Taufkirchen
Der Helfer, der kein Held sein will
27. März 2017, 18:18 Uhr aktualisiert am 1. April 2023, 21:03 Uhr
Ludwig Tänzer heißt der junge Mann, der in der Nacht auf Freitag zwei jungen Frauen in einer Münchner S-Bahn zu Hilfe eilte. Sein selbstloser Einsatz bescherte ihm eine kurze Nacht und Taxikosten, die er sich ursprünglich sparen wollte. Trotzdem würde der 23-Jährige alles wieder genauso machen.
Die Nacht auf Freitag war kurz für Ludwig Tänzer aus Taufkirchen bei München. Der Azubi zum Veranstaltungskaufmann kam spät nachts von einer Firmenfeier. Um sich die Kosten für ein Taxi zu sparen, sputete sich der 23-Jährige, denn die letzte S-Bahn sollte den Ostbahnhof gegen 1.20 Uhr in Richtung Holzkirchen verlassen. Für Ludwig Tänzer der Beginn einer Nacht, die er so schnell wohl nicht vergessen wird.
In der S3 wurde er Zeuge, wie ein betrunkener 21-jähriger Afghane zwei junge Frauen begrapschte und attackierte. Als die Situation zu eskalieren drohte, zögerte Ludwig Tänzer nicht lange und ging dazwischen. Er packte den 21-Jährigen an den Armen und zerrte ihn von den beiden Frauen weg. "Ich habe in dem Moment gar nicht lange überlegt. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Ich denke, da hätte jeder an meiner Stelle so gehandelt", erinnert sich der Taufkirchener. Angst hatte er in dem Augenblick nicht, dafür war keine Zeit. Tänzer: "Man ist da in einer Art Tunnel. Erst im Nachhinein überlegt man dann, was da alles hätte passieren können."
Ganz ungefährlich war der selbstlose Einsatz des 23-Jährigen beileibe nicht. Denn der betrunkene Afghane ließ sich nicht ohne Gegenwehr "abführen". Die Kleidung des jungen Taufkircheners überstand das nicht unbeschadet. "Er hat mir mein Hemd und meine Jacke zerrissen, aber zum Glück kamen mir dann auch relativ schnell weitere Fahrgäste zur Hilfe", lässt Ludwig Tänzer das Erlebte noch einmal Revue passieren. Vor allem, als er gesagt habe, dass jemand die Polizei rufen müsse, sei sein Widersacher regelrecht ausgetickt. Doch mit vereinten Kräften konnte der Afghane schlussendlich in die Obhut der Bundespolizei übergeben werden.
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"Kann die Spende nicht annehmen"
Für Ludwig Tänzer war sein Einsatz damit aber noch längst nicht beendet. Weil er noch eine Zeugenaussage bei der Polizei machen musste, verpasste er die letzte S-Bahn und musste dann doch noch auf ein Taxi ausweichen. Die Kosten hierfür musste er selbst berappen: 30 Euro. Erst um 3 Uhr morgens hatte er schließlich "Feierabend". Seitens der Polizei bestand weder die Möglichkeit, den 23-Jährigen nach Hause zu fahren, noch, für die Unkosten aufzukommen. Doch das Medienecho war entsprechend groß und damit auch die Resonanz von Leuten, die dem Auszubildenden zum Dank gerne die Taxikosten erstattet hätten.
"Rund zwei Dutzend Leute haben sich bei uns deshalb gemeldet. Auch für uns war das eine völlig neue Situation, weil wir damit bislang gar keine Erfahrungen gemacht haben", berichtet Bundespolizei-Sprecher Wolfgang Hauner. Er leitete sämtliche schriftlichen "Spendenangebote" am Montag an Ludwig Tänzer weiter. Und der 23-Jährige war davon schlichtweg überwältigt: "Ich bedanke mich bei jedem Einzelnen für diese Geste, aber ich kann das nicht annehmen. Für mich war das einfach selbstverständlich. Die entstandenen Unkosten übernehme ich daher gerne selbst." Der 23-Jährige verspricht jedoch, jedem Einzelnen noch in diesen Tagen zurückzuschreiben und sich persönlich zu bedanken.
Kommt man ins Gespräch mit dem jungen Taufkirchener, merkt man schnell, dass er seinen selbstlosen Einsatz nicht an die große Glocke hängen möchte. Dazu ist er nicht der Typ. Vielmehr betrachtet er das, was er getan hat, als "völlig normal". Für Ludwig Tänzer ist klar: "Ich würde jederzeit wieder so handeln."