IHC Atting

Wölfe auf Skates


Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Eishockeyspieler - doch die Wölfe vom IHC Atting stehen auf Inlineskates statt auf Schlittschuhen. Sie spielen Inline-Skaterhockey. (Fotos: Bauer)

Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Eishockeyspieler - doch die Wölfe vom IHC Atting stehen auf Inlineskates statt auf Schlittschuhen. Sie spielen Inline-Skaterhockey. (Fotos: Bauer)

Von Michael Bauer

Der Wind pfeift und es regnet ein bisschen als Felix (12) und Valentin (6) an einem Februar-Tag gemeinsam mit ihrer Mutter die Ausstellungshalle am Hagen betreten. Sie haben zwei große Taschen und Schläger dabei. Die beiden freuen sich wie der Rest ihrer Mitspieler schon auf die nächsten rund 90 Minuten Hockey. Bald ein Jahr, seit April 2012, spielen die beiden Inline-Skaterhockey beim IHC Atting.

In der Tasche ist alles, was sie brauchen, unter anderem Handschuhe, Hose, Brustschutz und natürlich der Helm. Bei Valentin in etwas anderer Form. Er trägt einen besonders stabilen Helm, dicke Beinschienen und einen Fanghandschuh. Er ist Torwart. Vor dem harten Plastikball hat er keine Angst. "Und ich kann auch schon den Spagat, schau mal", erzählt er stolz und führt ihn sogleich vor.

Denn seine Beweglichkeit trainiert er täglich. Der kleine Goalie ist einer der jüngsten Spieler im Verein. Bereits mit fünf Jahren stand er erstmals im Hockey-Tor der Bambini-Wölfe. "Und wenn sie nicht hier in der Halle trainieren, spielen die beiden bei uns zu Hause im Keller", erzählt die Mutter und lacht. Im vergangenen Jahr wurde die Mannschaft bayerischer Meister und durfte zur deutschen Meisterschaft reisen. Dort wurden sie Vierter.

Inline-Skaterhockey ist eine relativ junge Sportart, die es erst seit Anfang der 80er-Jahre in Europa gibt. Deutschland ist eine der Top-Nationen und gewinnt regelmäßig internationale Titelkämpfe. Mehr als 8500 Aktive spielen in der Bundesrepublik, 1600 davon in Bayern. Seit 15 Jahren gibt es den IHC Atting, der mittlerweile mehr als 150 Mitglieder aus dem gesamten Landkreis hat. Seit zwölf Jahren wird Nachwuchsarbeit betrieben, zehn Jahre ist der Nachwuchs nun im Ligenbetrieb aktiv. Neben Atting sind Deggendorf und Augsburg die größten Clubs in Bayern.

"Ein Hockeyverrückter"

Einer, der seit Anfang an im Nachwuchs mit dabei ist, ist Tim Bernhard (21). Er war Meister mit der Jugend, den Junioren, spielte beim Europacup und hat an die Tür zur Nationalmannschaft geklopft. Heute ist er ein Leistungsträger der ersten Mannschaft, die in der 2. Bundesliga spielt und laut seinem Coach Jürgen Amann "ein Hockeyverrückter". Daher sieht man ihn nicht nur im Herrentraining, sondern auch bei den Junioren oder im Torwarttraining.

Felix und Valentin sind mit ihren zwölf und sechs Jahren noch am Anfang. Sie spielen zwar in unterschiedlichen Altersklassen, trainieren aber zusammen. "Bei den Bambini sind wir momentan etwas zu wenig, daher trainieren sie mit den etwas Größeren mit", erklärt Andreas Schmidhuber, der das Training im Nachwuchs koordiniert und zusammen mit Helmut Herrmann, Markus Alzinger und Fabian Hillmeier hält.

