Landkreis Landshut

Der Tod ist ewig, die Strafe nicht: Vor 60 Jahren erschütterte ein kaltblütiger Doppelmord Landshut


Ingo Eisheuer (rechts neben seinem Bruder Joachim) wurde mit sieben Jahren von einem 14-Jährigen Sexualstraftäter umgebracht.

Ingo Eisheuer (rechts neben seinem Bruder Joachim) wurde mit sieben Jahren von einem 14-Jährigen Sexualstraftäter umgebracht.

Die Leiche eines Siebenjährigen, halbverbrannt in der Flutmulde. Ein Achtjähriger, tot im Altdorfer Wald. Beide erschlagen mit einer Axt und ihre Leiche zum Teil zerstückelt. - Kein schauriges Szenario aus einem Heimatkrimi, sondern grausame Realität: Innerhalb eines Jahres mussten zwei Buben sterben. Beide Taten geschahen in Landshut in den Jahren 1952 und 1953.

Der Täter war ebenfalls noch ein Junge. Beim erstem Mord war Walter D. gerade mal 14 Jahre alt. Manche würden für ein solches Verbrechen die Todesstrafe fordern. Andere halten es mit dem Dichterwort: "Mein ist die Rache, redet Gott". Joachim-Dieter Eisheuer glaubt nicht an Gott. "Mein Vater hat gesagt, er will uns zu Menschen erziehen, nicht zu Christen, denn das wären auch die KZ-Aufseher gewesen." Es war ein Christ, der seinen siebenjährigen Bruder Ingo im März 1952 ermordet hat. Walter D., der vermutlich heute noch lebt, war auffällig fromm und ein eifriger Kirchgänger, berichteten Zeugen. Noch ein paar Tage vor seinem zweiten Mord war er mit seiner Großmutter auf einer Wallfahrt in Altötting gewesen.

Joachim Eisheuers Familie stammt aus Polen. Er ist sicher: "Wären wir Einheimische gewesen, hätten sie nach dem Mord an meinem Bruder intensiver ermittelt." So aber habe er sich von Polizisten anhören müssen: "Zwengs dem Polackenbuam dean mia uns ned obi".

Der Mord an Ingo Eisheuer hätte wohl wirklich früher aufgeklärt werden können. Wenn die Polizei darauf gekommen wäre, dass die Silberbronze am Körper des toten Kindes vom Ofen der Großmutter des Täters stammte, in dem er den Leichnam verbrennen wollte. Wenn ein Nachbar nicht die vom Mörder weggeworfene Hose und die Schuhe des Buben hinter einem Holzstapel versteckt hätte, um D. nicht zu belasten. Und wenn ein Pfarrer sein Beichtgeheimnis offenbart hätte. Denn Joachim Eisheuer sagt: "D. hat den Mord an meinem Bruder gebeichtet." Das habe Stadtpfarrer Schwaiger später zugegeben - da hatte der gleiche Täter allerdings schon ein weiteres Kind getötet.

Mehr dazu lesen Sie am Samstag, 19. Juli, in der Landshuter Zeitung.