Neues vom Turm II
Kleine Patzer und das Wäschegeheimnis des Sekretarius
1. August 2018, 16:59 Uhr aktualisiert am 1. August 2018, 16:59 Uhr
Wer lange im Drachenstich-Festspiel mitwirkt, der hat so gut wie jedes Wetter schon erlebt: Stürme, Platz- oder Dauerregen bei frischen Temperaturen und eben Affenhitze. Doch die Temperaturen, die in dieser Woche den Akteuren bei den abendlichen Proben das Leben schwer machen, dürften für jeden Festspielmitwirkenden eine neue Erfahrung sein. Und da heißt es: kreativ werden! Und zwar bei der Kleiderzusammenstellung. Das Model "Sommer im Mittelalter" wählten beispielsweise die beiden Volk-Damen Sabine Scheuer und Sonja Späth. Sie verzichteten in der Hauptprobe am Dienstagabend auf Kopfbedeckung und Unterkleid, "damit 's a weng luftiger wird". So gesehen könnte es gerne noch etwas heißer werden, denn dann sehen wir die Mädels des Volks künftig im Mittelalter-Bikini aus Sackleinen ...
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Dass bei der Hitze das Denken schwerfällt, ist bekannt - und folglich vielleicht auch eine Entschuldigung für manchen Lapsus bei der zweiten Hauptprobe am Dienstagabend. So vergaß Vorjahresritterin Patricia Dums kurzzeitig, wer sie ist. Na ja, zumindest wen sie gerade im Festspiel darstellen soll. Mit einem lauten "Husssaaaarrrrr!" galoppierte sie zu Beginn der Probe zusammen mit Ritter Matthias Schweitzer in die Arena - ohne daran zu denken, dass sie in diesem Moment kein Hussit, sondern eigentlich ein bayerischer Kundschafter ist. Ein paar Sekunden später merkte Patricia es doch und entschuldigte sich schnell mit: "Upppppssss ... falsche Szene ..."
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"Hoppala'", das dürfte sich auch Ritter Matthias Schweitzer gedacht haben, als er fast von der Bühne gestolpert wäre. Und zwar ist ihm das während seiner Szene zu Beginn des Spiels im Dialog mit Florian passiert. Beim Zurückstürmen in Richtung Pferd verhedderte sich der Ritter und konnte sich gerade noch fangen, ansonsten wäre er "gstrecktalängs" dagelegen, der Matthias. Auf den Schock hatte er etwas später gar ein kleines Hängerlein, jedoch nicht selbst verschuldet. Matthias spontan ins Mikro: "Ragusa ... Text!" Darauf der Regisseur etwas verwirrt: "Wo steht 'Ragusa Text?'" Der Grund für die Mini-Panne: "Der Stocki und der Horn Mich hatten ihren Text ausgelassen", so gestern der Ritter entschuldigend.
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Das war übrigens nicht das einzige Missverständnis zwischen Bühne und Regie. Als der Einsatz von Florian Fischer bevorstand, fragte Alexander Etzel-Ragusa übers Mikro bei ihm nach: "Pater, bist du scharf!" Die Folge waren Gemurmel und Geschmunzel sowie ein etwas unsicher dreinblickender Flo, angesichts dieser durchaus zweideutig zu verstehenden Frage. "Äh ... jaaaaa ...?!?", antwortete der Pater nach kurzem Zögern. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei betont, dass der Regisseur mit "scharf" natürlich das Mikro meinte. Und damit: Kopfkino aus!
Das gilt auch für unsere nächste Randnotiz: Wer sich schon immer 'mal gefragt hat, was ein Sekretarius eines Kardinals im Mittelalter darunter trug: Dieses Geheimnis lüftete Patrick Schönberger hinter der Bühne. Denn aufgrund der extremen Hitze zog er nach seinem Auftritt sein Beinkleid in Hüfthöhe hoch, um etwas "durchzulüften". Dabei wurde der Blick frei auf seinen schwarzen String Tanga. "Mehr geht drunter einfach ned, weil's so brudal hoaß is ...", meinte er fast entschuldigend, als er die Blicke der Damenwelt auf seinem durch Gewichtheben gestählten Körper versammelt "spürte".
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Um bei der Hitze das Denken etwas zu erleichtern, griff Markus "Schlecki" Reimer zu einer etwas unkonventionellen Methode. Grund: In der neuen Szene, in der die Sattelbogner-Soldaten eine "Schildkröte" bilden, wissen sie anscheinend nach Auflösung dieser militärischen Formation nicht genau, in welche Richtung sie laufen sollen. Aus diesem Grund lieh sich der Schlecki kurzzeitig das Umleitungs-Schild, das normalerweise bei der Zufahrt zum Schlossplatz postiert ist, und wies damit wild auf der Bühne fuchtelnd seinen Mannen den richtigen Weg in die Schlacht gegen die Hussiten. Wie meinte einer daraufhin frotzelnd: "Eines Tages wird's so weit sein, dass sie ein solches Umleitungsschild an der Drachenstich-Bühne vorbei direkt ins Wirtshaus leitet, die Stangerlbogner ..."