Straubing

Kamera auf Kaffeebohne: "Welt der Wunder" dreht bei Marco


Marco Kell (links) und Redakteurin Holly Hey (rechts) von  Welt der Wunder-TV  sind zufrieden mit den Aufnahmen

Marco Kell (links) und Redakteurin Holly Hey (rechts) von Welt der Wunder-TV sind zufrieden mit den Aufnahmen

Der TV-Sender Welt der Wunder drehte vor Kurzem einen Tag lang bei Marcos Kaffeemanufaktur in Straubing für die Sendung "Genuss Momente". Gäuboden aktuell war bei den Dreharbeiten dabei - eine Reportage.

Marco Kell ist konzentriert. Er wendet sich der riesigen Röstmaschine zu. Das schwarze Ding ist sein "Baby". Sie sieht ein bisschen wie eine Lokomotive aus. Sie summt gleichmäßig, die Bohnen drehen sich in der Trommel. Nun kommt der entscheidende Moment: "Jetzt muss ich aufpassen", sagt Kell. Für einen Kaffeeröster wie ihn ist der Moment wichtig, an dem er die Luke öffnet und den Röstvorgang der Kaffeebohnen beendet. Denn die Bohnen müssen einen exakten Röstgrad haben.

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In das kleine Welt-der-Wunder-Auto passt das Drehteam und seine Ausrüstung.

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Fertig: Nach dem Rösten müssen die braun gewordenen Kaffeebohnen abkühlen.

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Kameramann Edgar Burghardt und Redakteurin Holly Hey von Welt der Wunder, Marco und Claudia Kell sowie Simone Schweiger von Marcos Kaffeemanufaktur, Sabine Troch von der Alpenkaffeeschule und Walter Knauer von PachaMama (von links)

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Auch Marco Kells Bruder Fabian war im Interview gefordert.

Beobachtet wird er dabei von einem Kamerateam. Heute ist der TV-Sender Welt der Wunder zu Gast in Marco Kells Kaffeemanufaktur. Die Redaktion ist über das Internet auf ihn aufmerksam geworden. "Wir haben für unsere Sendung ‚Genuss Momente' Orte gesucht, die für Genuss stehen", sagt Redakteurin Holly Hey, Tochter des Moderators Hendrik Hey, bei den Dreharbeiten. An der Krankenhausgasse in Straubing röstet Kell seit dreieinhalb Jahren Kaffee und verkauft ihn in seinem Laden.

Kameramann Edgar Burghardt von Welt der Wunder TV ist routiniert. Er ist an diesem Dienstag im November im Zweier-Team zusammen mit Hey von 8 bis 18 Uhr in Straubing. "Erklär mir mal kurz, was du an der Maschine machst", sagt er zu Kell, bevor die Szene gedreht werden soll. Marco Kell schildert dem TV-Team vorher seine Arbeitsschritte: Einfüllen, Rösten, Abkühlen, danach noch das Entsteinen. Das Rösten ist eine Wissenschaft für sich, Marco und seine Lebensgefährtin Simone, die auch in der Manufaktur mitarbeitet, überwachen penibel mit dem Laptop die Temperatur. Kell sorgt mit niedrigen Temperaturen, nicht höher als 200 Grad, für eine besonders schonende Röstung der Bohnen. Auf einem Laptopbildschirm erscheinen gleichmäßige Kurven, die die Temperatur anzeigen. Simone führt sorgfältig Protokoll. Damit garantiert die Manufaktur die gleichbleibende Qualität der Bohnen. Nach gut 15 Minuten Röstung sind die zunächst grünlichen Bohnen schokoladig-braun geworden. Kell ist zufrieden. "Die sind perfekt", sagt er, als er eine Probe aus dem Röster zieht.

Das ist der Zeitpunkt für die Fernsehaufnahme. "Du gibst mir kurz zuvor Bescheid", sagt Kameramann Edgar zu Kell. Auch die Kamera fängt perfekt ein, wie die nun braunen Bohnen zum Abkühlen in das Kühlsieb rauschen. Kell und Holly Hey schauen sich die Szene noch einmal auf Edgars Kamera an. "Passt", sagen sie, und Kell lacht zufrieden.

Kaffee aus fairem Anbau

Überhaupt die Bohnen: Marco hat 14 Kaffeesorten aus aller Welt im Sortiment. Die Bohnen in der Rösttrommel hat er von Walter und Margot Knauer aus München, die über ihr Projekt "PachaMama" Kaffee aus Peru beziehen - über das "direct trade"-Verfahren. Dies hat den Vorteil, dass die rund 50 kooperierenden Bauern ohne Zwischenhandel direkt bezahlt werden - und damit auch besser. Vor Ort werden auch Projekte für Umwelt, Gesundheit und Bildung unterstützt.