An diesem Tag leitet Herrmann das Training. Interessiert schauen die rund 15 Jugendlichen zu, als er die Übungen vormacht und die Wichtigkeit der richtigen Lauftechnik erläutert. "Jungs, es heißt Powerskating und was heißt Power?", fragt er nach einer Übung und zeigt noch einmal die Bewegung. "Kraft", schallt es zurück. "Genau - ihr müsst eure Kraft auf die Skates übertragen", sagt er und zeigt das Jonas, dem Jüngsten im Feld, der den Großen noch nicht so schnell hinterherkommt. "Die Laufschule ist die Grundlage", erklärt Schmidhuber. "Das nimmt am Anfang einen großen Teil des Trainings ein. Alle diese Grundlagen versuchen wir, den Kindern spielerisch beizubringen. Sind sie zwölf oder 13, müssen sie das beherrschen."

Etwas härter zur Sache

Schmidhuber steht bei der Jugend (13 bis 15 Jahre) als Coach auf dem Feld. Dort geht es schon etwas härter zur Sache. Doch immer wieder bleibt auch Zeit für Einzelgespräche. Schmidhuber erklärt die Laufwege, Abdrängen Richtung Band und richtigen Körperkontakt. Dabei wird er auch einmal ernst: "Wir sind hier nicht in der DEL", nimmt er sich einen Spieler zur Brust, der gerade etwas heftiger gecheckt hat. "Für so was gibt's bei uns in der Liga zwei Minuten Strafzeit."

Wölfe sind Tigers-Fans

Skaterhockey ist mit Eishockey sehr stark zu vergleichen. Das Grundprinzip ist das gleiche, nur der Untergrund ein anderer. "Unser Vorteil ist: Wir können in unserer Halle bis auf wenige Ausnahmen das ganze Jahr trainieren", sagt Schmidhuber. Doch Eishockey ist natürlich auch bei den Spielern des IHC Atting allgegenwärtig. Egal, ob bei den Schülern, der Jugend oder den Junioren: Tigers und Wölfe halten sich auf den Trikots in den Trainings die Waage. Fast jeder Skaterhockey-Spieler geht auch zu den Tigers. "Bei mir haben alle Spieler unterschrieben", erzählt Valentin und deutet auf seine Stockhand. "Ein Trikot mit Unterschriften hab' ich auch noch." Jedes Jahr im Sommer treffen die großen Tigers und Wölfe zu einem Benefizspiel aufeinander - auf Skates und im großen Eisstadion, das im Sommer den Inlinehockey-Spielern gehört. Bisher haben die DEL-Profis zweimal, die Attinger einmal gewonnen.

Vom Profitum ist man aber trotz der 2. Bundesliga und bis vor zwei Jahren 1. Bundesliga weit entfernt. Skaterhockey ist zumindest in Bayern ein reiner Amateursport. "Wir wollen aber jedem interessierten und motivierten Nachwuchsspieler eine bestmögliche sportliche Ausbildung bieten", sagt 1. Vorsitzender Bernd Maier. "Außerdem versuchen wir, die jungen Vereinsmitglieder sozial zu fördern und sie mit dem Sinn und Hintergrund eines Vereins vertraut zu machen."

Wie das aussehen kann, zeigt Moritz Eisenschink im Sommer. Wenn er nicht hinter dem Ball herjagt, sitzt er bei den Bundesliga-Spielen als Stadionsprecher hinter dem Mikrofon. "Ich habe das 2009-mal probiert und es hat mir Spaß gemacht", erklärt er. Damals war er zwölf Jahre alt. Heute, mit 15 Jahren, erlaubt er sich auch mal den einen oder anderen Scherz. Tim Bernhard hat von ihm seinen eigenen Tor-Song bekommen. "Presslufthammer Bernhard" von Torfrock - weil sein Schlagschuss so hart einschlägt, lässt Moritz nach jedem Tor über die Stadionanlage laufen.

Und der Spaß soll bei den Wölfen im Vordergrund stehen - auch, wenn die Spieler nach dem Training ziemlich ausgepowert sind. Gut, dass die Wasserflasche schon bereitsteht, als Valentin, Felix und Co. die Spielfläche verlassen. Der Trainer schickt ihnen noch ein "Gut gemacht, Jungs. Bis zum nächsten Mal", hinterher.

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Foto: Bauer

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Valentin ist mit seinen sechs Jahren der jüngste Torwart beim IHC Atting. Den Spagat kann er schon.