Tischtennis-Star mit Handicap

Thomas Schmidberger kämpft sich im Rollstuhl durchs Leben


Tischtennis ist die große Leidenschaft des 23-jährigen Thomas Schmidberger. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Tischtennis ist die große Leidenschaft des 23-jährigen Thomas Schmidberger. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Von Bastian Schreiner

Die Titelsammlung von Tischtennis-Ass Thomas Schmidberger ist riesig: Zwei Medaillen bei den Paralympics, Vizeweltmeister, Europameister, Behindertensportler des Jahres. Noch beeindruckender werden die Erfolge, wenn man bedenkt, dass der 23-Jährige im Rollstuhl sitzt. Im Alter von viereinhalb Jahren hatte der Viechtacher einen schweren Unfall. Seitdem ist er querschnittsgelähmt. Wie Thomas mit dem Handicap im Alltag klar kommt, wie wichtig ihm die Sportart Tischtennis ist und welche privaten und sportlichen Ziele er in seinem Leben hat, erzählt er im Interview.

Freistunde: Thomas, die Weltmeisterschaft in China ist gerade einmal ein paar Wochen her. Welche Eindrücke sind geblieben?


Thomas: Mit der Goldmedaille im Doppel und der Silbermedaille im Einzel bin ich natürlich zufrieden, doch es ist noch Luft nach oben. Klima, Unterkunft und Essen waren zunächst sehr gewöhnungsbedürftig.

Welcher deiner Titel bedeutet dir am meisten?


Das ist schwierig zu sagen, da man immer sein Bestes gibt. Die Weltmeisterschaft im Doppel ist schon gut, aber den höchsten Stellenwert haben für mich trotzdem die Medaillen bei den Paralympics.

Wie bist du nach deinem Unfall zum Tischtennis gekommen?


In der Schule haben meine Freunde immer während den Pausen Tischtennis gespielt. Am Anfang war ich der Schlechteste, doch dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich habe viel geübt. Mir hat das richtig Spaß gemacht und bald hat mich ein Verein zum Probetraining eingeladen.

Wie wichtig ist dir der Sport?

Neben Gesundheit und Familie das Wichtigste. Momentan lebe ich für und vom Sport. Tischtennis ist kein Hobby mehr, sondern eine große Leidenschaft.

Welche Fähigkeiten braucht ein sehr guter Tischtennisspieler?


Vor allem Spielverständnis, Disziplin und Reaktionsschnelligkeit. Auch ein gutes Ballgefühl ist sehr wichtig.

Kann man das trainieren?

Ja, man muss viel trainieren. Zu Beginn meiner Laufbahn habe ich aber in erster Linie von meinem Talent gelebt.

Woher kommt dein Ehrgeiz?


Mir fehlen noch einige Titel. Deshalb habe ich kein Motivationsproblem. Ich habe die Intention, immer weiterzumachen.

Was sagen Familie und Freunde zu deiner steilen Karriere im Tischtennis-Rolli?

Sie haben mich von Anfang an unterstützt, erkennen nun meine Leistung an und sind stolz. Manchmal wünschen sie sich jedoch mehr Zeit mit mir.

Mit den Erfolgen hat auch das öffentliche Interesse zugenommen. Stehst du gerne im Mittelpunkt?

Es ist schön, bekannt zu sein und in der Öffentlichkeit erkannt zu werden. Auf der anderen Seite möchte ich nach großen Turnieren auch ein bisschen Zeit für mich. Das hat eben alles Vor- und Nachteile.

Studium, Training, Wettkämpfe - Wie managest du dein Leben im Rollstuhl?

Bei mir dauern einige Dinge einfach etwas länger. Aber der Alltag im Rolli ist für mich schon normal. Beispielsweise habe ich ein Auto mit spezieller Ausstattung. Schwieriger ist derzeit eher, Studium und Sport unter einen Hut zu bringen.

Woher nimmst du dann die Kraft für den stressigen Alltag?

Mein wichtigster Bezugspunkt ist die Heimat. Bei Familie und Freunden kann ich Kraft tanken, entspannen und regenerieren.

Deshalb spielst du auch noch in der Heimat beim FC Miltach?


Ja, die Bindung zur Heimat will ich unbedingt halten. Ich werde noch eine Saison bei den nichtbehinderten Tischtennisspielern in Miltach mitwirken.

Welche privaten Ziele setzt du dir für die kommenden Jahre?

Momentan steht mein Studium im Vordergrund. Zudem wünsche ich mir, dass mit Freundin und Freunden weiterhin alles so gut läuft. Generell will ich gesund und verletzungsfrei bleiben.

Im Jahr 2016 sind die Paralympics in Rio de Janeiro in Brasilien. Was nimmst du dir für den nächsten Höhepunkt vor?

So kurz nach der Weltmeisterschaft mache ich mir darüber noch wenig Gedanken. Klar hat man das Highlight im Hinterkopf, doch nächstes Jahr steht erst die Europameisterschaft in Dänemark an. Dort habe ich zwei Titel zu verteidigen.

Thomas Schmidberger wurde zu Deutschlands Behindertensportler des Jahres 2013 gewählt. (Foto: Marius Becker/dpa)

Thomas Schmidberger wurde zu Deutschlands Behindertensportler des Jahres 2013 gewählt. (Foto: Marius Becker/dpa)