Immenstadt/Holzkirchen
Für 50.000 Jungrinder und Milchkühe beginnt der Alpsommer
13. Mai 2016, 10:20 Uhr aktualisiert am 13. Mai 2016, 10:20 Uhr
Wer in den Pfingstferien eine Wanderung in den bayerischen Alpen plant, wird mancherorts schon auf Weidevieh stoßen. Denn für die ersten Tiere hat die Alpsaison begonnen.
Mehr als 50 000 Jungrinder und Milchkühe verbringen den Sommer zusammen mit den Hirten in den Bergen. Im Mai wird das Vieh zunächst auf die 800 bis 1100 Meter hoch gelegenen Landalpen aufgetrieben. "Durch das schneereiche und kalte Frühjahr ist die Vegetation im Vergleich zu den Vorjahren später dran. Aber die ersten Tiere sind schon draußen", sagte Michael Honisch vom Alpwirtschaftlichen Verein Allgäu in Immenstadt.
Die Nachfrage nach Weideplätzen auf den Alpen, wie die Almen im Allgäu genannt werden, sei nach wie vor groß. Zum einen liege den Landwirten, die ihr Vieh dort unterbringen, die Gesundheit der Tiere am Herzen. "Ein geälptes Vieh hat eine höhere Lebensleistung als ein nicht geälptes", sagte Honisch. Die Tiere kämen nach dem Sommer robuster vom Berg. Herz und Kreislauf, Muskulatur und Knochenbau würden durch den langen Aufenthalt im Freien gestärkt. Ein weiterer Vorteil: Die Talbetriebe werden entlastet, wenn sie den Sommer über ihr Vieh nicht füttern und versorgen müssen.
Nicht zuletzt sei auch die Weideprämie, die 2008 zum Tierwohl und zur Pflege der Kulturlandschaft in Bayern eingeführt wurde, ein Anreiz für eine Beweidung. Den vollen staatlichen Zuschuss von 50 Euro pro Kuh erhalten Landwirte nur, wenn die Tiere vier Monate im Jahr im Freien verbringen.
Im September kehren die Tiere und Hirten wieder zurück
Im Allgäuer Alpenraum werden in diesem Jahr auf 692 Alpen rund 30 000 Jungrinder, 2700 Milchkühe, 500 Schweine sowie ein paar hundert Pferde, Schafe und Ziegen den Sommer verbringen. Der größte Teil der Tiere stammt aus der Region. Aber auch aus Baden-Württemberg, Nordschwaben und Oberbayern bringen Landwirte ihr Vieh zur Sommerfrische ins Allgäu, sagte Honisch.
Auf den 709 Almen in Oberbayern verbringen nach Angaben des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern jährlich etwa 20 000 Rinder den Sommer. Hinzu kommen etwa 3000 Schafe und Ziegen sowie 500 Pferde. Auch in Oberbayern sind die ersten Tiere schon aufgetrieben worden. "Ein Teil der niedrig gelegenen Almen ist schon bestoßen", sagte Geschäftsführer Michael Hinterstoißer.
Weil in höheren Lagen noch viel Schnee liegt, bleibt das Vieh bis Anfang Juni auf den Landalpen. Danach wird es nach Angaben des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu auf die bis etwa 1400 Meter hohen Mittelalpen aufgetrieben. Im Juli beginnt für die Tiere dann der Alpsommer auf den Hochalpen, die bis in Lagen von 2000 Metern reichen. Erst im September kehren Tiere und Hirten wieder in die Täler zurück. Während zum Alpabtrieb im Allgäu - dem sogenannten Viehscheid - vielerorts große Volksfeste veranstaltet werden, wird in Oberbayern das Ende des Bergsommers eher im Stillen gefeiert.