Walter Knauer und seine Frau sind für den Dreh extra aus München gekommen. Knauer durfte bereits am Vormittag dem TV-Team ein Interview geben. "PachaMama ist aus der Quechua-Sprache und steht für ‚Mutter Erde'", sagt er, und erklärt: "Damit wird die Gesamtheit alles Existierenden bezeichnet, ein Lebensprinzip für die dort lebende Bevölkerung." Mit dem Begriff solle die Wertschätzung für den Boden, auf dem der Kaffee wächst und für die Anbauer zum Ausdruck gebracht werden.

Ebenfalls am Vormittag wurde auch Kell von Hey interviewt. Ein bisschen Nervosität war dabei, als ihm die Fragen vor laufender Kamera gestellt wurden. "Da fragt man sich schon: Was sage ich jetzt", sagt er hinterher erleichtert, als alles im Kasten ist.

Auch eine Kaffee-Sommelière ist da

Danach geht es in den Verkaufsraum, wo Sabine Troch mit der Hand Kaffee aufgießt. Troch ist Chef-Diplom-Kaffee-Sommelière in der Alpenkaffeeschule in Murnau. Bei ihr hat Marco Kell seine Rösterausbildung abgeschlossen. Da darf sie an einem Tag wie heute nicht fehlen. Troch zeigt vor der Kamera ihr Können, wie sie verschiedene Kaffeesorten per Hand durch einen Porzellanfilter aufgießt.

Am Vormittag filmte das Fernsehteam bereits, was eine Kaffee-Sommelière können muss, als das Welt-der-Wunder-Team das sogenannte "Cupping" filmte. Damit bezeichnet man das professionelle Verkosten und Bewerten von Kaffeesorten. Dabei werden erst frisch gemahlene Bohnen gerochen, dann das Aroma des damit aufgegossene Kaffees bewertet.

Währenddessen haben sich für eine authentische Kaffeehausatmosphäre gut ein Dutzend Freunde als Statisten in der Manufaktur eingefunden. Das zu filmende Verkaufsgespräch mit Marco Kells Mutter läuft ganz routiniert ab. Claudia Kell erklärt einer Kundin die Sorten der Manufaktur, die in den Regalen stehen und packt die gewünschte "Straubinger Bohne" - eine Mischung aus Kaffee aus Kolumbien und Brasilien - in die Geschenktüte. Kameramann Edgar und Holly Hey haben nichts zu beanstanden.

Neues Projekt: "Der Kaffeemagnet"

Allzu viel Drehwiederholungen wären bei ihrem engen Zeitplan auch nicht drin. Nach dem Filmen des Abfüllens und Verpackens blickt Edgar zwischendurch auf die Akkuanzeige seiner Kamera. "Nur noch 26 Prozent", sagt er etwas besorgt zu Hey. "Zum Glück haben wir schon das Meiste", antwortet sie. Dennoch steht noch ein Szenenwechsel für das Fernsehteam auf dem Programm: Es geht in die Hubertushalle an der Regensburger Straße. Dort hat Marco Kells jüngerer Bruder Fabian seinen "Kaffeemagneten" aufgebaut. Auch sein Projekt wird heute von Welt der Wunder vorgestellt. "Der Kaffeemagnet" ist ein alter Citroën HY, Baujahr 1952. Ein echtes Liebhaberstück.

Auch Fabian ist etwas nervös. Er soll sein Projekt im Interview vorstellen. "Ich habe mehrere Jahre als Verfahrensmechaniker in der Industrie gearbeitet. Aber mein Traum war immer ein anderer: Mit Kaffee und Essen die Menschen wie einen Magneten anziehen", sagt er in die Kamera. Nun wird dieser Wunsch Wirklichkeit: "Der Kaffeemagnet" werde auf Messen und Events zum Einsatz kommen und Marcos Kaffeespezialitäten ausschenken und süße Leckereien servieren, sagt Kell. Für die anstehenden Einsätze werde der Citroën auf einem Anhänger transportiert. "Wir mussten den Motor aus Brandschutzgründen ausbauen", erklärt sein großer Bruder Marco.

Fahren wäre ohnehin etwas schwierig mit dem Coffee-Truck. Jeder Zentimeter wird als Stauraum genutzt. Mit dabei Zutaten für die süßen Flammkuchen, die Fabian Kell frisch mit einem eingebauten Ofen bäckt. Das darf er für die letzte Kameraeinstellung von Welt der Wunder auch vorzeigen. Flugs gehen Himbeer-Schoko- und Apfel-Zimt-Zucker-Flammkuchen über den Tresen. Nach gut zehn Stunden Dreharbeiten gibt Edgar schließlich das erlösende Signal: "Alles im Kasten!". Zum Abschluss darf sich Holly Hey aber noch einen Flammkuchen mitnehmen. "Den heb ich mir für die Fahrt auf", freut sie sich. Das Welt der Wunder-Duo reist anschließend zufrieden wieder zurück nach München. Im Gepäck haben sie viele Filmaufnahmen - und Genussmomente.

Die Sendung wird voraussichtlich im Frühjahr 2020 auf Welt der Wunder-TV ausgestrahlt.