Kandidaten für den Parteivorsitz

Sie retten die SPD aus der Identitätskrise – vielleicht


Christina Kampmann und Michael Roth (beide SPD).

Christina Kampmann und Michael Roth (beide SPD).

Von Tabitha Nagy

Christina Kampmann und Michael Roth werden als Kandidaten für den Parteivorsitz der geschwächten Sozialdemokraten gehandelt. Doch ein klares politisches Konzept haben sie noch nicht verkündet.

München - So verfahren ist die Lage bei der SPD, dass die Genossen schon verzweifelt-blöde Witze machen. Einer davon: Doris Schröder-Köpf und Boris Pistorius bewerben sich als Kandidaten für das neue Führungsduo an der Parteispitze. Die niedersächsische Landtagsabgeordnete und der niedersächsische Innenminister könnten damit nicht nur privat, sondern auch politisch das neue SPD-Traumpaar werden und die Sozialdemokraten aus dem Morast ziehen. Und Schröder-Köpf könne, so die Humoristen in der SPD, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und sich gleichzeitig noch an ihrem Ex-Mann und Ex-Parteivorsitzenden Gerhard Schröder rächen.

Galgenhumor ist bei der SPD gerade angesagt. Wie soll man als Genossin oder Genosse auch anders auf die Lage der Partei reagieren? Die Vorsitzende Andrea Nahles hat sich vom Acker gemacht, auf EU-Ebene schmierte der sozialdemokratische Wunschkandidat Frans Timmermans ab. Die Umfragewerte gehen in den Keller, und zwar dahin, wo die AfD wartet, nämlich bei 13 Prozent Zustimmung. Es gibt einige in der Partei, die einen weiteren Absturz in den einstelligen Bereich fürchten.

Parteivorsitz der SPD: Christina Kampmann und Michael Roth?

In dieser Situation schickt sich das Duo Christina Kampmann und Michael Roth an, "mit Herz und Haltung" die Führung des lecken Dampfers SPD zu übernehmen. Der marode Kahn wird gerade von den Hilfskapitänen Thorsten Schäfer-Gümbel, Manuela Schwesig, Malu Dreyer sowie einigen Seilschaften in den Hinterzimmern der Republik geführt und hat eine Überholung dringend nötig. Kampmann und Roth enterten letzte Woche offiziell die große Bühne, noch ist um sie herum alles ein wenig improvisiert. So gibt eine Internetseite, die Adresse "kampmannroth.de" leitet aber direkt auf die Homepage von Roth weiter.

Am Marktwert des Duos wird noch zu arbeiten sein. Roth hat es als Staatsminister im Auswärtigen Amt zu einiger Bekanntheit gebracht. Nimmt man die Follower auf Twitter als Messlatte, dann ist der 48-Jährige (24.900 Anhänger) deutlich bekannter als die Bielefelder Landtagsabgeordnete Kampmann (7.400).

Kampmann und Roth: Wenig Information zum politischen Konzept

Immerhin gibt es eine Reihe von Fotos. Eines zeigt das Polit-Paar, wie es auf einem Kinderspielplatz selig lächelnd der Parteiführung entgegenschaukelt. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, hier präsentiere sich nach Schröder-Köpf und Pistorius das nächste SPD-Traumduo.

Aber die Mühen haben mit arrangierten Fotos so wenig zu tun wie die SPD mit dem Begriff Trendwende. Roth weiß um die Lücken in der Kandidatur mit Kampmann, die am Donnerstag 39 Jahre alt wird. Nach nur wenigen Tagen seit der Bekanntgabe "wollen und können wir noch nicht alles vorstellen, was wir gemeinsam mit der SPD und Interessierten diskutieren wollen", erklärte er. Wenn man sich bewerbe, dann "stellt man sich erstmal vor", schob Roth trotzig nach und reagierte damit auf Kritik von Mitgliedern, er und seine Co-Kandidatin hätten noch nicht ausreichend über politische Zielsetzungen informiert.

Roths Nominierung durch den SPD-Bezirksvorstand Hessen-Nord soll in dieser Woche erfolgen. Die Abstimmung ist ebenso Formsache wie die Nominierung Kampmanns. Bis zum 1. September haben weitere Zweierteams aus Mann und Frau die Möglichkeit, sich um den Parteivorsitz zu bewerben und sich im Dezember auf einem Wahlparteitag zur Wahl zu stellen.

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