Vierbeiner im Klassenzimmer
Neugieriger Lehrer mit Pfoten: Cooper ist Schulhund an der Mittelschule Landau
17. Juli 2015, 15:48 Uhr aktualisiert am 17. Juli 2015, 15:48 Uhr
Na, wer ist das denn? Mal schnüffeln, dann schauen wir, ob der bleiben darf. Wer das Klassenzimmer der 7b der Mittelschule Landau betritt, muss sich erst einer Schnüffel-Kontrolle unterziehen - vom Lehrer der Klasse. Der gute Riecher gehört dabei zu Cooper, siebenjähriger Labrador und Schulhund. Zusammen mit seinem Herrchen, Lehrer Fritz Röckl, unterrichtet Cooper die Mittelschüler. Dabei pauken sie nicht nur den Schulstoff, dank Cooper lernen sie auch viel fürs Leben.
In der heutigen Deutschstunde geht es um Textverständnis. Fritz Röckl teilt einen Text mit zugehörigen Fragen aus. "Wir lesen jetzt den Text zusammen und dann bearbeitet ihr in Gruppenarbeit die Fragen," stellt er die Aufgabe. Schulhund Cooper rollt sich derweil in seinem Körbchen rechts neben der Tafel zusammen und hält ein Nickerchen. Dabei scheint es ihn nicht zu stören, dass es in dem Text, den die Schüler nun abwechselnd vorlesen, um ihn und seine Fähigkeiten als Schulhund geht.
Verspielt und kinderlieb
Ausgeglichen und wesensstark sollen Schulhunde demnach sein. Außerdem auch anhänglich, kinderlieb, folgsam und sehr verspielt. Dass Cooper all diese Eigenschaften mitbringt, bestätigen Schüler wie Herrchen. "Er ist ein absoluter Sympathieträger", so Fritz Röckl.
Kaum ist die Leserunde vorbei, schlägt Cooper die Augen auf und macht sich auf seinen Weg durch die Stuhlreihen. Die Schüler bearbeiten in Zweiergruppen die Textaufgaben. Kommt Cooper an ihrem Tisch vorbei, strecken sie leicht die Hand nach ihm aus und fahren ihm sanft übers Fell. Nebenbei arbeiten sie konzentriert weiter. "Abgelenkt werden die Schüler durch Cooper nicht. Die meiste Zeit verschläft er ja. Wenn er wach ist, schaut er, wie ich, nach dem Rechten", betont Röckl. Dabei strahlt Cooper Ruhe und Gelassenheit aus. "Er verbessert das Klassenklima und lockert die Atmosphäre auf." Er bremse besonders vorlaute Schüler und locke stille Schüler aus der Reserve. Auch aggressivere Kinder lassen sich mit Coopers Hilfe schneller beruhigen. Und wenn es doch zu laut im Klassenzimmer ist, regelt Cooper das Problem auf seine Weise: Er verschwindet einfach. "Das merken die Schüler schnell. Wenn sie wollen, dass Cooper wiederkommt, muss sich die Lautstärke wieder anpassen. Bei einem Hund gibt es kein vielleicht. Er zieht sofort seine Konsequenzen", erklärt Röckl.
Dabei fördert ein Schulhund auch das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen. Abwechselnd sind die Schüler für frisches Wasser und fürs Gassigehen mit Cooper zuständig. Geflucht und geschimpft darf auch nicht werden. Dabei merken die Schüler schnell, wann es Cooper gut geht und wann sie sich wieder benehmen müssen. "Ich sage den Kindern immer: Cooper ist das Spiegelbild von euch. Seid ihr grantig, ist er es auch", gibt Röckl ein Beispiel.
Einige Gruppen arbeiten noch an den letzten Aufgaben, andere sind bereits fertig - wie Eric. Er holt einen Tennisball vom Lehrerpult. Cooper hebt sofort den Kopf. Kurz schnüffelt er an dem Ball und hält sich dann an seinen Befehl: Sitzenbleiben. Erst als Eric das Zeichen gibt, fängt Cooper an zu suchen. Eric hat den Ball im Klassenzimmer versteckt. Hier ein Schnüffeln, da ein Schnüffeln und schon hat Cooper den Ball hinter der braunen Couch im hinteren Teil des Zimmers entdeckt. Seine Beute bringt er in sein Körbchen und scheint dann hinter seinem Herrchen Fritz Röckl zu prüfen, ob Eric alle Aufgaben erledigt hat. "So lernen die Schüler auch ihre verbale und körperliche Ausdrucksfähigkeit. Und natürlich ist auch der Spaßfaktor groß. Spielen in den Lernpausen ist für die Kinder und den Hund wichtig." Vor allem nach Prüfungen ist Cooper zum Schmusen und Kuscheln da. Das lockert und entspannt.
Streicheln senkt Stresshormone
"Studien belegen, dass Streicheln und Knuddeln sogar den Herzschlag senken können. Es werden weniger Stresshormone ausgeschüttet. So sind nervöse Schüler zum Beispiel auch bei Referaten entspannter, wenn sie sich mit Cooper beschäftigen", zeigt Röckl einen weiteren Vorteil des Schulhundes auf. "Hunde riechen es auch, wenn Menschen unter Stress stehen."
Cooper ist nun seit sechs Jahren im Einsatz in Landau. Einfach so durfte der junge Labrador natürlich nicht ins Klassenzimmer. Erst musste er in die Hundeschule und Herrchen Fritz Röckl hatte einiges an Genehmigungen einzuholen: vom Schulamt, über das Direktorat, von den restlichen Lehrern und natürlich von den Eltern selbst.
Wenn ein Schüler Angst vor Hunden hat, tastet sich Cooper langsam ran. "Ein Hund beobachtet dich und scannt alle fünf Sekunden seine Umgebung. Der merkt das dann schnell", beruhigt Röckl. Das einzige, was Cooper zum Verhängnis werden kann, ist eine Hundehaar-Allergie. "Das hatte ich bisher einmal. Das Mädchen saß dann weit weg von Cooper und hat ihn nicht gestreichelt. Denn die Allergie bricht in der Regel erst bei Berührung aus."