400. Ausgabe der Freistunde

Wendepunkte in der Politik wurden angekündigt – passiert ist aber oft wenig

Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Wendepunkten. Von Momenten, die alles verändern. Und trotzdem ist die Welt danach häufig noch immer dieselbe.


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Es gibt Wendepunkte in der Mathematik, in Anekdoten, der Geschichte, im privaten Leben: Wandlungen bringen neue Möglichkeiten. Wahrscheinlich werden deswegen so viele Ideen oder Entdeckungen als Wendepunkte gefeiert – dabei können nicht immer alle Versprechen eingehalten werden.

Krieg in Europa

„Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor.“ Das ist ein Zitat von Olaf Scholz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Ein Wendepunkt in der Außenpolitik, Verteidigungspolitik und des Denkens in Europa. Denn seitdem gibt es wieder Krieg in Europa, obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich ein ganz anderer Wendepunkt das Ziel war: nie wieder Krieg in Europa. Die UN wurde gegründet, um aus den Weltkriegen Lehren zu ziehen sowie Frieden, Zusammenarbeit und Menschenrechte zu schützen und zu fördern. Es hätte ein endgültiger Wendepunkt sein sollen. Doch – wie so oft – bleiben die Muster der Geschichte erhalten.

Das Problem mit der Kohle

Menschen suchen immer nach Lösungen für aktuelle Probleme. Während der Industrialisierung feierte man Kohle als effizienten Energieträger, um das damals genutzte Holz zu ersetzen. Damals ein Wendepunkt scheinbar zum Guten, nun ein Problem für die Umwelt.

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Bis 2030 sollen 80 Prozent der Energieversorgung durch erneuerbare Energien gedeckt sein. Vor über einem Jahr sind die letzten Atomkraftwerke ausgeschaltet worden. Auch die Hoffnung auf Energiegewinnung durch Kernfusion wurde bisher nicht erfüllt. Für die angekündigte Energiewende fehlen Zeit und Geld. Der Ausbau der Erneuerbaren muss laut Bundesregierung dreimal so schnell vorangehen wie bisher, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Zudem ist der Energieverbrauch in Deutschland insgesamt zu hoch. Ist die Energiewende also gescheitert? Das lassen zumindest einige Stimmen aus den Medien verlauten.

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Umdenken in der Mobilität

Auch die Mobilitätswende lässt auf sich warten. Zu kompliziert, zu wenig Ressourcen, zu schlecht ausgebaute Infrastruktur. Stand heute wäre die Energieversorgung überlastet, wenn deutschlandweit der Umstieg auf E-Autos gelingen würde. Auch Reichweite, Abbau der Batterien und Rohstoffknappheit sind noch eine Herausforderung. Jedoch werden stetig Fortschritte und neue Erkenntnisse erzielt, wie man E- und Wasserstoffautos verbessern kann.

Das 1,5-Grad-Ziel

Von einem möglichen „Wendepunkt für unseren Planeten“ sprach auch der damalige US-Präsident Barack Obama, nachdem das Pariser Klimaabkommen bestätigt worden war. Die Vertragsstaaten setzten sich darin als Ziel, die globale Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius, besser noch auf 1,5 Grad, gegenüber dem vorindustriellen Stand einzudämmen.

Wenn die 2-Grad-Grenze erreicht ist, sind die Auswirkungen auf den Klimawandel und die damit verbundenen Risiken noch verheerender als bisher. Das Ziel scheitert allerdings nach derzeitigen Prognosen von Meteorologen. Der Wendepunkt bleibt so auch hier bisher aus.

Ausblick mit Fragezeichen

Die Welt ist also in vielen Punkten noch immer dieselbe. Wendepunkte wurden angekündigt, jedoch häufig nicht weitreichend genug umgesetzt. Weltfriede, Klimaneutralität, gestoppter Klimawandel. All das scheint so fern von der Realität wie nie zuvor. Obwohl es bei jedem privat vermutlich genügend positive als auch negative Wendepunkte gibt, ändert sich die Welt und die Menschheit in ihrer Gesamtheit erstaunlich wenig.

Menschen stehen immerzu vor neuen Problemen, die sie mit Einsatz und Mut bestmöglich versuchen, zu lösen. Dabei erzielen sie Erfolge wie Fehlschläge. Die Zukunft wird zeigen, was davon überwiegt.

Dieser Artikel ist Teil der 400. Freistunde-Ausgabe zum Thema „Wendepunkte“.

Eine Übersicht zu allen Artikeln der Jubiläums-Ausgabe