Sozialverband sucht Lösungsansätze

Gerechte Rente! So will der VdK sie umsetzen


Zwei Rentnerinnen auf einer Bank in Nürnberg. Auch in Bayern ist Altersarmut ein Problem - deshalb braucht es neue Renten-Konzepte.

Zwei Rentnerinnen auf einer Bank in Nürnberg. Auch in Bayern ist Altersarmut ein Problem - deshalb braucht es neue Renten-Konzepte.

Von Sven Geißelhardt

Bayerns Sozialverband gibt der Politik Nachhilfe in Sachen Altersarmut. Ein Ansatz: Beamte sollen in die gesetzliche Kasse einzahlen.

München - In München steht es sogar auf der Straße: Auf dem Bürgersteig vor der Geschäftsstelle des Sozialverbands VdK Bayern prangt ein Grafitti mit dem Hashtag, der den Inhalt der neuen Kampagne auf den Punkt bringt: #rentefüralle. "Das waren wirklich wir", versichert die Präsidentin Verena Bentele. "Inzwischen ist der Hashtag auch beim VdK angekommen".

Graffiti in München: So wirbt der VdK für seine Renten-Kampagne.

Graffiti in München: So wirbt der VdK für seine Renten-Kampagne.

Hinter der aufmerksamkeitserregenden Aktion steht ein ernstes Anliegen: Der Sozialverband will ein Konzept für eine gerechte Rente, um die Menschen vor Altersarmut zu bewahren. Derzeit gibt es das nicht, wie die Zahlen des Verbands zeigen: Laut VdK weisen 21,5 Prozent der Über-65-Jährigen in Bayern ein hohes Armutsrisiko auf (bezogen auf den sogenannten Landesmedian, der das mittlere Einkommen in Bayern und die Armutsgefährdungsschwelle berücksichtigt). Bei den bayerischen Rentnerinnen liegt die Quote sogar bei 24,2 Prozent - jede vierte ältere Frau ist demnach von Armut bedroht.

Besonders die hohen Wohnkosten seien ein Problem, sagt die Landesvorsitzende Ulrike Mascher - und am anderen Ende eben eine oftmals sehr niedrige Rente. Um Lösungen zu finden, hat der VdK sechs Fragestellungen zur Rente erarbeitet und politische Forderungen formuliert:

"Warum zahlen Erzieherinnen in die Rente ein, Beamtinnen aber nicht?"

Die Antwort von Präsidentin Bentele: Eine Rentenversicherung sei nur solidarisch, wenn alle einzahlen - "egal ob Beamter oder Angestellte, Selbstständige oder Managerin". Es brauche einen Systemwechsel - etwa, indem alle, die künftig den Beamtenstatus erhalten, verpflichtend einzahlen.

"Wieso gibt es mehr Millionäre und mehr arme Rentner?"

Der Sozialverband will eine Umverteilung durch gerechte Besteuerung. Er kritisiert, dass Geringerverdienerhaushalte 23 Prozent ihres Einkommens für Mehrwertsteuer und andere indirekte Steuern ausgeben, während es bei den Spitzenverdienern nur sieben Prozent sind. Konkret fordert der VdK zur Bekämpfung der Altersarmut höhere Steuerzuschüsse in die Rentenversicherung.

"Wieso wird die Rente gekürzt, wenn man sich kaputt arbeitet?"

Damit greift der Sozialverband das Thema Erwerbsminderungsrente auf. Bei Erwerbsminderung werde die Rente um 10,8 Prozent gekürzt - und das, obwohl die Menschen ja nicht freiwillig früher aus dem Arbeitsleben ausstiegen, sondern aufgrund von schwerer Krankheit oder einem Unfall, so Präsidentin Bentele. Die Forderung des VdK: Die Abschläge bei der Erwerbsminderung sollen abgeschafft werden.

"Wieso werden Renten besteuert, aber Vermögen nicht?"

Der Sozialverband kritisiert das seiner Ansicht nach ungerechte Steuersystem. Schon auf kleine Renten ab 764 Euro würden Steuern fällig, sagt Bentele. Der VdK macht sich für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer stark, denn die Ansicht des Verbands lautet: Soziale Gerechtigkeit funktioniert nur mit Umverteilung.

"Wieso gibt es Altersarmut nach einem Leben voller Arbeit?"

Nach Meinung des Verbandes: Weil zu wenig Menschen einen fairen Lohn erhalten, der dann im Alter eine gute Rente bedeutet. Deshalb befürwortet der VdK die Grundrente - ohne Bedürftigkeitsprüfung. Bentele verweist auf den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der errechnet hat, dass gerade einmal zehn Prozent der Haushalte über der Grenze lägen - 90 Prozent würden also die Bedürftigkeitsprüfung bestehen. Und bei diesen zehn Prozent, so Bentele, würde die Rente dann eben höher besteuert.

"Wieso wird bei der Rente Alt gegen Jung ausgespielt?"

Den Bürgern werde ständig vorgemacht, dass die Alten auf Kosten der Jungen lebten, sagt Bentele. Um dem zu begegnen, müsse man das Vertrauen vor allem der Jungen in die Sicherheit des Rentensystems zurückgewinnen - mit einem stabilen Rentenniveau. Eine Rente von unter 50 Prozent des letzten Bruttogehalts darf es aus Sicht des VdK nicht geben.

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