AZ-Filmkritik

Amüsant bis grimmig: "Ein letzter Job" mit Michael Caine


Michael Caine (r.) als Brian Reader in "Ein letzter Job".

Michael Caine (r.) als Brian Reader in "Ein letzter Job".

Von Niklas Braun

In "Ein letzter Job" geht Michael Caine mit drei weiteren in die Jahre gekommenen Kollegen auf einen Raubzug.

Am Osterwochenende 2015 wurden die Schließfächer eines Londoner Gelddepots aufgebrochen. Wie viel gestohlen wurde, ist nicht bekannt, möglicherweise aber, so spekulierten seinerzeit englische Medien, verschwanden bis zu 200 Millionen Pfund. Das Interesse zu erfahren, wer die Täter waren, war hoch. Die Dummheit der Diebe aber auch, da sie zwar erfahrene Täter waren, mit den modernen Ermittlungsmethoden aber nicht Schritt gehalten hatten. Nur wenige Wochen später wurden sie verhaftet - allesamt ältere Herren.

"Ein letzter Job" beruht auf wahrer Begebenheit

Dieses Verbrechen bildet die Grundlage für den Film "Ein letzter Job". Regisseur James Marsh hat seinen Film edel besetzt. Neben Michael Caine agieren unter anderem Michael Gambon, Jim Broadbent und Ray Winstone. Was sie mit ihren Charakteren eint: Ihre beste Zeit liegt hinter ihnen, aber sie wollen es noch mal wissen. Ein paar Rollen sind dabei besonders dankbar. Während Ray Winstone den prolligen Schläger spielt, für den er bekannt ist, ist Broadbent gegen seinen Typ besetzt. Eigentlich spielt er immer die schrulligen, irgendwie ganz netten Typen, hier ist er jedoch angsteinflößend. Ein echter Psychopath.

Terry Perkins (Jim Broadbent; l.)), Danny Jones (Ray Winstone; m.) und Basil (Charlie Cox; r.).

Terry Perkins (Jim Broadbent; l.)), Danny Jones (Ray Winstone; m.) und Basil (Charlie Cox; r.).

Gaunerfilm: Von amüsant bis grimmig

So interessant die Besetzung, so sprunghaft ist die Tonalität des Films. Während "Ein letzter Job" im ersten Drittel noch wie ein amüsanter Gaunerfilm anmutet, der britisch-schräg zu unterhalten weiß, wird das Ganze direkt im Anschluss an den Raub deutlich grimmiger.

Denn nun kommen die Differenzen zum Tragen und die pure Gier überschattet alles. Vielleicht will der Film zeigen, dass Gier Menschen verändert, wodurch auch die Stimmung innerhalb der Gruppe kippt. Doch dieser Wechsel im Ton kommt abrupt - fast ist es so, als würde man zwei verschiedene Filme hintereinander sehen. "Ein letzter Job" mutet in seiner Erzählweise altmodisch an. Wer mit all den großartigen Schauspielern aufgewachsen und mit ihnen alt geworden ist, wird sich hier zu Hause fühlen.

Michael Caine und Co. in jung

Dazu passt auch, dass Regisseur Marsh kurze, in Schwarzweiß gehaltene Ausschnitte alter britischer Kriminalfilme einstreut, in denen man Michael Caine und Co. in jungen Jahren sieht.

"Ein letzter Job" ist ein Film, der sich ganz aus den Klassikern der Vergangenheit speist.

Kino: ABC sowie Monopol (auch OmU) und Museum-Lichtspiele (OV)

Regie: James Marsh (GB, 108 Min.)

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