Münchner Zahnärztin klärt auf

Wenn der Zahn Ärger macht: Welcher Zahnersatz ist der richtige?


Dr. Jana Michel erklärt was zu tun ist, wenn der Zahn Ärger macht.

Dr. Jana Michel erklärt was zu tun ist, wenn der Zahn Ärger macht.

Von rom

Wenn er nicht mehr zu retten ist, muss ein künstlicher Ersatz her. Aber welcher? Die Unterschiede, die Zuschüsse - und die richtige Pflege.

München - Zum Zahnarzt gehen wohl die Wenigsten gern - besonders dann nicht, wenn man Beschwerden hat und es nicht nur eine Routine-Kontrolle ist. Stichwort: Zahnersatz. Implantate, Brücken, Kronen - was genau versteht man eigentlich darunter und wann braucht man was? Die Zahnärztin Dr. Jana Michel aus München erklärt es.

Implantate

Seit Jahren setzen Zahnärzte immer mehr Implantate ein - sie sind ein hochwertiger, aber auch teurer Zahnersatz, wenn ein Zahn verloren gegangen ist. Jana Michel sagt: "Sie ersetzen die Zahnwurzel und werden im Kieferknochen fest verankert. Auf dieser Ersatzwurzel, die meist aus Titan ist, lassen sich Kronen, Brücken oder auch Prothesen befestigen."

Allerdings ist die Methode nicht immer die richtige Lösung: "Zahnimplantate haben zwar viele Vorteile - vor allem sind sie schonender für die Nachbarzähne, da man diese nicht anschleifen muss. Aber Implantate bergen auch Risiken und sind nicht für jeden geeignet." Zum Beispiel dann nicht, wenn das Knochenangebot an der Stelle zu gering ist.

Michel: "Da würde es nicht halten beziehungsweise könnte gar nicht eingesetzt werden." Auch wenn jemand raucht, Diabetes hat oder an aggressiver Parodontitis leidet, schaut es schlecht aus. "Hier sind die Risikofaktoren hoch, dass es nicht gut in den Kiefer einheilt. In diesen Fällen würde man zu einer Brücke tendieren."

Ein weiterer Problemfall sind Patienten mit schlechter Mundhygiene. "Man kann davon ausgehen, dass sie das Implantat auch nicht genügend reinigen würden. Somit wären sie dafür eher ungeeignet." In der Regel sind für Implantate vier Sitzungen nach der Planung nötig, so Michel: Sitzung l: Das Setzen der Implantate - in aller Regel - mit örtlicher Betäubung.

Sitzung 1: Normalerweise nach drei bis sechs Monaten der Einheilphase das Freilegen der Implantate und das Einsetzen eines Zahnfleischformers.

Sitzung 2: Nach ein bis zwei Wochen hat sich normal das Zahnfleisch schön geformt. Dann findet die Abformung des Implantats statt, die Abdrücke kommen ins Labor.

Sitzung 3: Nach etwa zehn bis 14 Tagen wird die sogenannte Supra-Konstruktion eingesetzt - sprich der Zahnersatz in Form einer Brücke oder Krone.

Brücke

Brücken wie auch Kronen werden fest im Mund verankert und müssen nicht mehr herausgenommen werden, erklärt Michel. Bei einer Zahnlücke werden demnach die beiden angrenzenden Zähne so beschliffen, dass die Lücke mittels einer Brücke verschlossen werden kann.

"Dank moderner Technologien und hochwertiger Materialien ist dieser feste Zahnersatz nicht von den eigenen Zähnen zu unterscheiden." Deshalb lautet Michels Urteil: stabil und ästhetisch. "Bei guter Mundhygiene und einer regelmäßigen Kontrolluntersuchung sowie professionellen Zahnreinigungen können sie lange Zeit im Mund bleiben."

Die häufigste Brücke ist laut der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung die Endpfeilerbrücke. Auf der Internetseite heißt es dazu aber: "Fehlen viele Zahneinheiten zwischen den beiden Ankern, so wird die Spanne zu groß." Ein Lücke von bis zu vier fehlenden Zähnen kann mit einer Brücke geschlossen werden, schreibt die Deutsche Familienversicherung.

Krone

Wenn die Fläche der Füllung oder mehrerer Füllungen größer ist als der verbliebene Zahn selber, würde man überkronen. "Damit sind die Zähne stabiler. Oder wenn der Zahn wurzelbehandelt ist. Denn dann ist er nicht mehr durchblutet und kann leicht brechen. Hier schützt eine Krone den Zahn", erklärt Michel.

Laut der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung unterscheidet man grundsätzlich zwischen Voll- und Teilkronen. Das bedeutet, es werden entweder alle Flächen oder bestimmte Seiten des Zahnes mit dem Material umgeben. Unter einer Verblendkrone versteht man zum Beispiel, dass sie mindestens auf der sichtbaren Seite des Zahnes mit Material umgeben ist. Eine Mantelkrone umgibt den Zahn vollständig.

Eine Unterscheidungsmöglichkeit bei Kronen und Brücken ist auch das Material, wie Michel sagt: "Man kann ein Gerüst aus Metall oder Nichtmetall wählen, zum Beispiel Gold oder eine Nichtedelmetall-Legierung, und dieses Gerüst dann mit zahnfarbenem Kunststoff oder Keramik verblenden.

Alternativ stellt man ein Gerüst aus einer festen Keramik her und verblendet diese mit einer etwas weicheren Keramik." Das mache sie in ihrem Praxisalltag zu 99 Prozent, sagt sie.

Kronen können auch mit einem Wurzelstift verankert werden. Das ist dann notwendig, wenn der Zahn zu kaputt ist, um eine normale Krone zu befestigen. Dann fügt man in den Wurzelkanal einen Stift ein, der der Krone Halt geben soll (Unterschied zum Implantat: Der Stift wird in der Wurzel eingesetzt; das Implantat ist ein Wurzel-Ersatz).

Und das Gebiss?

Ist das Gebiss aus Omas Zeiten im Zeitalter des Implantates überholt? "So kann man das nicht sagen", sagt Michel. "Aber ein Implantat eröffnet auch hier einige neue Möglichkeiten. Denn eine Vollprothese ist für ältere Menschen eine Belastung und oft eine Einschränkung der Lebensqualität. Wenn es zum Beispiel nicht hält und man bei jedem Bissen oder sogar beim Sprechen aufpassen muss.

Hier können die Patienten von Implantaten profitieren, denn das kann wieder stabileren Halt geben." Zwei bis vier Implantate könnten eine schlecht sitzende Prothese bereits deutlich verbessern. Der Preis für ein Implantat liege bei etwa 1.500 Euro pro Zahn. Allerdings kommen die künstlichen Wurzeln nicht für alle älteren Patienten infrage. Gerade im Alter nimmt die Knochendichte ab und reicht oft nicht mehr aus. Auch bei starkem Zahnfleischschwund könne man keine künstlichen Wurzeln mehr einsetzen.