Nordische Breitseite

Konzertkritik: Volbeat in der Münchner Olympiahalle - ein Tornado aus Dänemark


Haben die Olympiahalle im Griff: Frontmann Michael Schon Poulsen (r) und Gitarrist Rob Caggiano.

Haben die Olympiahalle im Griff: Frontmann Michael Schon Poulsen (r) und Gitarrist Rob Caggiano.

Von Markus Giese

Am Fritagabend liefern Volbeat eine hochenergetische Show in der Münchner Olympiahalle ab - im Vordergrund bei allem Tamtam bleibt trotzdem die Musik.

München - Wie ein Tornado fegte die Gruppe Volbeat aus Dänemark über München; die Tickets für die Olympiahalle schon Wochen vorher restlos ausverkauft, das Konzert selbst wie eine Explosion. Mit dem neuen Album "Rewind, Replay, Rebound" und einer schier unglaublichen Spielfreude im Gepäck zeigten die Musiker wieder mal, was eine nordische Breitseite ist. Papierschnipsel aus der Kanaone und Luftballons gab's noch obendrein - doch der Sieger an diesem Abend war einwandfrei nicht die Show, sondern die Musik.

Die Bühne ganz kahl und weitläufig, außer einem ganz normalen Schlagzeug steht nichts drauf. Es gibt ein paar verschieden hohe Ebenen, dadurch entstehen Flächen für kunstvolle Video-Installationen, vom Naturbild bis zum Comic. In die Arena führt ein langer Steg. Das war's. Ganz schön viel Platz für vier Personen. Doch die fegen über die künstliche Projektionslandschaft und füllen die Räume derart selbstbewußt und verschwenderisch aus, als könnten sie auch einen doppelt so großen Spielplatz vertragen.

Volbeat-Power am Fließband mit Klassikern gespickt

Zu Beginn zwei Songs vom Einspielband, einer von Motörhead, der andere von Nick Cave. Fast wie ein Motto. Und dann, zack auf zack, ein Song nach dem anderen, oft auch ineinander übergehend: "Pelvis On Fire", "The Garden's Tale", "Black Rose", "When We Were Kids" und viele mehr. Gegen Schluß des offiziellen Teil das fantastische und episch breit angelegte "Last Day Under The Sun". Und zwischendrin hin und wieder auch mal Zitate aus der großen Schatztruhe der Musik, wie z.B. "Ring Of Fire" von Johnny Cash.

Als Sänger, Spielmacher und zentrale Figur des Geschehens der schier unermüdliche und energetisch unschlagbare Michael Poulsen, der überall gleichzeitig ist und auch noch Zeit findet, mit den Fans zu flirten.

Die Volbeat-Fans leuchten wie Weihnachten

Und die sind hin und weg, vom ersten Ton an. Zwei Vorgruppen mussten sie über sich ergehen lassen, und bei beiden besteht qualitätsmäßig durchaus noch Luft nach oben. Und dann endlich dieses unnachahmliche Sound-Gewitter von Volbeat, diese faszinierende Mischung aus Punk, Blues, Psychedelic, Rockabilly, Rock'n'Roll und auch Country, frisch, fröhlich, frei, als wäre dieser abenteuerliche und druckvolle Stilmix in Kopenhagen und drumherum ganz normal.

Normal ist auf jeden Fall, dass die Halle leuchtet wie ein dicht besetzter Weihnachtsbaum, wenn Poulsen das Publikum auffordert, mit den iPhones ein bisschen feierliches Licht zu machen. Fast so schön, als wäre schon Weihnachten.