Frankreich

Gewalt bei Fußball-EM: Dutzende Verletzte in Marseille und Nizza


In Marseille und Nizza wurde die EM von Ausschreitungen überschattet.

In Marseille und Nizza wurde die EM von Ausschreitungen überschattet.

Jagdszenen im Stadion von Marseille und Ausschreitungen in Nizza überschatten das sportliche Geschehen bei der Europameisterschaft. Die Bilder aus den Spielorten sind verstörend, es gibt viele Verletzte. Jetzt ist die UEFA am Zug.

Nach den massiven Ausschreitungen mit brutaler Gewalt beim Spiel zwischen England und Russland in Marseille sind die Europäische Fußball-Union UEFA und die EM-Organisatoren gefordert. Kurz vor Ende der Partie (1:1) am Samstagabend stürmten augenscheinlich russische Anhänger auf englische Fans los, die in benachbarten Blöcken saßen, und prügelten wild auf diese ein. Dabei flüchteten die Attackierten sogar über Zäune bis in den Innenraum des Stade Vélodrome.

Zuvor waren bei heftigen Zusammenstößen zwischen Fangruppen vor dem Spiel mindestens 31 Menschen verletzt worden. Die französische Nachrichtenagentur AFP zählte am frühen Sonntagmorgen schon 35 Verletzte. Ein britischer Fußball-Fan schwebt nach Angaben von Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve in Lebensgefahr.

Die UEFA kündigte an, vor möglichen weiteren Schritten "relevante Informationen" von der Disziplinarabteilung des Verbands abzuwarten. Dem Augenschein nach waren die verschiedenen Fangruppen nur unzureichend voneinander getrennt gewesen. "Es ist jetzt Aufgabe des lokalen Organisationskomitees, die Vorfälle zu analysieren", sagte Alexej Sorokin, Chef-Organisator der WM 2018 in Russland, der Deutschen Presse-Agentur.

Mit den Krawallen rückt auch die Sicherheitslage bei der Weltmeisterschaft in zwei Jahren in den Fokus. "Was hat die WM 2018 damit zu tun?", fragte jedoch Russlands Sportminister Witali Mutko im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP.

An den gewalttätigen Auseinandersetzungen vor dem Spiel rund um den alten Hafen von Marseille waren neben englischen und russischen auch französische Randalierer beteiligt gewesen. Sechs Krawallmacher wurden festgenommen. Drei Polizisten wurden bei den Einsätzen leicht verletzt, wie der Polizeipräfekt von Marseille, Laurent Nuñez, dem Sender BFMTV sagte. Auch nach der Partie kam es in Marseille zu weiteren Ausschreitungen.

Mark Whittle, Sprecher des englischen Fußball-Verbandes (FA), appellierte in einer nach dem Spiel verlesenen Erklärung an die englischen Fans, ihre Mannschaft respektvoll zu begleiten. "Die FA ist sehr enttäuscht über die Szenen heute. Nun liegt es in den Händen der Behörden", sagte Whittle.

Die französische Regionalzeitung "Nice Matin" berichtete nach Spielschluss in Marseille von Auseinandersetzungen zwischen nordirischen Fans und Einheimischen in Nizza, die von der Polizei beendet wurden. Dabei gab es nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP sieben Verletzte.

In Marseille setzte die Polizei bei den Krawallen am alten Hafen wie auch an den beiden Vortagen immer wieder Tränengas ein, um die Hooligans auseinanderzutreiben. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Anhänger beider Teams mit großer Brutalität mit Stühlen, Metallstangen und anderen Gegenständen aufeinander losgingen.

Bereits am Donnerstag und Freitag war es mehrfach zu Zusammenstößen mit englischen Fans in Marseille gekommen. Die Polizei setzte auch dabei jeweils Tränengas ein.

Randale englischer Fans hatte es in Marseille schon während der Weltmeisterschaft 1998 gegeben. Damals lieferten sich zumeist betrunkene Anhänger der "Three Lions" über zwei Tage hinweg heftige Auseinandersetzungen mit einheimischen Jugendlichen und tunesischen Fans. Dutzende Menschen wurden verletzt.