AZ-Konzertkritik

"Rock meets Classic": Wuchtig, heilig, rockig!


Ian Gillan hatte Startschwierigkeiten, dann aber rockte er wie in jungen Jahren (Archivbild).

Ian Gillan hatte Startschwierigkeiten, dann aber rockte er wie in jungen Jahren (Archivbild).

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

"Rock meets Classic" begeistert zum zehnten Mal in der Münchner Olympiahalle - trotz einiger kleiner Startschwierigkeiten von Deep Purple-Sänger Ian Gillan.

München - Mit "Smoke On The Water" beschließt Deep Purple-Sänger Ian Gillan das zehnte Spektakel von "Rock Meets Classic", und die Fans in der Olympiahalle stehen Kopf.

Der Gassenhauer ist und bleibt nämlich einer der wichtigsten Partyknaller überhaupt, und das schon seit mehreren Generationen. Und nun zum Jubiläum zusammen mit dem Rock Meets Classic Symphony Orchestra. Eine ganz neue Erfahrung, ein ganz neues Klangerlebnis. Irgendwie wuchtig und fast schon heilig, aber immer noch getragen von einem einzigartigen Gitarren-Riff, das Geschichte geschrieben hat.

Dan Lucas mit Heimvorteil

Ian Gillan nimmt den Applaus gelassen. Was anderes hatte er nämlich nicht erwartet. Doch ganz so rosig sieht es zu Beginn seines Auftritts noch nicht aus. Bei seiner ersten Nummer "Highway Star" zeigt sich nämlich, dass er Schwierigkeiten mit den hohen Tönen hat. Doch dann zieht er demonstrativ sein schönes weißes Jacket aus - "This was the jacket song" - verschafft sich Luft und wird sicherer. "Black Night", "Perfect Strangers", "Hush" und die wunderschöne Ballade "When A Blind Man Cries", wohl das Highlight seines Auftritts.

Ein weiteres Hightlight des Abends: Der Überraschungsgast Dan Lucas, ein Münchner Rocksänger. Mit "Here I Go Again" von Whitesnake und "Don't Stop Believing" von Journey nutzt er stimmgewaltig seinen Heimvorteil und freut sich irrsinnig über den aufbrausenden und heftigen Beifall. Und auch Mike Reno von Loverboy, deutlich in die Jahre gekommen und mit breitem Stirnband und Hippiebrille auf jung getrimmt, hat sichtbar Spass daran, mit seinen Hits "Working For The Weekend" und "Turn Me Loose" auf der Bühne stehen zu können.

Rocken, bis der Blitz einschlägt

Genau so wie Pete Lincoln und Andy Scott von der Glamour-Ikone The Sweet. Sie rocken, bis der Ballroom Blitz einschlägt. Kevin Cronin von REO Speedwagon, ultrachic mit grauem Pudelköpfchen und knallgelber Brille, zeigt sich angesteckt vom guten Gefühl. So groß arrangiert, gleich mit einem ganzen Orchester, hat er seine Schmuse-Hits "Can't Fight This Feeling" und "Keep On Loving You" zuvor wohl noch nie gehört. "Rock'n'Roll hält uns jung!", kräht er den Fans zu.

Da verlässt sich special guest Anna Maria Kaufmann neben ihrer Sopranstimme lieber auf ihr phantasievolles Heavy Metal-Outfit und beschwört "The Last Unicorn" und zusammen mit Pete Lincoln von The Sweet "The Phantom Of The Opera".

Ein Sauflied braucht kein Orchester

Macher des Ganzen ist wieder Mat Sinner mit seiner Band, der alle Fäden in der Hand hält und stets auf die richtige Balance zwischen Rock- und Klassik achtet. Nicht schlecht. Nur bei Scott Gorham und Ricky Warwick von Thin Lizzy muss er sich fragen lassen, ob ein Rohdiamant wie "The Boys Are Back In Town" und ein irisches Sauflied wie "Whisky In The Jar" wirklich unbedingt mit einem orchestralen Mantel geschmückt werden wollen und müssen.

Ansonsten aber hat er wieder ein sicherer Händchen bewiesen. Und das zum zehnten Mal!