AZ-Filmkritik
"Jupiter’s Moon": Die Wiederverzauberung der Welt
22. November 2018, 12:20 Uhr aktualisiert am 22. November 2018, 12:20 Uhr
"Jupiter's Moon" verbindet Elemente vieler Filmgenres. Aber der Geschichte fehlt ein Fokus. Die AZ-Filmkritik.
Wie bringt man Gegensätze wie Fantasy und Flüchtlingsproblematik zusammen? Ganz einfach, indem man sich von den üblichen Bildern und Ideologien löst und eigene Ideen entwickelt. Das macht Regisseur Kornél Mundruczó in "Jupiter's Moon" mit Elan und einem Sack voll Überraschungen. Am Anfang sieht man Flüchtlinge beim illegalen Grenzübertritt von Serbien nach Ungarn. Gestalten, die in die Dunkelheit eintauchen, Polizisten, die sie erbarmungslos jagen. Es fallen Schüsse.
Den jungen Syrer Aryan (Zsombor Jéger) treffen drei Kugeln in die Brust, doch statt tot liegenzubleiben, erhebt sich sein Körper, schwebt über den Waldwipfeln davon. Im Flüchtlingslager kriegt der korrupte Arzt Dr. Stern (Merab Ninidze) Wind von der Sache und will den Wunderkerl als Wunderheiler mit übernatürlichen Kräften bei seinen reichen Patienten einsetzen.
Christus im Körper eines Flüchtlings
Der Mann, der gegen Bares Flüchtlinge ins Krankenhaus schmuggelt, wo sie leichter abhauen können, verspricht sich ein gutes Geschäft mit dem naiven "Engel" und Aryan macht das Spiel mit, weil er mit seinem finanziellen Anteil seinen unter Terroristenverdacht geratenen Vater retten will.
Die aktuelle Flüchtlingskrise ist für den ungarischen Regisseur Anlass, über Wunder zu reflektieren und die Suche nach Gott und Erlösung, über die Konfrontation von Realismus und Magie, über eine Christusfigur im Körper eines Flüchtlings. Dass der geldgierige Stern eine Wandlung zur Menschlichkeit durchmacht, gibt im finsteren Universum trotz allem ein bisschen Hoffnung.
Der Regisseur verliert sich zwischen Genres
Thriller, Flüchtlingsdrama, Science Fiction oder religiös angehauchter Hokuspokus? Das alles erfordert die Bereitschaft, sich auf Unmögliches einzulassen. Visuell ist der Film kühn, manchmal auch fast kitschig, der mit Verfolgungsjagden angereicherten und oft holprigen Geschichte fehlt aber ein Fokus und eine Empathie weckende Figur. So wirkt sie wie ein überladener Flickenteppich mit manchmal philosophisch-pathetischem Anstrich und bedeutungsschwangeren Sätzen.
Die Mischung verschiedener Genre-Elemente und überflüssiger Spielereien verpufft und langweilt auf Dauer. Mundruczó serviert eine sicherlich honorige politische Parabel auf eine von Korruption, Egoismus und Mitleidslosigkeit gegenüber den Schwächsten geprägte Gesellschaft. Und eine Abrechnung mit einer Zeit, in der traditionelle Religionen an Einfluss verlieren, Geld und materieller Erfolg zählen.
Doch in 130 Minuten schwebt die ziemlich wolkige Story irgendwann davon.
Kino: Monopol, R: Kornél Mundruczó (H/D, 129 Minuten)