Gefängnis in Landshut
Die Mauer muss bleiben
1. März 2013, 19:12 Uhr aktualisiert am 1. März 2013, 19:12 Uhr
Die Auseinandersetzung um das alte Gefängnis geht in eine weitere Runde: Weil es der Stadt nicht passt, dass der Gebäudetrakt in die Denkmalliste aufgenommen wurde, soll nun der Landesdenkmalrat eingeschaltet werden. Dies beschlossen am Freitag einstimmig die Mitglieder des Bausenats, sie versprechen sich davon, dass das Gefängnis womöglich doch noch aus der Liste fliegt.
"Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen." FDP-Stadtratsfraktionschef Prof. Dr. Christoph Zeitler gab das Motto aus, und alle waren einverstanden, sich an den Landesdenkmalrat zu wenden. Es gehe schließlich nicht an, alles abzunicken, was das Landesdenkmalamt vorgebe. Viel wichtiger sei es, das Potential der Stadt zu entwickeln, als so ein Denkmal zu erhalten, sagte Zeitler. Wie berichtet, stuft das Landesdenkmalamt das alte Gefängnis als Baudenkmal ein. In der Beurteilung des Landesamts heißt es unter anderem: "Das ehemalige Amts- und Landgerichtsgefängnis Landshut ist ein wichtiges bauliches Zeugnis für die Entwicklung des Gefängnisbaus im 19. und frühen 20. Jahrhundert."
Die Mitglieder des Bausenats sehen in dem Bau aber nach wie vor nichts Denkmalwürdiges. Auch Stadtheimatpfleger Gerhard Tausche sagte, ihn überzeuge die Argumentation des Denkmalamts nicht, allerdings sieht er wie Baureferatschef Johannes Doll keine Chance, dass das alte Gefängnis von der Liste gestrichen wird. Dramatisch sei das aber auch nicht, denn andere Beispiele zeigten, dass man aus einem denkmalgeschützten Gebäude etwas machen könne.
Gegen den Stillstand
Theoretisch könnte der Landesdenkmalrat dem Finanzministerium als Eigentümer empfehlen, den Bau an der Wittstraße von der Liste zu nehmen. Wenn nicht, dann ist es nach Ansicht der Stadträte offenbar auch nicht schlimm. Denn egal, wie die Entscheidung auch ausfalle, wichtig sei, dass die Stadt anschließend sofort etwas unternehme, sagte Manfred Hölzlein (CSU). Sein Fraktionskollege Rudolf Schnur drückte es so aus: "Gegen den jahrelangen Stillstand muss sich etwas bewegen." Nach einer wie auch immer gearteten Entscheidung kommt die Stadt wieder ins Spiel. Sie muss dann einen Bebauungsplan aufstellen und hat so Einfluss darauf, was gebaut wird. Womöglich gibt es einen Wettbewerb.
Ein von Bürgermeister Gerd Steinberger (SPD) vorgeschlagener Kompromiss fiel gestern durch. Außer ihm stimmte lediglich Oberbürgermeister Hans Rampf (CSU) für die Idee, die Zellengebäude im Wesentlichen abzureißen, aber den Verwaltungstrakt und den Turm stehenzulassen. Zeitler erinnerte daran, dass etwas Denkmal nicht funktioniere. Man könne nicht einen Turm und Zellenbauten herauspicken und anderes abreißen. Sein Vorschlag: "Machen wir diesmal keine Kompromisse."
Eine hässliche Ansicht
Mit 5:5 Stimmen knapp scheiterte die Forderung von FW-Fraktionschef Erwin Schneck, die Mauer entlang des Grätzbergs abzureißen. Auch Rampf hatte zuvor dafür geworben, die Mauer dort abzureißen, um das Gefängnisareal verkehrstechnisch besser erschließen zu können. Hölzlein indes hatte dazu geraten, das Schreiben an den Landesdenkmalrat allgemeiner zu formulieren. Auch wenn das Denkmal am Ende Denkmal bleibt: Das Denkmalamt könnte sich darauf einlassen, die Grätzbergmauer durchgängig zu machen, wenn später erkennbar ist, dass dort einst eine durchgängige Mauer stand. Unberührt von dieser Entscheidung bleibt allerdings der Plan des Baureferats, die Mauer entlang der Wittstraße abzureißen.
Intensiv beschäftigten sich die Senatsmitglieder mit der Frage, wie sich die Stadt an der Wittstraße präsentiert. Mit einem Neubau bestehe zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Gelegenheit, das "Tor zu Landshut" besser zu gestalten, sagte BfL-Fraktionschef Bernd Friedrich. "Derzeit ist das eine hässliche Ansicht." Der Eingang zur Stadt sei nicht das alte Gefängnis, sondern Aldi, sagte Elke März-Granda von der Ausschussgemeinschaft. Ihre Einschätzung. "Wir haben das selbst verhunzt." Schlechter als dort könne es auch beim alten Gefängnis nicht kommen.