Karlspreis
Scholz: Europa hat Selenskyj sehr viel zu verdanken
14. Mai 2023, 16:42 Uhr
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Auszeichnung mit dem Karlspreis als "große Ehre" bezeichnet. Er stehe hier für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die jeden Tag für ihre Freiheit und für die Werte Europas kämpften, sagte Selenskyj am Sonntag in seinem Dankeswort bei der Verleihung des Karlspreises im Krönungssaal des Aachener Rathauses.
"Jeder von ihnen würde es verdienen, hier zu stehen." Selenskyj betonte, dass die Ukraine nichts lieber wolle als den Frieden - dieser könne in dem derzeitigen Konflikt aber nur mit einem Sieg gewonnen werden. Der Krieg in der Ukraine entscheide auch über das Schicksal Europas, weil es Russland darum gehe, die Geschichte der europäischen Einigung ungeschehen zu machen. Russland sei "zu jeder Grausamkeit und Gemeinheit fähig".
Selenskyj lobte Bundeskanzler Olaf Scholz für seine sicherheitspolitische Kehrtwende. "Als Du die Zeitenwende sahst, begannst Du so zu handeln, wie ein Verteidiger Europas zu handeln hat", sagte er. "Europa wird Dir und dieser Regierung Deutschlands immer dankbar sein."
Scholz hatte Selenskyj und seinem Volk zuvor für die Verteidigung gemeinsamer europäischer Werte gedankt. In seiner Laudatio erinnerte der SPD-Politiker daran, wie Selenskyj am Morgen des russischen Angriffs mit wirkmächtigen Worten den Widerstand bekräftigt habe. ""Der Präsident ist hier. Wir alle sind hier"", zitierte Scholz auf Ukrainisch aus der ersten Videobotschaft Selenskyjs und stellte fest: "Wohl selten in der Geschichte hatten so knappe Worte so große Wirkung."
Es sei augenblicklich klar gewesen, dass das ukrainische Volk nicht vor Russlands Gewalt weichen, sondern widerstehen werde. "Europa hat dem ukrainischen Volk und ganz persönlich dem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sehr viel zu verdanken", sagte Scholz. Der Krieg zeige für die Ukraine und für die Europäische Union auf: "Wir stehen zusammen! Wir gehören zusammen! Und: Unsere Geschichte wird gemeinsam weitergehen."
Scholz bezeichnete die Verleihung als Auftakt für das weitere Zusammenwachsen in Europa. In seiner Laudatio nannte er dabei neben der Ukraine auch die Staaten des Westlichen Balkans, Moldau "und perspektivisch auch mit Georgien".
"Falls Wladimir Putin geglaubt hat, er könnte die ukrainische Nation mit Gewalt von ihrem Weg nach Europa abbringen, dann hat er - mit all seinen Panzern, seinen Drohnen und Raketenwerfern - nichts als das Gegenteil bewirkt", sagte Scholz.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte Selenskyj und das ukrainische Volk. "Sie kämpfen buchstäblich für Freiheit, Menschlichkeit und Frieden", sagte sie. Sie sicherten mit ihrem Blut und ihrem Leben die Zukunft ihrer und auch unserer Kinder, so die deutsche Spitzenpolitikerin. Selenskyj habe den unbedingten Glauben, dass diejenigen, die für etwas kämpften, immer stärker seien als diejenigen, die anderen ihr Joch aufzuzwingen wollten.
Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte, Selenskyj sei "ein großer europäischer Führer", ein "Held" und herausragender Staatsmann des 21. Jahrhunderts. "Präsident Selenskyj ist ein Vorbild für jeden Politiker." Russlands "barbarische Angriffe" seien dagegen der Gegenpol zum freien Europa, das von der Ukraine verteidigt werde. Er würdigte Selenskyj als einen Verteidiger europäischer Werte.
Die feierliche Verleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses begann mit rund einer Stunde Verspätung. Lange war unklar gewesen, ob Selenskyj dafür persönlich nach Aachen kommen würde. Dann aber betrat er am Nachmittag den mittelalterlichen Saal, in dem die Gäste schon warteten - gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war er zuvor aus Berlin nach Nordrhein-Westfalen geflogen. Bei seinem Eintritt in den Saal bekam Selenskyj Standing Ovations.
Der Präsident des Landes, das sich gegen den Angriffskrieg Russlands wehrt, gilt als sehr gefährdet. Die Zeremonie im Aachener Rathaus wurde von extrem strengen Sicherheitsauflagen begleitet.
Den Karlspreis erhielten Selenskyj und das ukrainische Volk für ihre Verdienste um Europa. Zur Begründung hieß es, dass das ukrainische Volk unter Selenskyjs Führung nicht nur die Souveränität seines Landes und das Leben seiner Bürger verteidige, "sondern auch Europa und die europäischen Werte".
Die Redner im Krönungssaal des Aachener Rathauses waren Kanzler Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki. 700 Gäste waren geladen. Der Karlspreis erinnert an Karl den Großen (748-814). Aachen war seine Hauptresidenz.
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