Kultur

Gesprächskultur

"Wortwechsel und Widerworte" im TamS ist ein theatralisches Gesprächsformat von Ruth Geiersberger


Von Mathias Hejny

Der Titel verspricht streitbaren Gedankenaustausch, aber der zweite von den insgesamt vier Abenden, den die AZ besuchte, fand jedenfalls in großer Harmonie statt. Die Grafikerin Felicitas Rall-Wirtz traf bei "Wortwechsel und Widerworte" auf Anette Spola, die Gründerin und Leiterin des gastgebenden Tams-Theaters. Zwischen den kreativ tätigen Frauen ihnen hat sich, wie man während des Talks erfährt, eine Freundschaft entwickelt.

Rall-Wirtz gestaltete sowohl das Buch, das 2020 zum 50-jährigen Bestehen der Schwabinger Bühne erschien, als auch den Lyrikband "Da flattert ein Lachen aus mir", mit dem im letzten Jahr Anette Spola erstmals ihre Gedichte, zusammen mit Zeichnungen ihres 1987 gestorbenen Ehemannes Philip Arp, veröffentlichte. Die Graphikerin und die Theatermacherin entdeckten im angeregten Gespräch die Gemeinsamkeiten ihrer Arbeit: Jedes neue Projekt sei immer wieder ein ganz neuer Anfang.

Spola liebt am Theater das "rührende Ausgesetztsein" der Beteiligten zum Beginn eines jeden Probenprozesses. Trotz aller Ungewissheiten, Hindernisse und dem Suchen nach dem richtigen Weg stellt man schließlich fest: "Es kreiert sich", wie es Ruth Geiersberger zusammenfasste, die die Erfinderin und Moderatorin dieses Performance-Formats ist. Die Gesprächsreihe ist nicht nur eine Talkrunde, sondern im zweiten Teil ein musikalisches Ereignis - oder, im Geiersbergerschen Duktus angekündigt, eine "konzertante Gesprächsverrichtung mit Klang, Wort und Musik".

Im klingenden Teil spielte die Violinistin Katja Duffek mal solistisch, mal Ruth Geiersbergers Lesung von Spola-Gedichten begleitend. Die Begegnung von dramatischer Kunst und visueller Gestaltung war allerdings auch eine Abweichung des ursprünglichen Konzepts. Ausgehend von einer während der Lockdown-Phase entstandenen Reihe von Podcasts, bei der junge und ältere Schauspielerinnen und Schauspieler über ihren Beruf diskutierten, soll der Wortwechsel im Tams eine Begegnung von Kunst und Handwerk mit Menschen sein, die gleichfalls "für ihren Beruf brennen".

So sprachen zur Eröffnung der Haidhausener Metzgermeister Ignaz Vogt mit der Schauspielerin Sophie Wendt. Die Gedanken und Stimmungen wurden von den Musikern Geoff Goodman und Ardhi Engl improvisatorisch weiterentwickelt.

Engl nimmt auch am kommenden Freitag teil, wenn sich die Bestatterin Lydia Gastroph und der Schauspieler Axel Röhrle unterhalten. Am letzten Abend plaudern vor einem Auftritt der Bratscherin Evi Keglmaier (ehemals "Zwiebeldirn") der Bäckermeister Ludwig Neulinger und der Schauspieler Helmut Dauner miteinander.

wieder am Fr, 27. und Sa, 28. Januar, 20 Uhr, Haimhauserstr.13 a, % 34 58 90