Geld veruntreut?

Untreue-Verdacht: Landauer Heiliggeist-Stiftung fehlen 3,6 Millionen Euro

Schwerwiegender Verdacht im Seniorenheim der Heiliggeist-Bürgerspital-Stiftung: Über einen Zeitraum von rund 16 Jahren sollen insgesamt 3,6 Millionen Euro durch eine leitende Mitarbeiterin veruntreut worden sein.


Der Betrieb des Heiliggeist-Bürgerspitals sei sichergestellt, teilte die Stadt mit.

Der Betrieb des Heiliggeist-Bürgerspitals sei sichergestellt, teilte die Stadt mit.

Der Heiliggeist-Bürgerspital-Stiftung, die das Seniorenheim Landau in der Dr.-Godron-Straße betreibt, fehlen 3,6 Millionen Euro. Grund ist wohl die Untreue einer langjährigen Mitarbeiterin. Diese Bombe ließ Bürgermeister Matthias Kohlmayer zusammen mit Kämmerin Gerlinde Radspieler und Geschäftsleiter Alexander Oswald am Dienstagnachmittag bei einem Pressetermin im Rathaus platzen.

Er möchte mit der Situation „proaktiv und offen umgehen“, aber gleichzeitig handle es sich um ein laufendes Verfahren, darum könne er nicht ins Detail gehen, sagte Kohlmayer dabei. Was die Stadt in einem vorbereiteten, schriftlichen Statement bekanntgab, hatte es in sich: Über einen Zeitraum von rund 16 Jahren sollen insgesamt 3,6 Millionen Euro durch eine leitende Mitarbeiterin veruntreut worden sein. „Wir haben in diesem Fall mit einer ausgesprochen hohen kriminellen Energie zu tun“, wird Bürgermeister Kohlmayer im Schreiben der Stadt zitiert.

Im tatsächlichen Pressegespräch in seinem Amtszimmer blieb der Rathauschef am Dienstag ungewohnt wortkarg und verwies bei Nachfragen der Presse auf den Landshuter Rechtsanwalt Günther Eder – der die meisten Nachfragen aber mit Verweis auf das laufende Verfahren ebenfalls offen ließ.

„Untreue-Mechanismus ist ausgesprochen raffiniert“

Aus dem Schreiben der Stadt geht hervor, dass im Juli erste Verdachtsmomente aufgekommen sind. Danach habe man „konsequent gehandelt, die Vorgänge schnell und akribisch aufbereitet und aufgedeckt“. Als Konsequenz daraus habe man die verdächtige Mitarbeiterin fristlos gekündigt und Strafanzeige gestellt. Der Stadtrat und das Landratsamt Dingolfing-Landau als Aufsichtsbehörde seien umgehend informiert worden.

Auch auf die Art und Weise, wie die Mitarbeiterin das Geld unterschlagen haben soll und dabei 16 Jahre lang unentdeckt blieb, geht das Schreiben ein: Demnach tauchte das unterschlagene Geld durch einen „raffinierten Buchhaltungstrick“ in der Bilanz nicht auf.

„Der Untreue-Mechanismus ist ausgesprochen raffiniert konzipiert und basiert auf der detaillierten Kenntnis der buchhalterischen Abläufe im Heiliggeist-Bürgerspital und der Kontrollen“, erklärt Stadtkämmerin Radspieler in dem Schreiben. Eine leitende Mitarbeiterin habe sich laut Mitteilung „offensichtlich Monat für Monat hohe Bargeldbeträge bei der Bank persönlich auszahlen lassen“. Das in der Verwaltung übliche Vier-Augenprinzip, nach dem kein Mitarbeiter alleine Auszahlungen veranlassen kann, sei zwar eingehalten worden, „ jedoch wurden die Mitarbeiter hinsichtlich des Verwendungszwecks der Auszahlungen gezielt getäuscht“.

Die Beträge seien dann – so der Verdacht – „größtenteils persönlich vereinnahmt“ worden. „Zur Irreführung und Verschleierung wurden die Barabhebungen auf einem Verwahrgeldkonto verbucht, welches dann wiederum am Ende jeden Jahres unter Vorspiegelung falscher Tatsachen abgeschlossen wurde. Hierdurch ist dieses Konto in der Jahresbilanz des Seniorenheims nicht aufgetaucht“, heißt es in der Mitteilung der Stadt.

So sei trotz des lückenlos eingehaltenen Vier-Augen-Prinzips die Untreuehandlung möglich geworden. Auch bei den regelmäßig stattfindenden Prüfungen sei lange Zeit kein Verdacht geschöpft worden. „Unstimmigkeiten wurden auf Probleme mit der Integration des Bewohnerverwaltungsprogramms in das Buchhaltungsprogramm geschoben“, teilt die Stadt mit.

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