Amazon-Serie

„Eine Billion Dollar": Das Buch ist eine Billion mal besser

Der Plot der neuen Amazon-Serie „Eine Billion Dollar“ verspricht einen spannenden Wirtschafts-Thriller. Doch das Ergebnis ist ein mittelmäßiges Action-Wirrwarr mit viel verschenktem Potenzial.


sized

„Eine Billion Dollar“, sechs Folgen à 50 Minuten, verfügbar bei Amazon Prime, freigegeben ab zwölf Jahren.

Darum geht’s: John lebt ein einfaches Leben als Fahrradkurier in Berlin. Er möchte nur feiern und auf keinen Fall Verantwortung übernehmen müssen. Doch dann erfährt er, dass er über Umwege der Erbe eines gigantischen Vermögens ist: Über Nacht wird John plötzlich zum reichsten Menschen der Welt mit einer Billion Dollar mehr auf dem Konto. Da kann sogar Elon Musk nicht mithalten.

Dann die nächste Überraschung: Eine Prophezeiung sagt voraus, dass John als eine Art moderner Jesus die Erde mit seinem neuen Vermögen retten wird. Plötzlich befindet er sich in einer Welt voller Korruption und Wirtschaftsverschwörungen. Viele Gruppen haben es auf sein Geld und Leben abgesehen. Die Medien stürzen sich auf ihn und plötzlich wirken eine Billion Dollar wie Pennies, wenn man sich so hohe Ziele wie die Weltrettung setzt. John hat einiges zu tun – doch wem kann er vertrauen?

Das Besondere: „Eine Billion Dollar“ basiert auf dem gleichnamigen Buch von Andreas Eschbach. Bei der Adaption nimmt sich die Serie allerdings viele Freiheiten. So ist John zum Beispiel ein deutsches Waisenkind und kein amerikanischer Pizzalieferant wie im Buch. Viele Elemente wurden gekürzt und neue Charaktere sollen der Geschichte einen festen Gegner geben. Im Buch gab es nur immer wieder vereinzelte Widersacher.

In aller Kürze: John wird durch ein jahrhundertealtes Erbe zum reichsten Menschen der Welt. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, denn von ihm wird erwartet, den Planeten zu retten.

Fazit: „Eine Billion Dollar“ verliert sich leider genau in dem Aspekt, der von der Geschichte scharf kritisiert wird: dem ungehemmten Luxus. Die spannende Grundidee wird schlecht behandelt und stattdessen durch teure Action-Szenen und prunkvolle Aufnahmen in italienischen Anwesen und der Berliner Party-Szene ausgeschmückt. Die Serie zeigt lediglich die Kernprobleme unserer Welt auf, wie den Klimawandel und Korruption – wirklich erkunden und Lösungen suchen, das möchten die Entwickler der Serie jedoch nicht. Stattdessen wird viel gefeiert und mit Pistolen geschossen. Bunte Bilder, die von der leeren Geschichte ablenken. Das ist schade, weil sich das Buch mehr Zeit für die großen Fragen nimmt, die der Plot von „Eine Billion Dollar“ aufwirft – und damit eine Geschichte baut, die spannender ist als jede aufwendig verfilmte Schießerei in der Adaption.

Problematik: Auch den Schauspielern wurde kein Gefallen getan: Alessandra Mastronardi als Johns Geliebte und wichtigste Wirtschaftsexpertin sowie Oliver Masucci als Malcolm McCaine, ein verschrobener Hedgefond-Magier, sind zwar kleine Highlights. Doch die Dialoge sind steif und klischeereich geschrieben, sodass selbst die besten Schauspieler den Charakteren nur wenig Tiefe verleihen können.

Am meisten fällt das beim Protagonisten John auf. Dieser ist mal ein dummer Nichtskönner, mal ein motivierter Weltretter. Schauspieler Philip Froissant scheitert an dieser oft willkürlich wechselnden Charakterisierung und kann dem seichten Drehbuch leider auch keine Tiefe geben.

All diese Probleme formen sich zu einem wirren Ende, das wohl kaum einen Zuschauer zufriedenstellt. In sechs Folgen werden viele Fragen und Probleme angeschnitten. Doch zwischen halbherzigen Actionszenen und wirren Gesprächen über die Weltwirtschaft finden sich keine spannenden Antworten. Was macht es mit einem Menschen, wenn er plötzlich reicher ist als Elon Musk? Was kostet die Rettung der Welt? Bevor diese Fragen überhaupt Thema werden, ist die Serie auch schon vorbei.