Esskultur

Der Spargel im kulinarischen Reiseführer


Die hessische Landwirtschaftsministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) erntet am 14.04.2016 bei der Eröffnung der Spargelsaison auf einem Hof in Weiterstadt-Gräfenhausen (Hessen) Spargel. Die Saison endet traditionell am 24. Juni, dem Johannistag.

Die hessische Landwirtschaftsministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) erntet am 14.04.2016 bei der Eröffnung der Spargelsaison auf einem Hof in Weiterstadt-Gräfenhausen (Hessen) Spargel. Die Saison endet traditionell am 24. Juni, dem Johannistag.

Von Monika Müller

Das Verhältnis der Deutschen zum Spagel ist der Wahnsinn, finden Menschen aus dem Ausland. Nicht jeder kann das geschmacklich nachvollziehen.

Berühmt sind die Deutschen im Ausland ja für Sauerkraut und Schweinshaxe. Aber tatsächlich flippen sie jedes Jahr ein bisschen aus, wenn es im Frühjahr wieder dieses eigentümliche Gemüse gibt, dass sie "weißes Gold" nennen: "Dicke Spargelstangen, die unter Erdhügeln wachsen und mit Butter und Schinken serviert werden", schreibt die Britin Christie Dietz in ihrem kulinarischen Reiseführer für regionale deutsche Küche auf ihrer Internetseite "Sausage has two" (Die Wurst hat zwei). Seit sechs Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Wiesbaden.

Sie empfiehlt unmissverständlich: Wer immer auch in der "Spargelzeit" in Deutschland ist, einfach mal mitmachen bei dem "Wahnsinn" und so viel Spargel essen wie möglich. Sie selbst tut es auch. In der Saison gibts bei ihr reichlich Spargel.

Die Deutschen seien beim Spargel völlig übergeschnappt, schreibt sie: In den Spargelregionen krönen sie sogar Spargelköniginnen. Es gebe Spargelfeste, und überall die Verkaufsbüdchen an den Straßen und die Spargel-Gourmet-Routen in den zentralen Anbau-Regionen mit den Spargelhöfen, Restaurants und allem, was mit weißem Spargel zu tun hat! Das ultimative Saisonerlebnis habe man auf der Badischen und Niedersächsischen Spargelstraße.

Viele haben ihn sehnsüchtig erwartet, die Zeit war lang. Aber jetzt ist sie da, die Spargelzeit: Spargel auf den Bauernhöfen, Märkten, an den Straßen die kleinen Verkaufsstände, "frischer Spargel" auf den Speisekarten, zu Hause wenn Gäste kommen. Immer wieder Spargel, klassischerweise den weißen. Und niemand wird auf den Gedanken kommen: Schon wieder Spargel.

Der gebürtige Franzose Philippe Hérissé ist schon ein bisschen spargelverrückt - wie die Deutschen: Er liebt Spargel. "Ich habe mich angepasst", sagt er. Vor vielen Jahren ist er nicht des Spargels willen an den Niederrhein gezogen, sondern aus Liebe zu seiner Frau. Und die stammt aus einem niederrheinischen Spargelort: "Ich esse unheimlich gerne den Spargel mit gekochtem Schinken, nach deutscher Art. Und das ist so lecker! Für mich ist das wirklich ein Teil meines Lebens geworden." Er schwört auf den Walbecker Spargel vom Niederrhein.

In Frankreich gibt es zwar auch weißen Spargel aus dem Loire-Tal, sagt der Mann. "Aber der ist bei weitem nicht so lecker. Der ist viel zäher, da kann man nur den Kopf essen."

Die Berliner schwören auf ihren Beelitzer Spargel. Der gebürtige Pole Arkadiusz Szczepanski lebt seit der Kindheit in Berlin und fühlt sich mittlerweile mehr als Berliner denn als Pole - aber mit dem Spargel hat er es nicht so: "Geschmacklich - ich weiß nicht. Ich esse es, aber nicht in großen Mengen. Spargelsuppe ist mir dann lieber, als der reine Spargel."

Er freut sich aus ganz anderen Gründen über die Spargelzeit: Das Stadtbild verändert sich. Dann tauchen die vielen kleinen Verkaufsständen an den Straßen auf. "Im Süden Berlins, Steglitz, da sieht man das oft, wenn man Richtung Wannsee fährt. Da gibt es viele Stände. Dann weiß ich das Frühjahr ist da. Das ist immer sehr schön im Stadtbild. Das hat auf jeden Fall Charme."