Champions-League-Finale
Marcel Meinert: "Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung"
3. Juni 2017, 9:44 Uhr aktualisiert am 3. Juni 2017, 9:44 Uhr
Große Ehre für den Wahl-Landshuter Marcel Meinert. Der 37-Jährige darf am Samstagabend für den Bezahlsender "Sky" das Champions-League-Finale zwischen der "Alten Dame" Juventus Turin und den "Königlichen" von Real Madrid kommentieren. Während Wolff-Christoph Fuss die HD-Übertragung kommentiert, ist Meinert bei der Ultra-HD-Übertragung am Mikrofon. Im idowa-Interview spricht er über die Vorfreude auf das Spiel, seine Vorbereitung und gibt eine Einschätzung zur Partie ab.
Herr Meinert, Sie kommentieren am Samstagabend das Champions-League-Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid. Wie sieht es mit der Vorfreude aus?
Marcel Meinert: Die ist sehr groß. Es sind nur noch wenige Stunden, da kribbelt es natürlich schon, die Anspannung ist etwas größer als vor anderen Spielen. Da wird auch ein Kindheitstraum wahr. Für mich geht es jetzt darum, noch letzte Informationen einzuholen, um bestmöglich auf das Spiel vorbereitet zu sein.
Würden Sie das Spiel als das Highlight Ihrer bisherigen Karriere bezeichnen?
Meinert: Absolut. Jede Übertragung hat etwas Spezielles, ob das beim Tennis, in der Bundesliga-Konferenz oder in der 2. Liga ist. Aber wenn ich nur die Wertigkeit des Ereignisses betrachte, dann ist das bestimmt das Highlight. Da wir bei "Sky" momentan ja die Weltmeisterschaften nicht übertragen, gibt es im Fußball nichts Größeres als ein Champions-League-Finale.
Wie genau darf man sich die Vorbereitung auf ein so großes Spiel vorstellen?
Meinert: Die Vorbereitung unterscheidet sich gar nicht so groß von einem Spiel in der 2. Bundesliga zum Beispiel. Wir bekommen Statistikmappen zur Verfügung gestellt, die es auszuwerten gibt. Der größte Unterschied ist, dass es bei einem Champions-League-Finale ein viel größeres Reservoir an Informationen gibt. Da kann man sich, wenn man will, auch eine ganze Woche Tag und Nacht nur damit beschäftigen. Deshalb ist es entscheidend, die wichtigen Informationen herauszufiltern und in der Vorbereitung die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Im Spiel ist es dann die große Kunst, die Informationen dosiert und in den richtigen Momenten einzubringen. Als Kommentator darf man sich nicht zu wichtig nehmen, man ist Dienstleister für den Zuschauer vor dem Fernseher, um das Spiel verständlicher zu machen, aber natürlich auch um zu unterhalten.
Ist es eine besondere Herausforderung, dass es zwei ausländische Mannschaften sind?
Meinert: Ich versuche schon, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Spiel in den beiden Ländern jeweils wahrgenommen wird. Ich schaue: Was schreibt die "Marca" in Spanien, was die "Gazzetta dello Sport" in Italien? Dazu spreche ich mit dem einen oder anderen Spanier und Italiener, um die Emotionen rund um das Spiel einordnen zu können.
Juventus gegen Real, italienischer gegen spanischer Meister - Schlägt da auch das Herz des Fußballfans Marcel Meinert höher?
Meinert: Selbstverständlich. Für mich ist das ein großartiges Finale. Wenn man die Leistungen der beiden Mannschaften in diesem Jahr anschaut, dann ist das ein konsequentes und absolut verdientes Finale. Das ist das Beste, was der europäische Fußball aktuell zu bieten hat. Das müssen auch die Bayern aktuell so akzeptieren.
Lesen Sie hier: Real und Juventus bereit für das große Finale
Die Offensivkünstler von Real um Superstar Cristiano Ronaldo gegen die mit Abstand beste Defensive der Champions League aus Turin ? was erwarten Sie fußballerisch vom Endspiel?
Meinert: Die zwei Mannschaften passen aus meiner Sicht sehr gut zusammen. Das lässt ein spannendes und abwechslungsreiches Finale erwarten. Beide Teams sind sehr erfahren und sehr gut eingespielt. Ich wäre überrascht, wenn Real nicht versucht die Initiative zu übernehmen und die aktivere Mannschaft ist. Aber dass sich Juventus nur hinten reinstellt, das glaube ich auch nicht. Sie haben die große Chance auf das erste Triple (Meisterschaft, Pokal und Champions League) ihrer Geschichte. Sie werden Ihre Chance suchen.
Turins Torhüter Gigi Buffon könnte mit dem Titel seine tolle Karriere krönen, auf der anderen Seite kann Gareth Bale in seiner Heimatstadt Champions-League-Sieger werden, dazu kommt das deutsche Duell im Mittelfeld zwischen Toni Kroos und Sami Khedira. Ein Spiel, das auch für den Kommentator eine Menge hergeben dürfte.
Meinert: Das stimmt. Es gibt viele interessante Faktoren. Wie verhält sich Gigi Buffon? Steht Cristiano Ronaldo einfach nur auf dem Spielberichtsbogen oder ist er auch auf dem Platz im Mittelpunkt? Was macht Gareth Bale, wenn er auf der Bank sitzt? Kroos oder Khedira ? Wer setzt mehr Akzente? Nicht zu vergessen, dass wir mit Felix Brych auch noch einen deutschen Schiedsrichter auf dem Platz haben.
Zum Abschluss: Was ist Ihr Tipp für das Spiel?
Meinert: Ich denke, es wird eine ganz enge Geschichte, gut möglich, dass es auch über 120 Minuten oder gar bis ins Elfmeterschießen geht. Am Ende sehe ich Real Madrid aber etwas vorne, weil ich der Meinung bin, dass die individuelle Qualität in der Offensive doch zu groß ist. Hier könnte Cristiano Ronaldo zum X-Faktor für Real werden.
Zur Person:
Marcel Meinert wurde 1980 in Heide geboren und wuchs in Neumünster (beide Städte liegen in Schleswig-Holstein) auf. 2007 verschlug es ihn beruflich wie privat in den Süden Deutschlands. Er fing als Kommentator bei "Sky" an und zog nach Landshut. Meinert ist verheiratet mit seiner Frau Tina und hat zwei Kinder. In diesem Jahr feierte er sein Zehnjähriges als Kommentator bei "Sky" und hat inzwischen über 1.000 Spiele kommentiert.