Unterricht nachholen

Werden die Sommerferien 2020 verkürzt?


"Sommerferien" steht in großen, bunten Buchstaben an der Tafel einer Grundschule. Der erste Ferientag in Bayern wäre heuer Montag, der 27. Juli - wenn es nicht noch anders kommt.

"Sommerferien" steht in großen, bunten Buchstaben an der Tafel einer Grundschule. Der erste Ferientag in Bayern wäre heuer Montag, der 27. Juli - wenn es nicht noch anders kommt.

Von Sven Geißelhardt

Die meisten Schüler haben viel nachzuholen - und viele Eltern weniger Geld in der Urlaubskasse, sagt der Bundestagspräsident. Deshalb regt er an, die freie Zeit später beginnen zu lassen. Die Debatte.

Kostet Corona Deutschlands Schüler einen Teil der Sommerferien? Entsprechende Überlegungen gibt es bereits - etwa von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. "Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen", sagte der CDU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen". Ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenheit, den durch die Covid-19-Pandemie versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen.

Am Freitag sprang ihm Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bei. "Es gibt gute Argumente, die dafür sprechen", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". Deshalb halte er eine Verkürzung für "in Teilen geboten".

Wolfgang Schäuble: "Unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann"

Neben dem Nachholbedarf der Schüler nannte Schäuble zwei weitere Argumente für kürzere Ferien: Einerseits sei das "Urlaubskonto" vieler Eltern durch die Krise deutlich strapaziert. Andererseits sei "ohnehin noch aus vielen Gründen unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann".

Dafür: Wolfgang Schäuble (CDU).

Dafür: Wolfgang Schäuble (CDU).

Die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt noch mindestens bis 3. Mai. Ob sie vor dem Sommer aufgehoben wird, kann auch der zuständige Außenminister Heiko Maas (SPD) nicht abschätzen. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann man keine Prognose darüber treffen, wie lange die Reisewarnung aufrechterhalten wird", sagte der SPD-Politiker am Freitag. "Solange es Ausgangssperren gibt in vielen Ländern, wird dort auch kein Urlaub zu machen sein. Wir werden das von Woche zu Woche entscheiden, und wir werden versuchen, uns so gut es geht auch europäisch abzustimmen."

Markus Söder: Menschen sollten lieber Urlaub in Deutschland machen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich bereits am Donnerstag skeptisch zu Sommerurlauben im Ausland geäußert. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Urlaub in anderen Ländern im Sommer so leicht möglich ist, schätze ich aus gegenwärtiger Sicht eher als unwahrscheinlich ein", sagte er. "Das ist bei der Situation in den Ländern um uns herum, unseren klassischen Urlaubsländern, die wir haben - Spanien, Italien oder Frankreich oder Türkei - eher unwahrscheinlich." Deshalb sollten die Menschen lieber Urlaub in Deutschland machen. Es gebe in der Bundesrepublik "wundervolle Ziele", so Söder.

Allerdings dürfte auch der Urlaub "dahoam" heuer unter besonderen Bedingungen stattfinden. "Der klassische Sommerurlaub mit Badeseen und Stränden fällt flach", sagte SPD-Politiker Karl Lauterbach "Bild".

Der Gesundheitsexperte zielte dabei vor allem auf Camping-Urlaub ab. Dieser sei "normalerweise einhergehend mit Campingplätzen, wo sich dann viele Menschen treffen, die von weither kommen und sich austauschen". Ein Szenario, das Lauterbach als "undenkbar" bezeichnet.

Aber zurück zu den Schülern und einer möglichen Verkürzung der Sommerferien. "Unternehmen wie Bürger brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, statt weiterer Verunsicherung durch eine völlig unnötige und unverantwortliche Diskussion, die der Bundestagspräsident heraufbeschwört", kritisierte der Generalsekretär des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Rabe, entsprechende Gedankenspiele. "Wir alle hoffen, dass im Sommer Reisen und Ausflüge - im Sinne von Bürgern wie Unternehmen - zumindest in Teilen und unter Auflagen wieder möglich sein werden."

Kultusminister Piazolo gegen Verkürzung der Sommerferien

Auch für den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz Peter Meidinger, stehen kürzere Sommerferien aktuell nicht zur Debatte. "Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt eine Diskussion um die Verkürzung von Sommerferien zu führen, geht eigentlich fehl", sagte er im Deutschlandfunk. "Ich glaube auch, dass das gar nicht mal den großen Effekt hat." Vielmehr brauche es "ein großes Gesamtkonzept".

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) scheint ähnlicher Ansicht zu sein. "Ich persönlich möchte an die Ferien nicht rangehen", sagte er der AZ. "Wichtig ist es, sich um die anliegenden Aufgaben zu kümmern und Eltern und Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen."

Dagegen: Michael Piazolo (FW).

Dagegen: Michael Piazolo (FW).

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