"Kulikitaka-Challenge"

Kühe erschrecken: Bauern warnen vor neuem Social-Media-Trend


Kühe können durchaus gefährlich werden, wenn sie erschreckt werden und in Panik geraten. (Symbolbild)

Kühe können durchaus gefährlich werden, wenn sie erschreckt werden und in Panik geraten. (Symbolbild)

Von Michael Schleicher / Online

Tiere zu Merengue-Musik in Panik versetzen: TikTok-Nutzer posten solche Videos derzeit als "Kulikitaka-Challenge". Landwirte in Deutschland warnen davor, sich zu beteiligen. Sie halten den Trend sogar für lebensgefährlich.

München - Die junge Frau stellt sich breitbeinig auf, streckt ihre Arme in die Höhe und rennt schließlich wild mit den Händen wedelnd auf eine Kuh zu, bis diese panisch davonläuft. Auf dem sozialen Netzwerk TikTok posten zahlreiche Nutzer solche Videos mit Rindern oder anderen Tieren derzeit als "Kulikitaka-Challenge" - benannt nach dem Merengue-Titel "Kulikitaka" des Sängers Tono Rosario, mit dem das Erschrecken der Tiere unterlegt wird. Landwirte in Deutschland warnen nun davor, diese Videos nachzuahmen.

"Diese Aktionen sind kein Spaß, sondern lebensgefährlich und tierschutzwidrig", sagt der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Udo Hemmerling. Normalerweise friedliche Rinder würden sich gerade mit Kälbern aggressiv verteidigen: "Wenn eine rund 700 Kilogramm schwere Kuh oder ein noch schwererer Bulle so erschreckt und gereizt wird, hat ein Mensch keine Chance."

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Immer wieder kommt es zu Rinder-Angriffen auf Wanderer

Eigentlich sind gerade Rinder nach Auskunft des Bauernverbandes sehr neugierige Tiere und haben kaum Scheu, auf Menschen zuzugehen. Würden sie aber ohne Vorwarnung erschreckt, setzten sie entweder zur Verteidigung oder unkontrolliert zur Flucht an. Die Folge: Die Rinder können die Menschen und andere Tiere ebenso verletzen, wie sich selbst. "Hier werden unnötig Risiken für Mensch und Tier in Kauf genommen, nur um Klicks und Aufmerksamkeit zu erzielen", sagt ein Verbandssprecher.

Einen Trend zum absichtlichen Kühe erschrecken sehen die Landwirte in Deutschland zwar noch nicht. Doch auch bei Spaziergängern, Radfahrern und Wanderern ist im Umgang mit den Tieren Rücksichtnahme gefragt. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Angriffen der Tiere auf Wanderer, zuletzt wurden im Juni auf einer Weide am Vilsalpsee in Tirol drei Menschen verletzt. 2014 wurde eine Frau im Stubaital in Österreich von einer Rinderherde totgetrampelt, die wohl ihre Kälber schützen wollte.

Kühe stürzten aus Panik Hunderte Meter in die Tiefe

Doch auch eine panische Flucht der Tiere kann tödliche Folgen haben: Vergangene Woche stürzten nach Angaben der Behörden am Immenstädter Horn im Allgäu 18 Kühe einer Alpe bis zu 300 Meter in die Tiefe. Zwei Kühe überlebten den Sturz nicht, mehrere Tiere wurden verletzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nächtliche Besucher die Herde versehentlich aufgeschreckt haben.

"Wir haben keine Hinweise darauf, dass das absichtlich geschehen ist", berichtete die Stadtverwaltung von Immenstadt, die selbst zehn Alpen verpachtet. Nach Polizeiangaben vom Donnerstag ist bislang kein Verursacher konkret ermittelt worden. Zudem gehen die Ermittler im Fall der abgestürzten Tiere von Fahrlässigkeit aus, so dass es vermutlich kein Strafverfahren geben wird, selbst wenn noch ein Verursacher gefunden würde. Ein Zusammenhang mit der TikTok-Challenge wird jedenfalls nicht gesehen.

Tausende Rinder-Unfälle im vergangenen Jahr

Die dringende Bitte der Immenstädter Stadtverwaltung: Wanderer sollten am Berg sensibel mit den Tieren umgehen, auf nächtliche Aktivitäten außerhalb fester Forst- und Alpwege verzichten und keine stark strahlenden Leuchten verwenden oder gar Feuer entzünden.

Denn auch Landwirte und ihre Mitarbeiter, die im Umgang mit Kühen Erfahrung haben, sind vor Unfällen nicht gefeit: Im vergangenen Jahr registrierte die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau 5.669 meldepflichtige Unfälle im direkten Kontakt zu Rindern, fünf Menschen starben.

Umso mehr sollten TikTok-Nutzer darauf verzichten, die meist gutmütigen Tiere auf der Jagd nach Klicks zu erschrecken.

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