizei die Taschen der Besucher, ehe sie auf das Festgelände kommen. "Meistens müssen wir nur die Glasflaschen der Besucher wegnehmen. Die dürfen nämlich nicht aufs Gelände. Manchmal finden wir auch Drogen. Aber das kommt seltener vor", erklärt Pongratz. Auch Hundebesitzer müsse man oft zurückweisen, denn die dürften mit ihren Vierbeinern ebenfalls nicht auf das Festgelände. "Es gibt natürlich ein paar Personen, auf die wir besonders achten, weil sie dieses Jahr schon negativ aufgefallen sind." Besonders bei einigen wenigen, die bereits einen Platzverweis erhalten haben, sei das wichtig.

Taschenkontrolle - aber gründlich

Mit wachem Blick stehen sie am Rande, fast unsichtbar neben ihrem Wagen im Grünen - die Beamten der Bereitschaftspolizei. Ein kurzer Plausch mit den Kollegen, dann schweift ihr Blick plötzlich ab und fällt auf zwei Männer. Diese schlendern mit einem schwarzen, abgenutzten Rucksack auf das Festgelände zu. "Entschuldigen Sie, bleiben Sie doch kurz stehen, damit wir uns Ihren Rucksack anschauen können", ruft einer der Beamten der Bereitschaftspolizei den Männern entgegen.

Bei der Kontrolle sind die Polizisten gründlich. Während einer die Ausweise der beiden Männer überprüft, nimmt sich sein Kollege den abgewetzten Rucksack vor. Erst durchsucht er das große Hauptfach, dann die vielen kleinen Seitentaschen. Zum Vorschein kommt eine in Plastik verpackte Pizza und ein kleines, pinkes Geschenktäschchen. Das Täschchen lässt den Polizisten stutzig werden. "Haben Sie denn Drogen dabei?", fragt er misstrauisch und sieht die Rucksackbesitzer mit strengem Blick an. Die beiden Männer schütteln vehement den Kopf. "Da ist nur ein Geschenk drin", sagen sie und heben abwehrend die Hände.

Der Polizist nimmt sich das kleine Päckchen vor. Es dauert, bis er die einzelnen Verschnürungen lösen kann, weil er mit seinen schwarzen Handschuhen immer wieder abrutscht. Schließlich fällt eine kleine Schatulle heraus, die der Beamte kurzerhand öffnet. Zum Vorschein kommt eine filigrane Silberkette - Fehlalarm. Auch die Ausweise bekommen die Kontrollierten zurück. Alles in Ordnung, die Männer dürfen passieren. Übel nehmen sie den Polizisten die Kontrolle nicht. Beide bedanken sich lächelnd bei der Polizei und stürzen sich in das Volksfestgetümmel. Und auch für die Beamten geht es für ihren Rundgang zurück ins Gedränge.

"Locker bleiben - typisch niederbayerisch eben"

"Schau hi, Bua, de Polizei", ruft ein Mann plötzlich und deutet auf Pongratz und seine drei Kollegen, die gerade neben dem Autoscooter stehen und ihre Blicke ernst über den Platz schweifen lassen. Der kleine, blonde Junge schaut mit großen, braunen Kulleraugen ehrfürchtig zu den Polizisten auf, nuckelt dabei an seinem Daumen und grinst die Beamten an. Deren Blicke sind derweil wachsam auf das Festgelände gerichtet. Sie halten Ausschau nach Schubsern, Remplern, verdächtigen Griffen nach Handtaschen.

Rund eine Stunde dauert ein solcher Rundgang der Fußstreife. Diese besteht meistens aus vier Leuten, abends oft sogar aus sechs. "Abends brauchen wir nämlich zusätzliche Leute, die in brenzligen Situationen die Umgebung im Auge behalten", erklärt Pongratz. Der größte Teil der Besucher sei aber eigentlich sehr friedlich. "Klar, wenn der Pegel steigt, kommt es schon einmal zu einem Wortgefecht mit einem Betrunkenen. Aber wir reagieren dann locker, typisch niederbayerisch eben. Bei Beleidigungen greifen wir schon durch, aber wenn jetzt einer blöd daher redet, dann sind wir meistens entspannt."

Von Vorneherein verhindern, dass überhaupt etwas passiert, darum geht es der Polizei. "Meistens fängt es ja ganz harmlos an, zum Beispiel mit einer Streiterei in der Kloschlange oder mit einem unabsichtlichen Rempler. Da muss man dann oft nur zwischen den zwei Betroffenen schlichten." Wenn man rechtzeitig eingreife, meint der Polizeioberkommissar, komme es erst gar nicht zur Körperverletzung.

Und wo ist jetzt der Edelbayer?

"Entschuldigen Sie, junger Mann", unterbricht eine ältere Frau mit rotem Hut plötzlich das Gespräch der Polizisten. "Entschuldigen's, aber wo is denn der Edelbayer hier?" Freundlich gibt ihr Pongratz Auskunft - auch das gehört zu seinem Job "Der ist nicht auf dem Festgelände, sondern in der Stadt. Da im Gebäude vom Kino drin", sagt er lächelnd und deutet in Richtung Stadtplatz "Ach so is des", sagt die Frau, die dachte, dass der Edelbayer ein Stand auf dem Volksfest sei.

Bevor es für viele auf in die Stadt zum Edelbayer oder einfach über die Straße zum Overtime geht, treffen sich viele auf der sogenannten "Klostraße". Oft erkennen die Polizisten schon an der Körperhaltung, ob die eine oder andere Person möglicherweise Probleme machen könnte. "Wenn man die Betrunkenen so sieht, muss man schon manchmal lächeln", sagt Pongratz amüsiert. Aber um 20 Uhr ist es noch ruhig auf der berüchtigten Klostraße. Keiner torkelt, keiner sitzt halb komatös auf dem Boden - und vor allem randaliert keiner. Alles ruhig, nur eine Lache voller Erbrochenem zwischen dem Wenisch und dem Reisinger weist darauf hin, dass es wohl nicht mehr lange so ruhig und nüchtern zugehen wird. "Da geht's scho los, da war wohl einer schon früh dabei", scherzt Pongratz, der schon seit sieben Jahren auf dem Volksfest Streife geht. Aber solange nur ein wenig Erbrochenes am Boden eintrocknet, ist er zufrieden. "Wir freuen uns jedes Jahr auf das Volksfest. Wir gehen auch einmal privat runter - dann aber in einer anderen Uniform."

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An den Eingängen des Festgeländes kontrollieren Beamte der Bereitschaftspolizei die Taschen und Rucksäcke der Besucher.

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Während sein Kollege den Rucksack untersucht, überprüft der Polizist die Personalien zweier Männer.

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Die Bereitschaftspolizei und die Polizisten der Polizeiinspektion Straubing sind am Volksfest gemeinsam unterwegs und sorgen für einen reibungslosen Ablauf.

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Mit einem wachsamen Blick gehen die Polizeibeamten über das Festgelände.

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Abends kann es hier schon einmal rund gehen: Die sogenannte "Klostraße".

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Zurück auf der Wiesn Wache: Von hier aus werden unter anderem die Einsätze der Streifen koordiniert.