Landkreis Landshut
Alle Register der Verleumdung gezogen: Gefälschte Briefe vergiften Stimmung in der Landshuter Kulturszene
28. Juni 2014, 9:28 Uhr aktualisiert am 28. Juni 2014, 9:28 Uhr
Auf den ersten Blick ist es ein gewöhnlicher Leserbrief - so wie er die Redaktion der Landshuter Zeitung wöchentlich viele Male erreicht. Neben dem Namen sind eine Landshuter Adresse und eine Handynummer angegeben. Sogar unterschrieben ist der Brief - mit Füllfederhalter und in geschwungener Handschrift. Der Autor, ein gewisser Konrad Wolf, lässt sich darin sehr polemisch über die Skulpturen Robert Schads aus, die derzeit in der Stadt zu sehen sind. Noch viel mehr aber greift er die Leiterin des Skulpturenmuseums, Stefanje Weinmayr, an. Sie hat Schads geschwungene Stahlskulpturen nach Landshut geholt.
Was auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist: Der Leserbrief ist eine Fälschung und Teil eines bitterbösen Konflikts, der in Landshuts Kulturszene momentan ausgetragen wird - und zwar gepaart mit Niederträchtigkeit und einem ordentlichen Schuss krimineller Energie. Auch die Staatsanwaltschaft hat in der Angelegenheit schon ermittelt. Die Frage, die sich alle Beteiligten stellen, die bisher aber noch keiner beantworten konnte, lautet: Wer steckt hinter den anonymen Briefen? Denn der Leserbrief, der am vergangenen Samstag in der LZ erschienen ist und von dem angeblichen Konrad Wolf aus Landshut stammen soll, ist nur einer von vielen Briefen, die in den vergangenen Jahren in Landshut die Runde machten. Gemeinsam ist allen eines: Sie sollen offenkundig der Leiterin des Skulpturenmuseums, Stefanje Weinmayr, schaden - und zwar maximal.
Seinen Anfang nimmt die Sache schon vor mehr als drei Jahren. In einer regelrechten Welle schwappen zwei Briefserien über Landshut hinweg. Zu Weihnachten 2010 erhalten viele Landshuter Persönlichkeiten einen ersten Brief, der den Anschein erweckt, als würde er von Weinmayr persönlich stammen. Werden darin eingangs noch "prächtige Weihnachten" und ein "tolles neues Jahr" gewünscht, geht es im weiteren Verlauf massiv zur Sache: Weinmayr wird mit allerlei unschönen Dingen in Verbindung gebracht. Das alles wird aus der vermeintlichen Ich-Perspektive von Weinmayr vorgetragen. Ostern 2011 folgt eine zweite Briefwelle. Weinmayr erstattet bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. Trotz längerer Ermittlungen kann der Urheber der Briefserie nicht ausfindig gemacht werden. Bis heute wird der Fall in den Akten der Staatsanwaltschaft als Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt geführt.
Dass die Polizei damals selbst an den sichergestellten Briefen keine Spuren finden konnte, lässt den Schluss zu, dass der Urheber mit einem hohen Maß an krimineller Energie zur Tat schritt. Das belegt auch die Vorgehensweise bei dem "Konrad-Wolf"-Leserbrief. Denn wie es bei Leserbriefen üblich ist, wurde auch in diesem Fall unter der angegebenen Handynummer seitens der LZ nachgefragt und der Brief bestätigt. Tatsächlich meldete sich ein Mann, der vorgab, Konrad Wolf und damit Autor des Leserbriefs zu sein. Nach Veröffentlichung des Leserbriefs stellte sich jedoch heraus, dass es unter der angegebenen Adresse und auch im Rest Landshuts keinen Konrad Wolf gibt. Und auch unter der Handynummer ist mittlerweile niemand mehr zu erreichen.