Pfarrer und Rapperin
Fastenzeit: Darauf verzichten Promis aus der Region Landshut
21. Februar 2024, 11:26 Uhr
Auf sein Smartphone zu Verzichten ist in Zeiten von Social Media und ständiger Erreichbarkeit sehr schwierig. Viele Menschen nehmen deshalb die Fastenzeit als Anlass dafür "Digital Detox", also "Digitales Fasten", zu betreiben. Dabei legen sie ihr Handy weg und widmen sich anderen Dingen abseits des Bildschirms. Das bestätigt auch Carina Paintner von der Volkshochschule Landshuter Land. "Kurse in Richtung Achtsamkeit und mentaler Gesundheit sind seit Jahren gut besucht und werden viel angefragt."
Die Rapperin Ria Reiser aus der Hallertau plant keinen Medienverzicht. "Fernsehen schaue ich sowieso nicht mehr, eher YouTube-Tutorials: Jodeln oder wie man sein Auto repariert." Social Media zu fasten sei "Gold wert für die Birne", aktuell bei ihr jedoch nicht umsetzbar, weil sie ihre Social Media-Kanäle alle selber bespielt.
Sie probiert dieses Jahr das Basenfasten aus. Verzicht auf "Rotwein und Schweinsbraten", wie sie es nennt. "Ich finde es leichter, in der Fastenzeit auf etwas zu verzichten, einfach weil da die Akzeptanz größer ist", sagt Reiser. In ihrer Freundesgruppe sei sie mit dem Fasten die Einzige. Aber sie versteht, auch wenn andere dafür keine Zeit haben.
"Digital Detox" findet, der evangelische Pfarrer Michael Lenk aus Vilsbiburg gut: "Ich bewundere es, wenn Leute sich auf das Wesentliche konzentrieren können." Im Smartphone-Verzicht sieht er, die Macht jedes Menschen sein Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und sich von niemandem etwas vorschreiben zu lassen. Dadurch ist es möglich geistigen Ballast oder Sorgen hinter sich zu lassen. Ganz wichtig ist für Pfarrer Michael Lenk auch, dass Scheitern beim Fasten dazugehört und die Ziele nicht zu hoch gesteckt werden.
"Empörungsfasten" um sich weniger aufzuregen
Für Pfarrer Michael Lenk ist Fasten das Besinnen auf das Wesentliche. Er widmet sich in diesem Jahr dem "Empörungsfasten", wie er es selbst nennt. "Man kann sich ja zur Zeit über alles empören: Politiker, die Kirche oder auch andere Dinge", sagt er über den Grund seines Fastens. Für ihn sei es sehr gut sich da auch Mal selbst zu disziplinieren. Wenn er also merkt, dass er Nachrichten liest und es "zu brodeln" anfängt, geht er noch mal in sich. Gerade die Steigerung von Empörung - den Hass - beobachte er in letzter Zeit oft in der Gesellschaft. Für Pfarrer Michael Lenk steht aber fest: "Hass ist kein Mittel, um in der Gesellschaft gut auszukommen." Damit verfehlen die Menschen seiner Meinung nach das Ziel von Fasten: In der Gesellschaft dazu beizutragen, dass Verstand und Herz vorhanden ist.
Fasten bedeutet nicht nur Verzicht
Pfarrer Daniel Schmid aus Essenbach, verzichtet in der Fastenzeit auf Süßigkeiten. Sowie eine Mahlzeit weniger am Tag. "Am Abend weniger fernsehen, das ist mein Digitales fasten", sagt Schmid. "Stattdessen mache ich einen Spaziergang oder schreibe einen Brief." Fasten sollte, seiner Ansicht nach, nicht nur als Verzicht begriffen werden, sondern auch als bewusste Entscheidung für einen selbst und den Mitmenschen. Mehr Dinge machen, die einem guttun und wichtig seien.
Die katholische Kirche bereitet sich in der Fastenzeit auf ihr größtes Fest vor - Ostern. "Da feiern wir nach der Fastenzeit das Leben", sagt Schmid.
Exzessive Mediennutzung und Essstörungen nehmen in den letzten Jahren, laut Dominik Dürrbeck vom Landshuter Netzwerk, immer mehr zu. Bei Alkohol und Glücksspielsucht bleiben die Zahlen konstant. Regelmäßiges Fasten zeige, dass noch eine Kontrolle über das Konsumverhalten existiere. "In einer Abhängigkeit ist der Konsum nur noch schwer selbst zu steuern", sagt Dürrbeck.
Bildschirmzeit ist kein Diagnosekriterium
Ein gesundes Verhältnis zu Social Media und der digitalen Lebenswelt aufzubauen funktioniere, indem man sich bewusst sei, wie viel Medienkonsum einem noch gut tue. Entscheidend sei dem Experten nach: Freude an der realen Welt zu haben durch Hobbys, Aktivitäten und sozialen Beziehungen. Ein bestimmtes Geschlecht oder Alter für exzessiven Medienkonsum gebe es nicht. Dabei ist die Bildschirmzeit kein Diagnosekriterium für eine Sucht. "Beherrsche ich die digitalen Medien oder beherrschen sie mich? ", das ist die Frage, sagt Dominik Dürrbeck.