Kurioses aus Landshut

Drei Mann unter der Brücke


Unter der Bahnhofsbrücke wird eine unorthodoxe Art des Campens zelebriert. (Foto: rüd)

Unter der Bahnhofsbrücke wird eine unorthodoxe Art des Campens zelebriert. (Foto: rüd)

Es kann durchaus mal vorkommen, dass man im Auto übernachten muss, zum Beispiel wegen heftigen Schneetreibens irgendwo auf der Autobahn. Wenn sich aber drei junge Männer mehr als eine Woche lang in einem Kleinwagen unter der Brücke am Hauptbahnhof die Nacht um die Ohren schlagen, dann ist das für Landshuter Verhältnisse schon sehr verwunderlich.

Das kleine Auto ist mit allerlei Plastiktüten und Decken bestückt, auf dem Armaturenbrett sind leere Konservendosen aufgereiht. Außen stehen ein Wasserkanister und ein Kochtopf. Bei besagtem Wagen handelt es sich um einen Skoda aus Osteuropa. So stellte sich die Situation bis gestern Mittag dar.

Ein besorgter Pendler hatte die LZ darauf aufmerksam gemacht, dass er morgens ein paar junge Männer in dem Auto gesehen habe. Er habe zwar nicht mit ihnen gesprochen, aber den Eindruck gehabt, dass sie die Nächte bei den eisigen Temperaturen nur mühsam überstehen. Womöglich fehle ihnen das Geld für eine adäquate Unterkunft oder die Heimreise.

Polizeibekannt aber wohl auf Durchreise

Während der LZ-Recherchen waren die jungen Leute nicht im Wagen, oder sie schliefen so fest, dass sie weder auf Klopfen noch Rufen reagierten. Die Polizei hatte kürzlich mehr Glück: Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber sagt, dass es sich um drei junge Männer um die 25 handelt, die in dem Auto übernachtet hätten. Sie seien als Bettler polizeibekannt und derzeit wohl auf der Durchreise. Weil ihre Papiere in Ordnung gewesen seien, könne die Polizei nicht mehr machen als sie aufzufordern, woanders zu übernachten.

Ordnungsamtschef Fritz van Bracht sieht die Sache ähnlich. Wenn sich die jungen Leute dort aufhielten, dann könne man sie nicht zwingen, zu verschwinden, solange sie sich nichts zuschulde kommen ließen. In die Rubrik Verschulden stuft van Bracht zum Beispiel Wildbieseln. Und wenn sie etwa wegen der Kälte den Motor laufenließen, um die Heizung des Wagens in Gang zu halten, könne das Ordnungsamt wegen eines Umweltdelikts einschreiten.

Grundsätzlich sei also kaum etwas zu machen, sagt van Bracht. Nicht zuletzt deshalb, weil dies nicht die erste Geschichte dieser Art in Landshut sei: Er erinnert daran, dass etwa beim Hans-Carossa-Gymnasium auch mal Leute einige Tage und Nächte in einem kleinen Wohnmobil verbracht hätten. Das Fazit des Ordnungsamtschefs lautet so: "Im Sinne des nachösterlichen Friedens sollten wir nicht zu streng mit den jungen Leuten umgehen."

Gegenüber der Bahnhofsbrücke befindet sich das Landshuter Netzwerk. Eine Sprecherin der sozialpädagogischen Einrichtung sagt, dass die Kollegen danach schauten, was sich direkt vorm Haus tue. Dort habe sich schon einmal jemand längere Zeit in seinem Auto aufgehalten, sei aber wieder verschwunden. Unter der Brücke sehe aber niemand nach. Das solle bis heute nachgeholt werden.

Wie es den drei jungen Männern inzwischen geht, ist die Frage. Dem Pendler, der die LZ auf die Lage aufmerksam gemacht hatte, empfahl gestern ein Angehöriger der Bundespolizei: "Er kann sie ja bei sich zu Hause aufnehmen."