Heftige Regenfälle nach Hitze

Überflutungen und Verletzte bei Unwettern in Deutschland


sized

Hochwasser überflutet im Landkreis Karlsruhe eine Straße.

Von dpa

Heftige Unwetter haben in vielen Teilen Deutschlands am Dienstag und Mittwoch zu Überschwemmungen geführt und große Schäden angerichtet. Mehrere Menschen sind dabei verletzt worden, andere mussten evakuiert werden, wie die Behörden mitteilten. Den Unwettern vorausgegangen war eine Hitzewelle, die nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit bis zu 36,5 Grad am Dienstag im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler ihren Höhepunkt erreichte - damit war es der bisher heißeste Tag des Jahres.

Besonders betroffen von den Unwettern waren Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern - und Baden-Württemberg, wo in der Nacht zum Mittwoch in Bruchsal bei Karlsruhe riesige Wassermengen niedergingen. Nach Angaben eines DWD-Sprechers fielen am Dienstag zwischen 18.00 Uhr und 22.00 Uhr im Raum Bruchsal 91 Liter Regen pro Quadratmeter. Dies sei einer der höchsten Werte, die je in Baden-Württemberg gemessen wurden.

sized

In Bruchsal im Landkreis Karlsruhe gibt es Überflutungen.

sized

Nach der Hitze gab es Unwetter in Deutschland.

sized

Ein Eurocity kollidierte mit einem umgestürzten Baum.

sized

Auch Ostfriesland wird von Unwettern getroffen.

sized

Starkregen sorgt in Aurich für Überflutungen.

sized

Im Landkreis Ammerland ist ein Baum auf eine Oberleitung gestürzt und hat den Zugverkehr am Bahnhof Augustfehn in Apen zum Erliegen gebracht.

Bruchsaler Straßen wurden überflutet, Fahrzeuge trieben im Stadtteil Heidelsheim im Wasser. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) holte in dieser Zeit viele Menschen aus Häusern und Autos. Es sei alles unterwegs gewesen, was Blaulicht hat, sagte Einsatzleiter Timo Imhof.

Zwei Helfer aus der Bevölkerung wurden laut Feuerwehrangaben verletzt - wie schwer, war zunächst unklar. Nach Auskunft des Kreisfeuerwehrverbandes Landkreis Karlsruhe erlitt ein Mensch bei einem Sturz eine Schulterprellung. In Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe, verletzte sich ein Helfer beim Transport von Sandsäcken. Zudem meldeten sich laut Polizei in der Nacht Menschen aus ihren vom Wasser eingeschlossenen Autos. "So etwas haben wir noch nicht erlebt. Das war ein Supergau", sagte Bürgermeister Markus Rupp.

Wegen der Reinigung von Hochwasserschäden ist die Bruchsaler Wasserversorgung in den Stadtteilen Heidelsheim und Helmsheim gefährdet. Die Stadt Bruchsal rief die Bürger dazu auf, den Wasserverbrauch deutlich zu reduzieren.

Derweil gehen die Aufräumarbeiten im am schwersten vom Unwetter betroffenen Landkreis Karlsruhe weiter. "Die Feuerwehrkräfte werden den ganzen Tag mit dem Abpumpen der Keller, Unterführungen und Tiefgaragen beschäftigt sein", sagte Pressesprecher Edgar Geißler. Das Wasser habe sich zwar weitgehend zurückgezogen, jedoch liegt vielerorts noch Schlamm in den Häusern und auf Straßen. Da er mit Heizöl kontaminiert sei, könne er noch nicht entsorgt werden, sagte Bürgermeister Andreas Glaser. "Das Wasser aus dem Schlamm darf nicht ins Grundwasser gelangen."

In Bayern kollidierte ein Eurocity-Zug nahe Bad Endorf mit einem in den Gleisbereich gestürzten Baum und blieb liegen. In dem Zug saßen rund 260 Menschen, die mit Kleinbussen nach Prien gebracht wurden, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Laut Bundespolizei gab es keine Verletzten.

Im niedersächsischen Landkreis Ammerland stürzte aufgrund des Unwetters ein Baum auf eine Oberleitung. Dadurch kam laut Feuerwehr der Zugverkehr am Bahnhof Augustfehn in Apen am späten Dienstagabend komplett zum Erliegen. Ein Personenzug, der sich auf der Strecke befand, wurde gestoppt.

Durch Gullys drückte nachts Wasser in das Evangelische Krankenhaus im niedersächsischen Oldenburg. "Das Wasser stand knöcheltief in der Notaufnahme", sagte ein Sprecher des Krankenhauses. Sie sei nachts zeitweise gesperrt worden.

In Ostfriesland führten heftige Regenfälle zu Hunderten Feuerwehreinsätzen. Betroffen war vor allem die Stadt Aurich, wie ein Sprecher der Einsatzzentrale in Wittmund sagte. Aus einem Pflegeheim mussten rund 25 Bewohnerinnen und Bewohner abends in eine Sporthalle gebracht werden. In dem Heim hatten sich Deckenplatten gelöst.

In der Hansestadt Hamburg gab es laut einem Feuerwehrsprecher zunächst 55 wetterbedingte Einsätze, vor allem wegen vollgelaufener Keller. Das kurze Unwetter am Vormittag war allerdings nur ein kleiner Ausblick, auf das was Prognosen zufolge noch droht. "Ich habe Respekt vor heute Nachmittag", erklärte der Sprecher.

Auch Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz blieben nicht verschont. Gewitter und Regen verursachten in Trier Überschwemmungen und Verkehrsbeeinträchtigungen. Ein Bach trat über die Ufer und überflutete nach Angaben der Stadt die Kreisstraße 5.

In Hessen wurde laut einem Polizeisprecher die Fahrbahn der Autobahn 5 am Gambacher Kreuz zeitweise überschwemmt, das Wasser habe dort zeitweise 40 Zentimeter hoch gestanden. Auf der Autobahn 3 kippte ein Lastwagen im Rheingau-Taunus-Kreis aufgrund von Aquaplaning um. Der 63-jährige Fahrer wurde laut Polizei leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Nach Angaben der Polizei wurden außerdem in Weiterstadt, Darmstadt und Heppenheim Unterführungen überschwemmt, auch mehrere Keller wurden überflutet.

In Nordrhein-Westfalen wurden zahlreiche Straßen überflutet, unter anderem Stellen auf den Autobahnen 59 und 42 in der Nähe von Duisburg. Die Polizei warnte vor Aquaplaning.

Der DWD erwartet heute weiterhin insbesondere im Westen und Nordwesten schauerartige, teils gewittrige Niederschläge sowie Starkregengefahr. Die Unwettergefahr sei weiterhin erhöht. Auch am Donnerstag sind noch Schauer und Gewitter möglich, im Tagesverlauf soll sich die Lage aber entspannen.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, zeigt sich angesichts der vielen Unwetter sowie der Hitze in Deutschland und Europa bestürzt. "Die anhaltende und extreme Dürre und Hitze gefährden dieses Jahr wieder das Hab und Gut und im schlimmsten Fall sogar Menschenleben in Europa", sagte sie.

Dass auch Deutschland derzeit unter der Hitzewelle leide, sehe man "auch an den furchtbaren Unwettern gestern etwa in Nordbaden und anderen Orten, wo Starkregen auf ausgetrocknete Böden trifft und dann alles wegschwemmt, statt zu versickern". Sie betonte daher: "Langsam wird allen klar, wir brauchen mehr Schutz vor den Folgen der Klimakrise."


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.