Verstöße gegen Tierschutz

Horror-Tierversuchslabor in Hamburg schließt


Bild aus der Undercover-Recherche: gefesselte Affen und blutende Hunde im LPT.

Bild aus der Undercover-Recherche: gefesselte Affen und blutende Hunde im LPT.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Das LPT in Mienenbüttel hat sich mit Verstößen gegen den Tierschutz strafbar gemacht. Nun soll es dichtmachen. Das ist aber nur ein Teilerfolg.

Hamburg - Blutende Beagles, gefesselte Affen, Katzen mit zerstochenen Beinen. Diese Zustände dokumentierte die "Soko Tierschutz" undercover von Dezember 2018 bis März 2019 im Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) in Mienenbüttel nahe Hamburg.

Die Tierversuche, die grundsätzlich legal sind, liefen in dem niedersächsischen Labor offenbar völlig aus dem Ruder: Die Tierschützer stellten massive Verstöße gegen EU-Recht fest. Die Behörden reagierten. Die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt gegen den Betreiber wegen Tierquälerei, der Landkreis Harburg prüft derzeit den Widerruf aller an dem Standort genehmigten Tierversuche. Tausende Demonstranten gingen auf die Straße und forderten eine sofortige Schließung des LPT.

Horror-Labor soll dicht machen

Ihr Wunsch scheint sich zu erfüllen. Aus gut informierten Kreisen heißt es, dass das LPT die Station in Mienenbüttel schließen wird, in dem sich die Tiere aus der Recherche befinden. Das Labor soll demnach nach dem Abschluss einer großen Affenstudie der Firma Merck dicht gemacht werden.

"Soko Tierschutz", "Cruelty Free International", der Hamburger Tierschutzverein und ein Bündnis, dem sich auch zahlreiche Tierschutzvereine des Deutschen Tierschutzbundes angeschlossen haben, fordern deshalb die Übergabe der verbliebenen Tiere an den Tierschutz.

"Soko Tierschutz"-Sprecher Friedrich Mülln sagt der AZ, die Schließung des Labors nach so kurzer Zeit sei "weltweit einzigartig". Seit dem Bekanntwerden der Zustände ist ein knapper Monat vergangen.

Noch fast 300 Tiere sind im dem Labor

Laut Mülln befinden sich derzeit noch etwa 200 Hunde, 50 Katzen und um die 20 Affen in dem Labor. Der Deutsche Tierschutzbund hatte berichtet, dass bereits Affen aus Mienenbüttel abtransportiert wurden, der Landkreis Harburg bestätigte das. Medienberichten zufolge sollen 76 Affen bereits verschwunden sein.

Politiker und zahlreiche Aktivisten hatten sich entsetzt über die tierrechtlichen Verstöße gezeigt. Das LPT hat nun offenbar dem wachsenden Druck nachgegeben.

Labor will Tiere töten

Eine Unterbringung der Labor-Tiere sei problemlos möglich, sagt Mülln. "Es gibt für jedes Tier einen Platz. Die Zivilbevölkerung wird nicht zulassen, dass diese Tiere, die im LPT teilweise seit vielen Jahren leiden, verschachert oder getötet werden." Diese Gefahr bestehe, so Mülln weiter. "Das LPT gönnt uns diesen Erfolg nicht".

Für die "Soko Tierschutz" ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen. "Wir erhöhen nochmals den Druck", sagt der Organisationssprecher. Das LPT versuche mit dem Manöver, von den anderen Standorten in Neugraben Hamburg und Löhndorf in Schleswig-Holstein abzulenken und hoffe, dass dort die Quälerei an Kaninchen, Meerschweinchen, Mäusen, Ratten, Schweinen und Fischen weitergehen könne "Das werden wir nicht zulassen. Ich frage mich, wann die Staatsanwaltschaft endlich Konsequenzen zieht. Seit Wochen können Beweismittel verschwinden und die Staatsanwaltschaft wartet ab.

In LPT-Laboren wurden auch Medikamente getestet

Es gehe hier auch um die Gefährdung von Menschen, so Mülln. Die ARD hatte von Fälschungen an Medikamentenstudien des LPT in Standorten Hamburg und Schleswig-Holstein berichtet. Die Hamburger Gesundheitsbehörde schaltete deshalb die Staatsanwaltschaft ein.

Die "Soko" ruft für Samstag, den 16. November erneut zu einer Großdemo auf. Das Ziel: die Schließung aller drei Tierlabore des LPT.