Antonio Tajani im Interview
EU-Parlaments-Präsident: "Weber hat eine Vision von Europa"
10. November 2018, 9:36 Uhr aktualisiert am 10. November 2018, 9:36 Uhr
Der Präsident des EU-Parlaments spricht im Interview über den EVP-Spitzenkandidaten Manfred Weber und die Flüchtlingsfrage. Warum er Weber für den richtigen Mann im Europaparlament hält.
AZ: Ihre Parteienfamilie, die europäischen Christdemokraten , gehen mit Manfred Weber in den Europawahl-Kampf. Was schätzen Sie an ihm?
ANTONIO TAJANI: Manfred Weber hat eine Vision von Europa, die ansteckend und begeisternd ist. Denn wir brauchen ein Europa, das schützt, das seine Werte verteidigt und dafür sorgt, dass wir zusammen erreichen, was kein Land alleine schaffen würde. Dies sage ich als Präsident des Europäischen Parlamentes. Als Italiener füge ich hinzu: Manfred Weber hat verstanden, dass wir bei der Migration eine Lösung wollen, die auch meinem Land hilft. Denn es wurde von Europa zu lange alleine gelassen.
Wird Weber, sollten die Christdemokraten die Wahlen gewinnen, auch der nächste Kommissionspräsident?
Das letzte Wort liegt beim Europäischen Rat, also bei den Staats- und Regierungschefs. Sie müssen einen Kandidaten ernennen. Aber auch in diesem Kreis haben die Christdemokraten eine Mehrheit.
Nächster Halt: Kommissionspräsident
Nicht alle Staats- und Regierungschefs wollen sich die Entscheidung abnehmen lassen.
Für ein demokratisches Europa ist es unverzichtbar, dass das Europäische Parlament ernstgenommen wird. Manfred Weber kommt aus der Volksvertretung der EU, er braucht dort eine Mehrheit. Wenn er die hat, wird er der nächste Kommissionspräsident.
Ist der Haushaltsstreit zwischen Rom und Brüssel die Revanche dafür, dass die EU Italien in der Flüchtlingsfrage alleine gelassen hat?
Das war ein schwerer Fehler. Denn wir haben ja Lösungen. Das Parlament hat einen Weg vorgeschlagen und beschlossen. Die Kommission hat ein gutes Paket vorgelegt. Aber die Mitgliedstaaten blockieren. Ein Schlüsselelement ist der Aktionsplan für Afrika. Wir brauchen legale Migration, aber müssen die illegale Einwanderung stoppen. Das geht nur, wenn wir mit afrikanischen Staaten zusammenarbeiten.