CSU in Passau

Politischer Aschermittwoch: Söder verteilt Mini-Watschn


Sauber eing'schenkt: Markus Söder gönnt sich in Passau einen Schluck Bier.

Sauber eing'schenkt: Markus Söder gönnt sich in Passau einen Schluck Bier.

Von Anne Hund / Stadtviertel

Beim Aschermittwoch der CSU in Passau kriegen (fast) alle ihr Fett weg - aber mit Maß. Wichtiger für die Partei ist jetzt die Europawahl.

Vor dem Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau hatte Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder in einem Interview etwas gesagt, was nicht gerade werbewirksam war: Die "Zeit des Rumpelns". so Söder, sei vorbei. Von einem Ministerpräsident werde anderes erwartet. Doch nach Leisetreterei hört es sich nicht an, was dann tatsächlich in der Dreiländerhalle geboten wurde.

Freie Wähler blieben geschont

Gelegenheit zu klarer Kante gab es auch ohne politisch unkorrekte Ausflüge. Fast alle Mitbewerber bekamen vom CSU-Chef ihr Fett zum Gaudium der gefüllten Halle weg - mit einer Ausnahme: Der neue Koalitionspartner Freie Wähler wurde geschont. Zweitredner Manfred Weber kennt die Truppe aus europäischer Perspektive ohnehin nicht.

Manche Auguren hatten vorausgesagt, der CSU-Chef werde sich in erster Linie an der AfD, nicht aber am gebeutelten Berliner Koalitionspartner SPD abarbeiten.

Falsch gedacht: Söder verdächtigte die Sozialdemokraten der Sabotage: Mancher in der SPD lege die Latte unglaublich hoch, um nach der Europawahl den Koalitionsvertrag neu zu verhandeln. Die Frage sei, ob die SPD einen Vorwand suche, um "'raus aus der Koalition"zu gehen. "Das No-GroKo-Genörgel", so Söder, gehe den Menschen "auf den Geist".

Söder im Janker und ohne Krawatte

Für die "verirrten Konservativen" unter den AfD-Mitgliedern hielt Söder einen Ratschlag parat: Austreten und "die Nazis in der AfD alleine" lassen.

An den Grünen ärgert den CSU-Chef gewaltig, dass sie sich als die moralisch bessere Truppe in der deutschen Politik darzustellen versuchen: "Wir machen in Bayern grüne Politik, aber wir brauchen die Grünen nicht dazu", so der Ministerpräsident. Vom Liebäugeln mit Schwarz-Grün keine Spur.

Im Janker, ohne Krawatte und mit Drei-Tage-Bart gab sich der noch nicht lange amtierende CSU-Chef betont locker und umschiffte jedes Fettnäpfchen und jeden europaskeptischen Ton, im Gegenteil: Söder sprach von einer "Schicksalswahl" am 26. Mai und räumte indirekt politische Verirrungen in der jüngeren Vergangenheit der Partei ein. Es gebe immer noch "viel Kritik im Detail", aber die CSU sei nicht bereit, Nationalisten und Populisten das Feld zu überlassen. Man wisse, was Bayern dem vereinten Europa zu verdanken habe.

Europawahl steht im Mai bevor

Der Politische Aschermittwoch stellte die erste große Veranstaltung im Europawahlkampf der CSU dar. "Bundeskanzler geht nicht, aber Chef der EU-Kommission geht", warb Söder für das große Ziel der Regionalpartei in diesem Jahr.

"Ich will und kann und werde" EU-Kommissionspräsident werden, zeigte sich CSU-Vize und Europa-Spitzenkandidat Manfred Weber kämpferisch. Um die Kraft seiner Worte zu verstärken, hat sich der recht brav erscheinende Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament angewöhnt, ab und zu zu fluchen. So auch gestern: "Es geht im Jahr 2019 um verdammt viel."

Auch Weber zeigte, wie man ohne verbale Tiefschläge das Publikum begeisterten kann: "Wenn es auf Dauer Afrika schlecht geht, werden wir in Europa keine gute Zukunft haben", war einer dieser Auslöser.

Den größten Applaus gab es freilich beim Thema Türkei. Als EU-Kommissionspräsident werde er anordnen, "die Beitrittsgespräche mit der Türkei zu beenden", versprach Weber kategorisch.

Lesen Sie auch: AfD, SPD, Orban - Söders Ritt auf der Rasierklinge