Seehofer verkündet Rekordtief

Kriminalstatistik: Polizei verzeichnet 3,6 Prozent weniger Straftaten


Von Niklas Braun

Die heute von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vorgestellte Kriminalstatistik der Polizei gibt Aufschluss darüber, welche Straftaten 2018 zu- oder abgenommen haben.

Berlin - Die Polizei in Deutschland hat 2018 erneut weniger Delikte erfasst als in den Vorjahren. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) an diesem Dienstag in Berlin vorstellt. Die Tendenz hatte der Minister bereits im März bekannt gegeben. Nach einem Bericht der "Welt" (Online Montag/Print Dienstag) registrierte die Polizei 5,55 Millionen Straftaten, was gegenüber dem Jahr 2017 eine Abnahme um 3,6 Prozent bedeutet. Die Zahl der Tatverdächtigen sank laut Zeitung um 2,9 Prozent auf 2,05 Millionen.

Bereits die Statistik 2017 (5,76 Millionen Straftaten, minus 9,6 Prozent) hatte einen Tiefstand verzeichnet. Das Innenministerium hatte den niedrigsten Stand seit 1992 vermeldet.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) stellt an diesem Dienstag die Polizeiliche Kriminalstatistik 2018 vor.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) stellt an diesem Dienstag die Polizeiliche Kriminalstatistik 2018 vor.

Diese Zahlen lassen aber keine klaren Rückschlüsse auf die tatsächliche Kriminalitätsbelastung zu, weil unklar ist, wie viele Delikte gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Um dieses "Dunkelfeld" auszuleuchten, will Seehofer dieses Jahr auch Ergebnisse einer Untersuchung vorstellen, bei der es darum geht, wie häufig Bürger Opfer von Straftaten werden, wie sicher sie sich fühlen und wie sie die Arbeit von Polizei und Justiz bewerten.

Mehr als die Hälfte (57,7 Prozent) der Straftaten wurde dem Bericht zufolge aufgeklärt. Diese Aufklärungsquote ist allerdings wenig aussagekräftig, weil nach Angaben des Bundeskriminalamts die 2018 gemeldeten Delikte zu den im gleichen Jahr aufgeklärten Fällen in Bezug gesetzt werden. Diese beiden Gruppen sind allerdings nicht deckungsgleich. Falls in einem Jahr mehr Verbrechen aufgeklärt als gemeldet werden, wären damit theoretisch sogar Aufklärungsquoten von mehr als 100 Prozent denkbar.

Weniger Diebstähle, mehr Tankbetrug

Ungefähr ein Drittel der gemeldeten Straftaten entfiel laut "Welt" auf Diebstahlsdelikte. So wurden weniger Diebstähle von Kraftfahrzeugen (30.232, minus 9,1 Prozent) und Fahrrädern (292.015, minus 2,7 Prozent) angezeigt. Der gemeldete Taschendiebstahl nahm erheblich ab, um 18,2 Prozent auf 104.196 Fälle. Beim Ladendiebstahl gab es einen Rückgang um 4,1 Prozent auf 339.021 bekannte Fälle.

Die Zahl gemeldeter Wohnungseinbrüche sank laut "Welt" auf einen historischen Tiefstand (97.504 Fälle, minus 16,3 Prozent). Leicht stieg hingegen der sogenannte Tankbetrug (Benzindiebstahl) auf 72.424 bekannte Fälle - plus 1,3 Prozent. Deutlich zugenommen hat demgegenüber die den Behörden bekannte Verbreitung pornografischer Schriften, um 13,6 Prozent auf 11.435 Fälle. Erneut wurden auch mehr Rauschgiftdelikte registriert, 350.662 Fälle und damit 6,1 Prozent mehr.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche gingen um 16,3 Prozent zurück.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche gingen um 16,3 Prozent zurück.

Ein großes Aber bei der Zunahme von "Widerstand gegen Staatsgewalt"

Beim Delikt "Widerstand gegen Staatsgewalt", etwa gegen Polizeivollzugsbeamte und Vollstreckungsbeamte, gab es dem Bericht zufolge sogar eine Zunahme um 39,9 Prozent auf 34.168 bekannte Fälle. Allerdings muss man berücksichtigen, dass im Mai 2017 neue Straftatbestände geschaffen wurden und sich die Zahl deshalb mit der Zeit davor nur eingeschränkt vergleichen lässt.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sagte der "Welt": "Es ist erschreckend, wie sich die Gewalt gegenüber Polizeibeamten Bahn bricht. Statistisch gesehen wurden meine Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr etwa 32 Mal pro Tag tätlich angegriffen. Zählt man die Widerstandsdelikte dazu sind es fast 94 täglich."

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler, betonte gegenüber "Welt", dass die Kriminalstatistik die tatsächliche Kriminalitätsbelastung nur eingeschränkt wiedergebe. Stattdessen forderte er "periodische Sicherheitsberichte", die künftig durch ein unabhängiges Expertengremium erarbeitet und alle zwei Jahre vorgestellt werden sollten.

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