Warnung der Polizei

Gefahr durch Telefonbetrüger


Ein besonders dreister Fall von Telefonbetrug wurde im Passauer Raum bekannt. (Symbolbild)

Ein besonders dreister Fall von Telefonbetrug wurde im Passauer Raum bekannt. (Symbolbild)

Von Polizei

Seit Ende April wurde ein älterer Mann aus dem Landkreis Passau mehrmals von Telefonbetrügern kontaktiert. Insgesamt erbeuteten die Anrufer knapp 90.000 Euro.

"Sehr geehrter Herr Mustermann, es freut mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie im Lotto gewonnen haben!" So oder so ähnlich dürfte der Anruf gelautet haben, als ein Mann aus dem Landkreis Passau Ende April erstmals von einem unbekannten Anrufer kontaktiert wurde. Er habe 94.000 Euro gewonnen, dafür müsse er lediglich für die Transportkosten in Vorleistung gehen. Durch geschickte Gesprächsführung bewegte der unbekannte Anrufer sein Opfer mehrmals dazu, Guthabenkarten von GooglePlay zu kaufen und die Codes am Telefon durchzugeben. Letztlich häufte sich hier ein Vermögensschaden in Höhe von 27.000 Euro an.

Anfang Mai erhielt der Geschädigte dann einen weiteren Anruf. Dieses Mal habe er einen Lottogewinn in Höhe von 880.000 Euro gewonnen. Für die Bearbeitungsgebühren müsse er jedoch wieder vorab Zahlungen leisten. Dieses Mal ließen sich die Täter das Geld direkt überweisen - bis die Bank des Geschädigten das Konto schließlich sperrte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Mann jedoch bereits über 60.000 Euro an die Betrüger überwiesen.

Fake-Websiten genutzt

Wie professionell die Täter in diesem Bereich mittlerweile vorgehen, zeigte sich in diesem Fall ganz deutlich anhand von eigens eingerichteten Internetseiten. Um ihren Anruf und ihre Geldforderungen zu legitimieren, wurde der Geschädigte auf zwei Internetseiten verwiesen. Hier musste er sich registrieren und konnte dann seinen Gewinn und die erforderlichen Abgaben und Gebühren einsehen. Aufgrund einer vermeintlichen Kooperation der Gewinnspielfirma mit dem GooglePlay-Dienst schien auch die Bezahlart in Form von Guthabenkarten legitim.

Die Aufmachung der Seiten wirkt auf den ersten Blick äußerst professionell. Bei genauerem Hinsehen fallen jedoch Ungereimtheiten auf. Allen voran das fehlende Impressum.

Tipps zum Erkennen solcher und ähnlicher Fake-Websiten finden Sie hier:

Es kann jeden treffen

Die Polizei ruft in diesem Zusammenhang eindringlich dazu auf, das Phänomen nicht zu unterschätzen.

"Viele denken wohl: Ach diese Masche würde bei meinem Opa/Onkel/Oma/Tante usw. niemals funktionieren. Letztlich schaffen es die Täter aber doch immer wieder ältere Mitbürger um ihr Vermögen zu bringen, wie in diesem Fall eindrucksvoll zu sehen ist", so ein Ermittler der Kriminalpolizei Niederbayern. Das Polizeipräsidium Niederbayern appelliert daher an alle Bürgerinnen und Bürger, das Betrugsphänomen im Bekanntenkreis immer wieder zu thematisieren.

Und hier sind nicht nur Angehörige gefragt, sondern auch Freunde, Bekannte, Pfleger oder Bankmitarbeiter. Es gibt auch viele ältere Mitmenschen, die vielleicht keine nahestehenden Verwandten haben, die sie über solche Themen informieren könnten. Potentielle Opfer müssen aufgeklärt werden. Daher ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, potentielle Opfer entsprechend aufzuklären.

Pressesprecher Maximilian Bohms: "Scheinbar erreichen wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit über diese Fälle einfach zu wenig Menschen. Daher sind wir gewissermaßen auf ein Schneeballsystem angewiesen. Die Leute müssen über diese Telefonbetrügereien immer wieder im Bekanntenkreis reden. Sei es Enkeltrick, Falsche Polizeibeamte oder wie hier das Gewinnversprechen. Wir werden wohl noch länger mit diesem Phänomen zu kämpfen haben."

Was soll ich tun, wenn ich so einen Anruf erhalte?

  • Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie nicht an einer Lotterie teilgenommen haben, können Sie auch nichts gewonnen haben!
  • Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern, zahlen Sie keine Gebühren oder wählen gebührenpflichtige Sondernummern (gebührenpflichtige Sondernummern beginnen zum Beispiel mit der Vorwahl: 0900..., 0180..., 0137...).
  • Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches.
  • Fragen Sie den Anrufer nach Namen, Adresse und Telefonnummer der Verantwortlichen, um welche Art von Gewinnspiel es sich handelt und was genau Sie gewonnen haben. Notieren sie sich seine Antworten.
  • Weisen Sie unberechtigte Geldforderungen zurück.
  • Sichern Sie sich ab, indem Sie einen angeblichen Vertragsabschluss widerrufen und wegen arglistiger Täuschung anfechten.
  • Verbraucherzentralen bieten dazu Musterschreiben an.
  • Diese gibt es in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen sowie im Internet (www.verbraucherzentrale.de).
  • Kontrollieren Sie mindestens einmal im Monat Ihre Kontoauszüge und Ihre Telefonrechnung.
  • Lassen Sie unberechtigte Abbuchungen von Ihrer Bank oder Sparkasse rückgängig machen. Abbuchungen können Sie innerhalb einer bestimmten Frist problemlos widersprechen. Wenden Sie sich zudem unverzüglich an Ihren Bankberater.
  • Nutzen Sie offizielle Gewinnabfragemöglichkeiten bei Ihren Gewinnspielanbietern.

Weitere Informationen www.polizei-beratung.de/gewinnversprechen.